DARK FOREST ist als Bandname kein Alleinstellungsmerkmal – alleine sechs Bands mit diesem Namen führt die ehrwürdige Encyclopaedia Metallum. Da kann man schon einmal durcheinander kommen, also zur Klarstellung: Wir haben hier die britische Heavy/Power-Variante vor uns, die mit ihrem dritten vollen Album „The Awakening“ aufwartet. So wenig schlüssig die Namenswahl von der Suchmaschinenoptimierung her ist, so logisch erschließt er sich von den lyrischen Themen der Band: Natur, Mythologie und Paganismus stehen auf dem Programm. Und musikalisch?
Musikalisch präsentieren sich DARK FOREST sehr als Heavy Metal der alten Schule – NWoBHM-Elemente, wie die typischen und den Klang dominierenden Doppelgitarrenläufe, mischen sich mit gelegentlich angefolkten Melodieführungen. Dazu gibt es klaren Gesang, der mit dem neuen Sänger Josh Winnard etwas weniger episch und höher, aber nicht weniger treffsicher ausfällt als auf dem direkten Vorgänger „Dawn Of Infinity“. Welchen Sänger man besser finden will, bleibt Geschmacksache, zur Musik passen beide Stimmen.
Dennoch muss man ehrlich sagen: Weder bei dem vorigen Album noch auf „The Awakening“ sind der Gesang oder die Gitarrenarbeit das Problem. Das Problem von DARK FOREST bleibt das höhepunktlose Songwriting. Denn obwohl immer wieder Größe durchblitzt („Sacred Signs“, „Penda’s Fen“) und es einige epische Momente gibt („Immortal Remains“, „The Awakening“) fehlt es den einzelnen Songs an Wiedererkennungswert, an internen Spannungsbögen und an markanten Hooklines. Deshalb rauscht „The Awakening“ über weite Strecken am Hörer vorbei. Erst wenn man dem Album Durchlauf um Durchlauf gönnt, bleibt ein Track hängen – die ersten Male aber fragt man sich jedes Mal, ob man die Lieder schon einmal gehört hat oder nicht.
Das ist bedauerlich, denn DARK FOREST haben seit der Gründung einerseits ein ordentliches Durchhaltevermögen bewiesen und zeigen andererseits an einigen Stellen durchaus Talent – nicht zuletzt in der gelungenen Gitarrenarbeit. Was am Ende davon bleibt, ist aber (noch) zu wenig. An manchen Stellen lässt die Band zudem die Aufnahmetechnik im Stich, wie in den etwas härteren Passagen auf „The Last Season“, wo die Schwächen der Mischung offenbar werden. Überhaupt klingt der Sound für die angepeilte Epicness etwas zu dünn, besonders dem Schlagzeug fehlt es an Volumen, streckenweise scheppert es gar („Sons Of England“).
Und so wiegt man am Ende den Kopf und denkt sich: Schade. Hätte doch etwas werden können. Vielleicht müssten DARK FOREST den Output etwas reduzieren und sich mehr Zeit für das Songwriting nehmen – drei EPs und drei Alben in sieben Jahren ist ja nicht ganz wenig. Gäben sie aber jetzt auf, wäre es auch schade, denn es gibt durchaus eine Zielgruppe für diese Art von Musik.
Wertung: 6 / 10