Review Dark Fortress – Anthems From Beyond The Grave – Live In Europe 2023

DARK FORTRESS sind eine der Instanzen, wenn es um qualitativ hochwertigen Black Metal aus Deutschland geht – oder besser: waren. Denn mit dem letzten Konzert am 14.05.2023 im Backstage München haben DARK FORTRESS ihr Ende gefunden. Gitarrist und Songwriter V. Santura stand uns in einem zweiteiligen Interview Rede und Antwort zu allem, was die Bandhistorie hergab – mit Ausnahme eines Details: „Spectres From The Old World“ sollte nicht der letzte Release der Landshuter bleiben.

Ein kleines wehmütiges Blinzeln, ein letztes Memorandum haben DARK FORTRESS sich noch aufgespart, um sich und ihren Fans eine Retrospektive zu erlauben. Mit dem Live-Album „Anthems From Beyond The Grave“ nehmen die Landshuter uns mit ins holländische Utrecht in den Club Baroeg sowie in die Bochumer Matrix, wo die Tracks für das Album aufgezeichnet wurden.

Im Gepäck hat die Formation einen feinen Querschnitt durch ihre Diskografie. Bis auf das Debüt „Profane Genocidal Creations“ fanden Songs von allen nachfolgenden Alben einen Platz in der Setlist. Erstaunlicherweise ist das letzte Album „Spectres Of The Old World“ mit nur zwei Titeln im Live-Repertoire von DARK FORTRESS vertreten. Allerdings ist die Auswahl von „Pulling At Threads“ und „Isa“ insofern bedeutend, als ebendiese Tracks die letzten waren, die V. Santura jemals für die Band komponiert hat.

Das rasante „The Silver Gate“, das die Morean-Ära einleitete, hat genauso seinen Platz erhalten wie die Klassiker „Self Mutilation“ vom Album „Stab Wounds“ und „Insomnia“ aus dem wegweisenden „Seance“. Für alle, die es etwas ausladender mögen, befinden sich mit „Chrysalis“, „Evenfall und „Ylem“ auch epische Kompositionen im Set. Das Publikum jedenfalls quittiert dieses bunte Potpourri mit stetem Applaus.

Die Spielfreude von DARK FORTRESS ist dabei zu jeder Zeit spürbar. Sänger Morean fühlt sich vor dem begeisterten Publikum spürbar wohl. Abgesehen davon scheint sein prägnanter Gesang an diesem Abend ein Weilchen zu brauchen, um voll in Fahrt zu kommen. Noch bei „The Silver Gate“ geht seine Stimme ein wenig in der wuchtigen Performance der Instrumentalisten unter. Spätestens aber ab „Isa“ ist er mit Screams, Clean-Vocals und Kehlgesang vollauf dabei. V. Santura und Asvargr duellieren sich an den Gitarren mit einer Präzision durch die Setlist, dass einem die Knie schlackern. Hannes Grossmann am Schlagzeug ist ebenfalls nicht weniger als eine Wucht. Sein präzises Schlagzeugspiel unterstreicht jede Nuance von DARK FORTRESS. Hochgeschwindigkeit, schleppende Rhythmen oder progressive Ausschweifungen – Grossmann liefert. Linus Klausenitzer an den Keyboards macht das „Alkaloid’sche Dreieck“ perfekt. Es erklärt sich gewissermaßen von selbst, warum die Chemie zwischen allen Musikern zu jeder Zeit stimmt.

Es ist schon irgendwie traurig. Manchmal ist das Leben so verquer und eigen, dass es Bands wie DARK FORTRESS in die Knie zwingt. Umso erstaunlicher, wie leidenschaftlich die Gruppe auf „Anthems From Beyond The Grave“ zu Werke geht – obwohl, oder vielleicht gerade, weil das Ende naht. Die Fans schwelgen in der Komplexität eines „Chrysalis“, der Schwere eines „Ylem“ und der brachialen Vehemenz eines „Cohorror“ in dem Wissen, dass sie diese Band wohl zum letzten Mal sehen. Da ist es nur ein müdes Lächeln wert, dass der Sound der Platte anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist und Morean eine Aufwärmrunde mehr fahren musste. Kurzum: Die Sache mit dem Live-Album ist für DARK FORTRESS derart gut aufgegangen, dass der Rezensent jetzt einen Eimer Eis benötigt, um das weiche Herz zu beruhigen. Bravo!

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Wertung: 9 / 10

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