Review Cumulo Nimbus – Totensonntag

„Renaissance Metal? Was das denn?“ So ungefähr kann man meine erste Reaktion auf die Band CUMULO NIMBUS und ihre Genrebeschreibung wohl wiedergeben. Renaissance Metal… Wenn’s diese „Stilrichtung“ tatsächlich gäbe, dann wäre mir daraus wohl bislang nur Haggard bekannt, die ich eigentlich ganz gerne mag und tatsächlich, eine Verbindung zwischen diesen beiden Bands gibt es auch, denn Ex-CUMULO-NIMBUS-Bassman Robin spielte wohl auch mal bei Asis Nasseris Truppe. Also doch einfach mal das bereits sechste Album der Band mit dem Titel „Totensonntag“ angetestet…

Zugegeben, ich bin jetzt nicht so der Experte schlechthin (und hab im Musikunterricht reichlich gepennt), aber Renaissance stellte ich mir persönlich musikalisch immer etwas anders vor. Mehr mit Cembalo und so. Aber wenn CUMULO NIMBUS sagen, dass es so ist, dann ist’s wohl so. Und was die sagen (oder viel mehr musikalisch beweisen) ist, dass Renaissance Metal auch nicht groß anders klingt, als Mittelalter Metal. Aber das ist ja prinzipiell kein Beinbruch, denn auch in dem Genre gibt’s recht patente Vertreter, obwohl ich persönlich eine latente Allergie gegen vor allem die fröhlicheren Ausgeburten dieser Zunft habe.
Da haben CUMULO NIMBUS jetzt direkt schon mal gute Karten, denn vom ersten Augenblick an werden recht düstere Töne angeschlagen. Und auch überraschend heftige. Nach dem kurzen Intro „Dämmerung“ geht es direkt zur Sache, denn die ersten drei Kompositionen „Carpe Noctem“, „Knochenmann“ und der Titeltrack „Totensonntag“ präsentieren sich überraschend Gitarrenorientiert. Hier werden nicht nur tumb Powerchords runtergerattert und dann mit allerlei antikem Instrument zugekleistert, es finden sich richtig prägnante, eingängige Riffs in den Kompositionen von CUMULO NIMBUS. Klar sind diese anderen Instrumente auch dabei und da findet sich auch schon mein erster Kritikpunkt: Vor allem die Flöten klingen irgendwie… seltsam. Ich kann nicht genau mit dem Finger drauf zeigen, aber irgend was stört mich daran. Aus dem Feuer holen Bayern die Kohlen dann aber wieder durch nette Melodien, eingängige Refrains und den extrem charismatischen Gesang von Frontmann Mathis, der die teilweise recht doofen Texte mit der nötigen Handfertigkeit rüber bringt und auch die eine oder andere richtiggehend epische Gesangslinie abfeiert. Macht viel Spaß, auch wenn das gerollte R manchmal etwas gezwungen klingt, da hätte man auch drauf verzichten können.
Besonders der bereits angesprochene Titeltrack vereint all die Stärken von CUMULO NIMBUS wie kein zweiter, tolles Riffing, nette, finstere Stimmung, prägnante Textpassagen (auch wenn die Band dichterisch von „großer Kunst“ oder überhaupt „Kunst“ noch ganz schön weit entfernt ist, aber das war ja nie eine Stärke dieses Genres) und ein großartiger Refrain. Und auch das Triptych „Blutrote Segel“, „Irrfahrt“ und „Flüssig Gold“ (die thematische Verwandtschaft lässt sich wohl nicht leugnen, obwohl der Text des letzten mal wieder eine Katastrophe ist) kann was.

Um so enttäuschender, dass die Band mit den letzten beiden Songs so heftig daneben haut. „Erbarmen“ ist eine unheimlich nervige Dudelnummer, die geradezu nach der Skip-Taste schreit, was aber von daher nicht viel bringt, dass „Aderlass“ auch kein würdiger Abschluss dieser CD ist. Das Ding atmet aus jeder Pore den Mief eines „erzwungenen zukünftigen Live-Party-Klassikers“… Kann vor Publikum vielleicht funktionieren, auf CD eher nicht und als Abschluss eines gar nicht so unatmosphärischen Albums schon gar nicht.
Und auch ansonsten gibt’s noch ein paar Dinge, die mir an „Totensonntag“ etwas sauer aufstoßen. Die Texte zum Beispiel, aber die erwähnte ich ja schon, was allerdings solche „Saufen rockt“-Lyrik wie bei „Flüssig Gold“ hier soll… Naja. Und auch unschön: Die CD ist quasi völlig frei von Überraschungen. Jeder Song klingt vom Prinzip her völlig gleich, die Songstrukturen sind so rustikal, wie man nur sein kann und bei der dritten Gelegenheit, bei der als kleine Variation im letzten Teil eines Liedes der Refrain mal wieder von Geigerin Lady Doro gehaucht wird, da kann man sich das Seufzen nicht ganz verkneifen, weil man das gefühl hat, das alles schon zu kennen.

Das klingt jetzt allerdings etwas härter, als es gemeint ist. Ja, „Totensonntag“ hat durchaus Schwächen, bietet aber ansonsten ein Maß an Qualität, das ich aus diesem Genre gar nicht gewohnt war. Die gitarrenbetonten Kompositionen klingen einfach frisch und hören sich gut, der Gesang von Mathis macht viel Spaß, über die Texte kann ich hinweg sehen und mit „Totensonntag“ und „Stadt unter Wasser“ finden sich zwei Tracks drauf, die sich definitiv noch eine ganze Weile bei mir drehen werden, der Rest ist nicht ganz so gut, macht aber auch Spaß (außer die verkorksten letzten beiden Tracks). Für Fans des Genres ist die Scheibe definitiv was. Ich vergebe wohlwollende:

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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