Review Dark Tranquillity – Character

DARK TRANQUILLITY sind auf ihrem Sektor sicherlich eine absolute Ausnahmeerscheinung. Album für Album zeigen die Schweden, dass im Melodic Death Metal durchaus noch innovatives Schaffen herauszuholen ist. Es gibt viele Melodic Death Metal-Formationen, aber nur wenige, die konstant ihre Linie fahren und dabei ihre Fans jedes Mal aufs Neue mit einer wunderbaren Scheibe beglücken. Da fallen einem aus früheren Tagen sicherlich noch At The Gates oder Edge Of Sanity ein, wenn diese auch etwas härteren Sound hatten. Viele Bands haben sich weiterentwickelt, kommen vielleicht aus der Göteborger Ecke, aber spielen kaum noch Musik die diesem eigentlich so wunderbaren Genre gerecht werden.Das Cover ist wunderbar anzusehen und ähnelt stark dem der vorausgegangenen EP. Moderne Grafik, die kaum darauf schließen lässt, mit welcher Spielart man es hierbei zu tun hat. Selbstverständlich stammt das Artwork aus der virtuellen Feder des begabten Gitarristen und Grafikers Niklas Sundin.

Jedenfalls legen die sympathischen Schweden um „Prophet“ Mikael Stanne (wer die Band bereits live erlebte, weiß, was ich meine) mit ihrem neuen Album „Character“ ein Album vor, welches es auf seinem Gebiet im Jahr 2005 erst einmal zu toppen gilt. Im Vorfeld brachte man über Century Media Records einen Appetizer namens „Lost To Apathy“ auf den Markt, das den gleichnamigen Titelsong, sowie drei weitere Schmankerl beinhaltete. Das vollwertige Album haut dem gespannten Hörer gleich zu Beginn technisch versiertes Drumming und feurige Gitarrenduelle zwischen Martin Henriksson und Niklas Sundin um die Ohren. „The New Build“ zeigt schnell auf, dass die Schweden nicht unbedingt ein derart hochmelodisches Album wie „Damage Done“ aufnahmen, sondern eher ein etwas düsteres, schnelleres und technischeres. Das Album weiß bei den ersten Durchläufen nicht unbedingt eine Starteuphorie auszulösen, wie es der Vorgänger schaffte, aber jeder Anhänger der Band oder des Genres tut gut daran, der „Character“ mehrere Durchläufe zu gönnen.

Das Album verfügt über eine sehr große Vielfalt, was bei eigentlich jedem einzelnen Song deutlich wird. Großartige Gitarrenriffs, hymnenartige Melodien und anspruchsvolles Drumming erstrecken sich über das gesamte Album. Unbedingt zu erwähnen ist auch die große Experimentierfreude der sechs Schweden. Darauf wird sehr viel Wert gelegt und Frontner Mikael Stanne macht auch kein Geheimnis daraus, dass eine Band ohne Hunger auf neue Dinge schnell eintönig und gelangweilt spielen würde.
Beim Song „Dry Run“ erstreckt sich zu Beginn hartes, zügiges Riff-Gemetzel und der Song ist einer der schnellsten auf der „Character“. Stannes Gesang ist gewohnt tief und emotional und auch Brändström steuert mystische Sounds vom Keyboard bei. Diesen Song würde ich auf jeden Fall als absoluten Anspieltipp nennen. Ab der zweiten Minute erwartet den Hörer ein Riff-Duett, dass die komplette Spielfreude der beiden Gitarristen aufzeigt.Aufgrund seiner Komplexität ist dieses neue Werk von Dark Tranquillity vielleicht das beste in der Bandgeschichte. Aber eben diese Komplexität ist es auch, die das Album für den Hörer etwas schwieriger macht. Man braucht wirklich Zeit, um sich die Scheibe zu verinnerlichen. Trotz allem bleibt aber zu sagen, dass Dark Tranquillity mit ihrer neuen Scheibe ihrem fantastischen Vorgänger in nichts nachstehen. Die Alben lassen sich nicht unbedingt vergleichen, aber Enttäuschung sollte bei den wenigsten aufkommen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert