Review Dante – November Red

In der Szene wird das dritte Album einer Band gerne als Aufnahmeritual stilisiert, als „Make it or break it“ – wer bei der dritten Scheibe nicht völlig daneben liegt, darf sich fortan als vollwertiges Mitglied des schwermetallischen Musibusiness betrachten. Ob das in der Realität immer dermaßen glatt abläuft, sei dahingestellt. Im Bezug auf die Band DANTE kann, ja, muss man es sich förmlich wünschen. Mit ihrem Drittwerk „November Red“ unterstreicht die Band eindrucksvoll ihre Daseinsberechtigung im Bereich des Prog-Metals, wo sie sich angenehm von den hier so häufig anzutreffenden Dudel-Kapellen abhebt.

Dass die Atmosphäre, die das Album durchzieht, eher bedrückend, häufig melancholisch, aber in entscheidenden Momenten auch gelöst wirkt, liegt sicherlich auch an der persönlichen Tragödie, die die Band mit dem zu frühen Tode ihres Mitglieds Markus Berger erfahren musste, der im Januar diesen Jahres verstarb. Um trotzdem ein Album von so hoher Qualität abzuliefern, muss man schon auf besondere Kraftreserven zurückgreifen können. Und so klingen DANTE trotz dieses Schicksalsschlages anno 2013 so kraftvoll und innovativ, wie noch nie in ihrer Karriere. Zwar sind die Bezüge zu Dream Theater immer noch deutlich zu hören, aber die Bayern agieren meines Erachtens deutlich kerniger, was zu einem nicht unerheblichen Teil dem kraftvollen, rauen Gesang geschuldet ist, der den Stücken die nötige Aggressivität verleiht.
Zudem stehen neben den für das Genre typischen üppigen Solo-Passagen kräftige Riffs, die manchmal geradezu minimalistisch klingen und direkt in den Nackenbereich gehen – Paradebeispiel par excellence ist der Opener-Riff von „The Lone And Level Sands“. Dieser Kontrast von hohem technischem Anspruch, verspielten Strukturen und der Besinnung auf einfaches, wirkungsvolles Riffing ist eine der großen Stärken des Albums.

Wie schon auf den beiden Vorgängerscheiben, finden sich auch auf „November Red“ mehrere Stücke, die die Zehn-Minuten-Grenze knacken und in denen die Band gekonnt zwischen ruhigeren Momenten und klassischen Prog-Metal-Riffs changiert. Herzstück der einzelnen Songs ist jeweils der Refrain; hier kommt das treffsichere Gespür der Band für emotionale Melodien voll zum Tragen und serviert dem Hörer einen Ohrwurm nach dem anderen. Obwohl es eigentlich nicht angeht, einen einzelnen Refrain herauszugreifen, sei doch auf den Titeltrack verwiesen, dessen Refrain eine einzige eruptive Entladung ist, die sich tief ins Gedächtnis gräbt und es auch nach mehrmaligem Hören mit Leichtigkeit schafft, die Nackenhaare aufzustellen.

Liebe Prog-Metaller: Bei „November Red“ ist Reinhören Pflicht. Mit DANTE hat die Szene eine Band am Start, die authentisch und unprätentiös drauflos musiziert und schlicht als Bereicherung der musikalischen Landschaft verstanden werden kann. Hut ab und Daumen hoch.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 3. April 2013 von Metal1.info

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