Review Cult Of Luna – Years In A Day

Fernab von den Bands, die ihr Dasein in den etablierten Genres wie Black, Death oder Progressive fristen, existiert irgendwo dazwischen und doch weit entfernt eine schwedische Formation, die nahezu einzigartig raue Härte mit sanfter Melodik verbindet – CULT OF LUNA. Seit beinah zwei Dekaden prägen die Skandinavier eine Spielart, zu deren populärsten Vertretern sie heute gehören – Post Metal. Und da dieser oftmals live besser zieht als auf den Silberling gedrückt, bringen CULT OF LUNA mittlerweile ihre vierte Live-Veröffentlichung auf den Markt; nach zwei DVDs und einem Live-Album holt das Sextett 2017 zum Rundumschlag aus und bringt „Years In A Day“ heraus, eine DVD mitsamt zwei CDs. Darauf enthalten ist zum einen das Konzert in La Gaîté Lyrique, Paris (DVD), zum anderen ihre Auftritte auf dem Roadburn 2013 und 2016 (CDs).

Dreimal CULT OF LUNA, dreimal eine saftige Portion Metal zwischen Sludge-Anleihen, atmosphärischen Parts, einem Hardcore-Shouting sowie einer unverkennbaren Melodieführung – letzteres führt mit dem Opener „Light Chaser“ zu einem Gänsehaut-Start in „Years In A Day“. Ein Titel, der passender kaum hätte gewählt werden können, fasst er doch ideal den Inhalt dieses Bundles zusammen: Zwanzig Jahre CULT OF LUNA, zwanzig Jahre Musik, deren Höhepunkte dreimal an jeweils einem Tag mit den Fans zelebriert wurden – Jahre des Schaffens zentriert auf ein Konzert. Die Schweden selbst sagen: „[It] was the right time to do it for the people that are not able to see this band live often and everywhere„. Und genau diese Menschen können dank „Years In A Day“ gleich an drei Konzerten der Post Metaller teilnehmen, ohne sich auch nur ein Stückchen aus ihrer persönlichen Komfort-Zone bewegen zu müssen.

Während beide CD’s mit jeweils sieben Tracks gespickt sind, umfasst das Konzert in Frankreich 13 Songs, die nicht nur druckvoll aus den Boxen dröhnen, sondern ebenfalls in high resolution über den Bildschirm flackern. So gut das triste Licht während der Show die Atmosphäre einfangen mag, so ungünstig ist es allerdings für den Zuschauer am heimischen Fernseher. Knapp zwei Stunden schaut dieser nämlich ein Konzert, dessen Farbspektrum lediglich von schwarz zu grau mit vereinzelten weißen Flecken reicht. Die auflockernden Farbmomente kommen zu wenig und zu kurz. Natürlich sollte es auch bei einer Live-Darbietung vordergründig um die Musik gehen, aber wenn der Ausdruck des Sängers mehr erahnt als erkannt wird, weil sein Gesicht nahezu durchgängig nicht zu sehen ist, trifft das nicht jedermanns Geschmack – die Frage, weswegen das Konzert in La Gaîté Lyrique den Fans visuell gezeigt werden muss, lässt sich nur schwer beantworten. Leichter fällt es da, die musikalischen Gründe zu nennen: Zwar blieben in der Setlist Tracks der ersten beiden Alben gänzlich unbeachtet, dennoch haben CULT OF LUNA in Paris genügend gutes Material, womit sie die Gehörgänge ihrer Fans befeuern. Sei es ein „Owlwood “ („Eternal Kingdom“, 2008), „I: The Weapon“ vom aktuellen Album „Vertikal“ oder „Waiting For You“ („Salvation“, 2004), die Zusammenstellung der Songs führt nicht in der Menge zu begeisterten Ausrufen, sondern dürfte auch auf der Wohnzimmer-Couch zu anhaltender Freude führen.

Ein besonderes Highlight für alle Verehrer ihres 2006er Werkes „Somewhere Along The Highway“ liefern CULT OF LUNA nach etwa der Hälfte ihrer Setlist, denn die restliche Zeit widmen sich die Schweden ausschließlich der Darbietung dieses Albums, von „Marching To The Heartbeats“ zu „Dark City, Dead Man“. Apropos „Somewhere Along The Highway“: Wem die Show in Frankreich nicht reicht, braucht lediglich die CD mit dem Roadburn-Auftritt von 2016 einzulegen, denn da machen CULT OF LUNA nichts anderes, als eben jenes Album (mit Hinblick auf dieses Bundle) nochmal zu spielen. Oder anders formuliert: Von 27 Songs entfallen mehr als die Hälfte, nämlich 14, auf die doppelt enthaltenen Lieder von „Somewhere Along The Highway“. Auch diese Frage nach dem Grund hierfür lässt sich nur schwer beantworten, sollte aber für sich gefunden werden, bevor man sich für den Kauf von „Years In A Day“ entscheidet.

Was sich als ein hervorragender Dienst an den Fan tarnt, entpuppt sich nach dem ersten Durchlauf als eine Veröffentlichung, bei der die Meinungen auseinander gehen werden und angesichts der enthaltenen Tracks auch dürfen. Der Name dieses Bundles steht schlussendlich doch konträr zum Inhalt, der eben nicht die Aneinanderreihung guter Tracks aus jeder Schaffenszeit präsentiert, sondern primär den (zugegebenermaßen) einnehmenden Zauber von „Somewhere Along The Highway“ zelebriert. Wer dieses Album liebt, findet in „Years In A Day“ seine Offenbarung, wer allerdings auf mehr Abwechslung hofft, sollte sich die Anschaffung von dieser Live-Veröffentlichung einmal mehr durch den Kopf gehen lassen.

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Wertung: 7.5 / 10

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