Review Crystal Ball – Time Walker

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Hard Rock

Die Schweiz scheint das Land des Hardrock zu sein. Wenn ich Namen wie Krokus oder Gotthard erwähne, sollte diese Aussage wohl keiner weiteren Erläuterung mehr bedürfen. Auch die Eidgenossen von CRYSTAL BALL, die sich ursprünglich als traditionelle Metal Kapelle gegründet hatten, sind mit ihrem Album „Time Walker“ endgültig bei diesem Stil angekommen. Dabei erzählt jeder Track eine andere historische oder für die Menschheit auf andere Art und Weise wichtige Begebenheit. Vom Auftauchen Jesu, bis hin zur Digitalisierung der Welt. Im Booklet haben die Musiker sogar Linernotes eingefügt, um den Hintergrund für den jeweiligen Song zu erklären. Aber nun zur Musik:

Der erste Track „Digital World“ lässt durchaus noch metallische Ansätze erkennen. Gerade der flotte Refrain mit seinen Doublebass-Attacken und die fetten Riffs legen diesen Schluss nahe. Allerdings klingen die Strophen mit ihrem sehr auf die Gitarren konzentrieten Sound und den dezenten Keyboard-Einsätzen schon mehr nach Hardrock. Dieser Stil wird dann bei „Tear Down The Wall“ konsequent weiter verfolgt. Ein Track, der auf einen eingängigen Rythmus und eine Singalong-Atmosphäre baut. Die Keyboard-Einsprengsel sorgen für zusätzliche Tiefe und lassen an alte Hardrock-Legenden denken. Bewundernswert ist auch die Tatsache, wie selbstverständlich sich schwierige Worte wie der Name „Schabowski“ – es geht in dem Lied um den Fall der Berliner Mauer – in das Gerüst des lockeren Gitarren-Sounds einfügen.

Mit „He Came To Change The World“ nehmen die fünf Schweizer dann das Tempo erst einmal ein bißchen zurück. Eine eher ruhige Nummer, die im Refrain ein wenig an Kraft gewinnt. Ein Mid-Tempo-Rocker, der ein Wenig an die alten Scorpions erinnert. Auch „Walk Through Time“ befindet sich in ähnlichen Temporegionen. Dennoch schaffen es gerade das Keyboard und die mitreißende Stimme von Mark Sweeney eine atemberaubende Atmosphäre zu kreiren, die im Refrain einnem erhabenen Höhepunkt zusteuert.

„Mozart Symphony“ beginnt dann mit einem Klavierthema, das, wer hätte das gedacht, von Mozart stammt. Die Gitarren nehmen das Thema in zähen Riffs wieder auf. Dazu gesellen sich ein fetter Groove und der Mitsing-Chorus. Perfekt ist der Hardrock-Hit. Eindeutig die eingänigste und fetteste Nummer auf der Scheibe. Bei „Powerflight“ geht es dann endlich wieder nach vorne los. Sägende Riffs, ein marschierendes Drumming und erneut die mitreißende Art von Mark machen diesen Track zu einer Party-Hymne, wie sie im Buche steht.

Das anschließende „Fallen Form Grace“ legt, was das Tempo angeht, sogar noch eine Schippe drauf. Hier hat sich tatsächlich noch einmal die metallische Doublebass eingeschlichen. Auch der Wechsel zwischen fetten Riffs und flotten Leads tragen zum Gelingen des Stückes bei. „Celebration“ hingegen hält sich wieder eher im Mid-Tempo-Bereich auf. Und tatsächlich lassen die hohen Licks und der erhabene Refrain hier eine feierliche Atmosphäre aufkommen, die jedoch durch das locker-flockige Drumming wieder etwas gelockert wird.

„Sensational“ setzt dann nur noch auf diesen Effekt. Die gute alte Hardrock-Mischung halt: fette Riffs, lockeres Drum-Spiel und ein Singalong-Chorus. Nichts wirklich Überraschendes. Lediglich das Solo, das eindeutig Luftitarren-Alarm auslöst, reißt diesen Track aus der Mittelmäßigkeit. „The Eye Of The Storm“ hingegen ist eine sehr basslastige Nummer, die vor Allem durch den Groove der Rythmussektion und die von Keyboarder Tom Graber beigesteuerten Melodiebögen punktet. Ein schwerer Rocker, der keine Wünsche offen lässt.

Das letzte Lied des Albums – „Talking To The Walls“ – ist dann die Ballade von „Time Walker“. Und diese ist nach altbewährtem Muster gestrickt: Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug während der Strophen, dezentes Riffing während des Refrains. Einmal mehr reißen es hier die Keyboard-Einsätze wieder raus. Ausserdem schafft der Track es sofort sich in den Gehörgängen festzusetzen und dort nicht mehr so schnell zu verschwinden. Die Limited Editon von „Time Walker“ enthält ausserdem noch ein Cover des Britney Spears Hits „Crazy“. Und es ist unglaublich, welches Potential in diesem Lied steckt! Ausgestattet mit fetten Hardrock-Riffs und der charismatischen Stimme von Mark avanciert es zu einem lockeren Rocker, der nicht nur auf Grund seiner Herkunft den Spaßfaktor nach Oben treibt.

Insgesamt bedeutet „Time Walker“ für CRYSTAL BALL den Schritt weg vom Heavy Metal und hin zum Hardrock ihrer Landsleute. Sicherlich haben gerade die Eingangs erwähnten Bands in diesem Genre schon alles gesagt, was es zu sagen gibt. Aber immerhin ist so ein kurzweiliges Album entstanden, dass jeden Hardrock-Hörer zufriedenstellen dürfte. Und auch Anhänger anderer Stilrichtungen sollten hier mal ein Ohr riskieren. Denn es handelt sich hier um Party-Musik allererster Güte! Ausserdem beweisst das Quintett gerade mit der Cover-Version, dass es nicht immer nur bierernst zugehen muss. Hoffentlich sind die Bilder im Booklet unter einer ähmlichen Prämisse entstanden. Denn ansonsten bedienen sie mit verdreckten Gesichern, Ledermänteln und Schwertern leider jedes Klischee, das es nur gibt. Hoffen wir also das Beste und schließen mit der Benotung: Sieben! Setzen!

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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