Review Dark Fortress – Spectres From The Old World

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Im Verlauf der mittlerweile über 25 Jahre ihres Bestehens haben DARK FORTRESS sich so manches Mal neu erfunden. Spielte die deutsche Gruppe auf ihrem Debüt „Tales From Eternal Dusk“ noch mustergültigen, wenn auch nicht gerade unverwechselbaren Melodic Black Metal, so verfinsterte sich der Stil der Band auf den Folgealben zusehends und wurde außerdem zunehmend markanter. Mit dem Wechsel ihres Frontmanns schlugen DARK FORTRESS abermals einen stilistischen Haken, zuerst hin zu eingängigerem Liedgut („Eidolon“) und anschließend in die entgegengesetzte, progressivere Richtung („Ylem“). In den sechs Jahren seit dem letzten Release „Veneral Dawn“ (2014) des Quintetts hatten die Bandmitglieder in zahlreichen anderen Projekten ihre Finger im Spiel – umso naheliegender ist daher die Frage, ob die Black-Metaller auf „Spectres Of The Old World“ abermals wie ausgewechselt klingen.

Grundsätzlich sind DARK FORTRESS auf ihrem achten Album mühelos wiederzuerkennen – sofern man die Band nicht schon nach „Séance“ abgeschrieben und sich daher nicht mit ihrer jüngsten Schaffensphase auseinandergesetzt hat. Ihre progressiven Anwandlungen haben DARK FORTRESS auf der Platte, die konzeptionell von im wahrsten Sinne des Wortes universellen Themen wie der String-Theorie und Kosmologie inspiriert wurde, nämlich nicht abgelegt, sondern allenfalls ein Stück weit gestutzt. Anstatt zu dem pechschwarzen Horror, der ihre Veröffentlichungen bis einschließlich „Eidolon“ prägte, zurückzukehren, spielen Sänger Morean und seine Kollegen einmal mehr mit etwas vertrackteren, passagenweise sogar eher gemäßigten Klängen.

So startet etwa „The Spider In The Web“ als lockere Black-’n‘-Roll-Nummer, entwickelt sich schließlich mit seinen mysteriösen Clean-Gitarren und gewisperten Vocals jedoch zu einem der stimmungsvolleren Stücke der Platte. Auch die getrageneren Tracks wie „Pali Aike“ oder das doomige, von bedeutungsschweren Glockenschlägen begleitete „Nox Irae“, mit welchem DARK FORTRESS das Album auf wahrhaft endgültige Weise abschließen, punkten weniger durch Schockpotential als vielmehr durch ihr schlüssiges und vor allem wieder deutlich einprägsameres Songwriting. „Spectres Of The Old World“ geht demnach nicht nur wegen seiner verträglicheren Laufzeit von einer knappen Stunde etwas leichter ins Ohr als die beiden Vorgängeralben, sondern ist auch in seiner Struktur weniger sperrig.

Als ein gewisses Entgegenkommen gegenüber den Fans der älteren Alben kann man aber auch die zum Teil wieder etwas wilderen Songs betrachten, wobei die stilistische Vielfalt auch bei jenen keineswegs zu kurz kommt. So spielen sich DARK FORTRESS schon auf dem Intro „Nascence“ mächtig ein und lassen im dazugehörigen Opening-Track „Coalescence“ sodann richtig die Fetzen fliegen. In Folge machen vor allem der fett groovende Titeltrack, das so kompakte wie rasante Shredding-Monstrum „Pulling At Threads“ und das thrashig-treibende „In Deepest Time“ als Höhepunkte in Sachen Klanggewalt auf sich aufmerksam.

In gewisser Weise ist „Spectres Of The Old World“ eigentlich ein bisschen zu gediegen für sein eigenes Wohl. Weder jagt es dem Hörer einen kalten Schauer über den Rücken wie einst „Séance“ noch weist es die Komplexität von „Veneral Dawn“ auf. Insbesondere dank Moreans subtil variierten Screams und geisterhaften Klargesängen, dem vielseitigen und makellosen Gitarrenspiel und Phenex‘ stimmig eingeflochtenen Keyboard-Sounds („Penrose Procession“) ist DARK FORTRESS hiermit jedoch erneut ein hervorragendes Album gelungen, das kompositorisch in oberster Liga spielt. Dass nicht jeder einzelne Song auf voller Länge mitzureißen vermag („Isa“), wirkt sich auf den Gesamteindruck folglich nur unwesentlich aus. Möglicherweise können DARK FORTRESS hiermit sogar ihre unterschiedlichen Fanlager versöhnlich stimmen.

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Wertung: 8 / 10

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3 Kommentare zu “Dark Fortress – Spectres From The Old World

  1. Der Vorgänger „Venereal Dawn“ ist in jeder Hinsicht eine Katastrophe und weit unter dem DARK FORTRESS Durchschnitt. Dementsprechend hatte ich keine großen Erwartungen und nachdem ich „Spectres…“ einige Runden in meiner Anlage spendierte war ich auch wenig angetan (warum auch immer). In erster Linie fand ich das zu sehr im Vordergrund stehende Schlagzeug ziemlich störend., da es so ziemlich alles übertönt (vor allem in den ruhigen Parts). Lässt man diesen Aspekt außen vor ist „Spectre…“ eines der besseren DARK FORTRESS Alben aus der Neuzeit. Wobei „Ylem“ und „Eidolon“ wahrlich nicht schlecht sind…aber verglichen mit „Stab Wounds“ nicht mithalten können.
    Mit einer homogeneren Produktion wäre hier viel mehr drinnen gewesen. Schade!

    1. Ich denke, mit deiner Meinung zu „Veneral Dawn“ stehst du sicher nicht alleine da. Ich persönlich mag sie ganz gern – aber sie ist freilich nicht so überwältigend wie die früheren Alben.
      Bei dem Album hier war ich anfangs auch noch etwas skeptisch, aber mit der Zeit hab ich mich sehr gut damit angefreundet. In meinen Ohren ist der Drum-Sound auch überhaupt nicht störend, ich bin mit der Produktion generell vollauf zufrieden. Tja, so gehen Meinungen halt auseinander.

      1. Über „Venereal Dawn“ kann man sich streiten. Es ist bei DARK FORTRESS ja nicht neu, dass jedes Album sofort zündet. „Séance“ war damals auch ein schwer verdaulicher Brocken.
        Ich finde schon, dass das Schlagzeug zu sehr im Vordergrund steht und die Songs förmlich zerhackt. Was auf einer Death Metal Platte Sinn ergibt, zerstört hier leider einiges an Atmosphäre. Das wäre noch das kleinste Übel. Leider leidet das Schlagzeug unter der Dynamik Kompression. Hätte ein Herr V.Satura bemerken müssen, der beim Remastern des 2. DARK FORTRESS Albums übrigens einen fantastischen Job abgeliefert hat.

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