Review Dark Tranquillity – Damage Done

Da sind sie wieder! Ja, DARK TRANQUILLITY sind zurück. Nach den eher enttäuschenden Experimenten „Projector“ (1999) und „Haven“ (2000), die sehr elektronisch waren und in Gothic-Gefilde abdrifteten, wird jetzt wieder melodisches Todesblei auf höchster Ebene gegossen. Endlich stehen wieder die Gitarren im Vordergrund, und die Keyboards weit im Hintergrund. Ebenso ist hier keine einzige klare Gesanglinie von Mikeal Stanne vorhanden – dafür wäre hier kein Platz, und so wird von vorne bis hinten feinstes Growling geboten. Eine blanke Rückkehr zu den Wurzeln ist „Damage Done“ sicher nicht, denn die Stärken der älteren Alben wurde mit denen der neueren vermischt. So klingen die Schweden hier durch die neu gewonnenen Erfahrungen zeitgemäßer und moderner. Das sollte man aber nicht falsch auffassen, denn mit New Metal oder derer Dinge hat das gar nichts zu tun!

Aufgenommen und gemischt wurde die Platte in den heimischen Fredman Studios in Göteborg, Verantwortlich für die Produktion und den Mix zeichnete sich wieder Frederik Nordström.Der Albumtitel wurde gewählt, da es sich in den Texten vorwiegend über wichtige und endgültige Entscheidungen im Leben handelt, die man nicht mehr zurücknehmen oder ungeschehen machen kann; dann muss man eben damit leben – damage done!

Von der ersten Minute an können Fans der alten Tage nach experimentellen Jahren aufatmen, denn schon der Opener rollt wie eine Urgewalt aus den Boxen. Schnell, kompromisslos und hart – das sind die wirklichen Stärken von Dark Tranquillity. Nach dem ersten Ohrwurm und Banger folgt gleich der nächste Hit, der sich tief festsetzt: „Hours Passed In Exile“ ist eine Melodic Death Metal Hymne, die durch ruhige Einschübe sehr abwechslungsreich ist und mit einem starken Solo aufwartet. Ein Stückchen schneller und härter wird’s mit „Monochromatic Stains“. Die Keyboards werden hier punktgenau an den richtigen Stellen eingesetzt, so dass sich die Melodie ins Hirn fräst.

Mit „Single Part Of Two“ wird’s dann etwas ruhiger, trotzdem geht die Post hier noch richtig ab. Bezeichnend für das Album sind auch die gnadenlos genialen sich duellierenden Gitarrenduelle, was mir hier bei diesem Song besonders gut gefällt.„The Treason Wall“ kommt schön gewaltig daher und Mikael beeindruckt stellenweise mit fast schon psychopatisch klingendem, flüsternden Growls. Eher im Midtempo agiert das ungewöhnlich betitelte „Format C: For Cortex“, dass wieder eine wunderbar einprägsame Melodie hat. Auch der Titeltrack „Damage Done“ schließt sich dieser Reihe an und lebt vor allem auch von den ständigen Wechseln zwischen ruhigen, schnellen und Midtempo-Parts.

„Cathode Ray Sunshine“ ist ein weiteres Highlight der Platte und falls man unbedingt Anspieltipps geben müsste: Dieser wäre neben den ersten beiden Tracks mein Vorschlag. Der einzige halbwegs keyboard-basierende Track ist das dahingroovende „The Enemy“, dass zwar immer noch sehr gut ist, aber meiner Meinung nach gegen den Rest des Feldes etwas abfällt.
Bang your f’n heads heisst es bei „I, Deception“ und „White Noise / Black Silence“ die hier den besten Stoff auf „Damage Done“ liefern, um ungehindert die Matte kreisen zu lassen. Einen weichen Abschluss stellt das Instrumental „Ex Nihilo“ dar, was in dieser Form eine Premiere bei Dark Tranquillity hat. Das Stück könnte in seiner Form auch auf dem Soundtrack einer Mystery-Serie stehen, sehr stark gemacht.

Mit “Damage Done” haben DARK TRANQUILLITY gegenüber “Reroute To Remain” von den Melodic Death Kollegen klar die Nase vorn. Überhaupt brauchen sie sich die Vergleiche mit In Flames gar nicht mehr gefallen lassen, da der Stil mindestens seit fünf Jahren kaum mehr miteinander zu vergleichen ist und DARK TRANQUILLITY wesentlich rauer sind. Man stelle nur mal die beiden aktuellen Werke oder „Projector“ und „Clayman“ gegenüber. Der Sound ist aggressiv und dreckig, Abwechslung gibt es durch ruhige Passagen, etliche Rhythmuswechsel und den vielschichtigen Gesang von Mikael Stanne genug, und trotz der Härte setzen sich die wunderbar ausgefeilten Melodien gut im Ohr fest. Nach mehreren Hördurchgängen fallen immer noch neue Details und Kleinigkeiten. Zusammengefasst ist „Damage Done“ ohne Frage eines der besten Melodic-Death-Metal-Alben, die je aufgenommen wurden und hat sich so einen Ehrenplatz in den Ohren aller Genrefans verdient.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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