Review Dååth – The Hinderers

Wenn DÅÅTH eines sicherlich nicht sind, dann eine Band, die von Genre-Riese Roadrunner Records nur aufgrund einer gehypten Spielart unter Vertrag genommen wurde. Das kann definitiv ausgeschlossen werden, vielmehr ist es so, dass DÅÅTH wegen des sehr beeindruckenden Vorgängeralbums „Futility“ für Aufsehen gesorgt haben, negativer sowohl als auch positiver Natur. Jedenfalls stach die angestrebte Symbiose aus groovendem Death Metal mit klug verwendeten Industrial-Stücken ins Auge und man sprach darüber. In den Staaten naturgemäß mehr als bei uns, aber besonders bemerkenswert daran ist eigentlich auch die Tatsache, dass das angesprochene Album nicht über ein Label veröffentlicht wurde – hierbei handelt es sich um eine Eigenproduktion! Und dass Eigenproduktionen einen derartigen Bekanntheitsgrad erlangen sieht man nicht alle Tage. Dass übrigens Kevin Talley hier seine Stöcke schwingt, sorgte im Vorfeld auch für Gesprächsstoff und Vermutungen was zu erwarten sei, immerhin spielte Talley bei keinen geringeren Bands als Dying Fetus, Misery Index oder Chimaira.

Dass DÅÅTH eigenständig klingen, wird dann auch prompt mit „Subterfuge“ gezeigt. Ein flotter, recht alternativ klingender Death-Metal-Song, wenn man das so sagen kann. Interessant dabei sind die versteckten Details, die langsameren Abläufe und die darauf folgenden schnellen Parts. Sogar äußerst melodische Keyboard-Anteile und energische Soli kann man vernehmen – bei einem so unterschiedlichem Klangbild sind Reaktionen der verschiedensten Arten beinahe vorprogrammiert. Engstirnige Death-Metal-Fans (das soll nicht negativ gemeint sein…) werden hieran wohl eher weniger Freude finden, aber Leute, die offen für Spielereien und nicht ausschließlich harte Klänge sind, sollten sich eventuell mal mit DÅÅTH beschäftigen.

Was nach nur zwei Tracks auffällt und missfällt, ist dann aber doch die Tatsache, dass man sich in den Songs doch zu sehr in das eigene Konzept verliebt, zumindest in „From The Blind“ wird nicht davon abgesehen, ähnliche Takte und Rhythmen wiederzuverwenden. Vielleicht war mein Schluss aber auch etwas zu voreilig, „Cosmic Forge“ gefällt mir ob des Black Metal Klanges (gut, eher Symphonic BM) wirklich gut, die eingebrachten verschiedenen Stile stellen einen sehr durchdachten und interessant klingenden Song dar. Genau das scheint die Stärke dieser Band zu sein, nämlich das Hören der CD auf alle Fälle zu einem interessanten Erlebnis zu machen, ganz unabhängig, ob man das Gehörte am Schluss mag oder nicht – es klingt frisch und unverbraucht. Um nochmals auf die alteingesessenen Death Metal-Anhänger zurückzukommen: Wenn einer der Songs auf „The Hinderers“ was für diese Zielgruppe ist, dann „Ovum“. Der wohl härteste und schnellste Track auf dem Album setzt einem zu, der Refrain ist penetrant gut und frisst sich im Gehör fest. Gen Schluss wird noch ein satter Groove-Part zum Besten gegeben, das Solo komplettiert das Aushängeschild von DÅÅTH.

Ein ganz anderes, sehr düsteres Bild zeigt der sehr Industrial-betonte Song „Who Will Take The Blame“, in dem viele Effekte und Synthesizer-Lines zu hören sind, ein doch recht zukunftsorientiertes Klangbild, um nicht zu sagen „spacig“. Und abgesehen vom nur zweiminütigen „War Born (Tri-adverserenade)“ wendet sich das Album immer mehr dieser elektronischen Seite. Denn „Dead On The Dance Floor“ ist genau das, was der Titel verspricht: ein mit dicken Riffs unterlegter ½ Dance-Track. Und obwohl das wirklich äußerst seltsam klingt, ist der Groove einzigartig, auf so mancher Party könnte das vor allem weibliche Geschöpfe zum ein oder anderen Hüftschwung verleiten. Wenn Table Dance auf einer Metal-Veranstaltung, dann bitte mit diesem Song! Schließlich besinnen sich die Amis aber noch einmal auf ihre ruhigere und Kunst-betonte Seite, „The Hinderers“ ist noch ein letztes, gut gelungenes Hörerlebnis der etwas anderen Art.

Diesem Album die Bewertung zu geben, die es verdient, dürfte schwierig werden. Von einem Extrem in das Andere, hier spielen DÅÅTH ihren eigenen Stil und machen das, objektiv betrachtet, wirklich gut. Manche werden jetzt schreien „Was ist da schon dabei …?“; nun, es ist immerhin mal was Anderes, eine interessante Alternative. Es ist sicherlich nicht neu erfunden, hat aber auch nicht sonderlich viel mit Fear Factory oder Mnemic gemeinsam. Wenn einem der Name Dagoba geläufig ist, würde ich die Franzosen fast noch am ehestem als Vergleich heranziehen.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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