In 20 Jahren kann man als Band so einiges erreichen. So auch die schwedischen Metaller CRYSTAL EYES, die in dieser Zeit immerhin sechs Alben eingespielt haben und sich so zwar nicht in der vordersten Reihe aber doch als fester Bestandteil der Szene etablieren konnten. Nun begab sich die Band ins legendäre „Studio Fredman“ und spielten dort mit „Killer“ ihr nunmehr siebtes Studiowerk ein.
Geht es um Heavy Metal der alten Schule, ist Schweden im Moment ganz vorne dabei und bringt eine gleichsam jugendliche wie hungrige Formation nach der anderen hervor, die sich allesamt zu wünschen scheinen, die seligen 80er seien nie zu Ende gegangen. Die Herren von CRYSTAL EYES schlagen musikalisch in eben jene Kerbe, sind allerdings nicht erst seit gestern im Geschäft – die Band um Frontmann Mikael Dahl treibt ihr Unwesen bereits seit 1992, weshalb wohl davon auszugehen ist, dass die Beteiligten die goldenen 80er wohl tatsächlich bereits im denkenden Alter erleben konnten – eine gewisse Authentizität ist also vorausgesetzt.
Auf ihrer neuen Platte setzen die Mannen die Tradition der vorangegangenen Platten fort und so wird auf „Killer“ der typische Metal-Sound mit unüberhörbarem Hang zu den 80ern durch kraftvolle Produktion in die Gegenwart transportiert. Das bedeutet: Die Gitarrenwand setzt sich hier aus Riffs und Melodien mit starkem britischen Einschlag zusammen. In Songs wie z.B. „Warrior“ erinnern pathoslastige Zweistimmigkeit und Gesangslinien an frühe bis mittelalte Iron Maiden, im folgenden „Hail The Fallen“ werden ein ums andere Mal recht deutlich Judas Priest zitiert und das bisweilen Balladeske „Forgotten Realms“ klingt wie von einer Bruce-Dickinson-Soloplatte.
Dank Frontmann Dahl, der stimmlich äußerst wandelbar ist und neben Dickinson-typischem Gesang auch kraftvoll-männliche Vocals und technisch einwandfreie Metal-Screams zu bieten hat sowie einer überaus fähigen Gitarrenfraktion bringen CRYSTAL EYES für diese Art Musik auch die richtigen Voraussetzungen mit. Über weite Strecken klappt das hier auch ganz ausgezeichnet, wie etwa „Solar Mariner“ zeigt. Dennoch ist ein Album wie „Killer“ nicht der metallenen Weisheit letzter Schluss, denn die Jungs aus Borås lassen hier noch Platz nach oben. Irgendwie will doch jede Band wie die genannten Vorbilder klingen und bedient sich daher aus dem gleichen Fundus an Versatzstücken.
Da die Schweden gute Musiker sind und es sich bei „Killer“ mitnichten um eine schlechte Platte handelt, schmälert das die Qualität des Materials natürlich nicht, seinen Effekt jedoch durchaus. Bei all ihrer Routine und ihrem Talent sind CRYSTL EYES eben „nur“ eine weitere Band, die ihren vornehmlich britischen Idolen nacheifert und dabei ein Stück weit gesichtslos agiert – das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, aber in einem Genre, in dem junge Wilde wie Enforcer, Skull Fist und Monument die Nase vorn haben, liegt die Messlatte eben verdammt weit oben. Dennoch verdienen CRYSTAL EYES für ein Album wie dieses etliche Anerkennung und Songs wie der rockige Stampfer „Spotlight Rebel“ machen allemal großen Spaß.
Da haben die Schweden CRYSTAL EYES schon über 20 Jahre auf dem Buckel und somit alle Berechtigung zum Heavy Metal der alten Schule und doch fällt die Truppe hinter der Jugendlichen Konkurrenz zurück. Allerdings nicht allzu weit, denn „Killer“ ist eine rundum solide Platte mit einigen verdammt starken Songs, der es leider etwas an Individualität fehlt. Reinhören wird jedoch allemal empfohlen.
Wertung: 6 / 10