Sieht man sich ein wenig im Neoklassik-Bereich um, so kommt man kaum umhin, über den Namen DARK SANCTUARY zu stolpern. Obwohl man die Franzosen gut und gerne als Institution dieses Genres bezeichnen kann, hörte man nach ihrem selbstbetitelten 2009er Abschiedsalbum acht Jahre lang nichts Neues mehr von den neoklassischen Darkwavern. Daran ändert sich leider auch mit ihrer schlicht „Metal“ benannten Platte nichts, wie der geneigte Fan bereits unschwer an den Songtiteln erkennt. Um ihrer Liebe zu harter Gitarrenmusik Ausdruck zu verleihen, haben DARK SANCTUARY nämlich einfach sechs ihrer eigenen Songs einer Metallisierungskur unterzogen. Ob das die Fanschar bis zu einem etwaigen Comeback bei Laune halten kann?
Eine stilistische 180-Grad-Drehung haben DARK SANCTUARY damit natürlich nicht vollzogen, denn auch die harten Metal-Gitarren und -Drums nehmen den Kompositionen nichts von ihrer tristen Neoklassik-Grandeur. Die gramerfüllten Symphonic-Keyboards, die verheißungsvollen Glocken sowie die klassisch inspirierten Piano-Arrangements und der wehklagende, opernhafte Frauengesang sind immer noch vorhanden, insbesondere im siebeneinhalbminütigen „Seul, Face Au Sinistre“ präsentieren sich DARK SANCTUARY diesbezüglich in all ihrer Pracht.
Doch „Metal“ trägt seinen Titel nicht grundlos, denn abgesehen vom Gesang werden die übrigen Songs in erster Linie von den Gitarren getragen. Diese machen bereits im eröffnenden „Laissez-moi Mourir“ einiges her – anfangs. Vor allem die Lead-Melodien sind ein steter Quell der Trostlosigkeit und reichen in ihrem Ausdrucksvermögen sogar an My Dying Bride heran. Dies allerdings nie länger als ein paar wenige Minuten, DARK SANCTUARY scheinen sie nämlich immer wieder zu überschätzen, sodass sie diese kaum jemals variieren. Nur allzu bald ist man davon übersättigt.
Abseits der Leads sieht es noch schlechter aus, wie etwa in „Cristal“, das mit seinen geradezu verwerflich generischen Gitarrenriffs keinerlei Gefühlsregung, sondern nur müdes Gähnen auslöst. Trotz ihrer Melodiearmut sind diese und ähnliche Nummern jedoch auch alles andere als kraftvoll, denn der Sound von „Metal“ ist grotesk unausgeglichen, sodass gerade die wuchtigeren Bestandteile ganz und gar im Nichts versinken. Ähnlich groß ist die Enttäuschung hinsichtlich der Vocals. Zwar spiegelt der Gesang wesentlich mehr Tristesse wider als die Instrumente, doch die Melodien wirken allzu beliebig, austauschbar. Lediglich in „Des Illusions“ lassen DARK SANCTUARY dahingehend mit schmerzerfülltem Spoken-Word aufhorchen, das wesentlich aufrichtiger klingt als der sonst eher halbgare Gesang.
Das Konzept, an dem sich DARK SANCTUARY auf ihrer achten Platte versuchen, ist an sich nicht uninteressant, die Leads und Symphonic-Stilmittel passen gut zusammen und haben einiges an emotionalem Potential. Davon abgesehen ist das nur gut eine halbe Stunde lange „Metal“ ein ziemlich schwacher Versuch, den eigenen Songs neue Facetten zu entlocken. Die reichlich uninspirierten Gitarren, die oftmals zu generischen oder zu lange ausgeschlachteten Melodien sowie der irritierende, ständig wechselnde Sound der Platte sind die Hauptgründe, aus denen man „Metal“ als gescheitert ansehen muss. Einen solch schalen Nachruf hätte wohl niemand gebraucht.
Wertung: 5.5 / 10