Review Crypta – Echoes Of The Soul

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Death Metal

Schlage der Hydra den Kopf ab, und es werden an seiner Stelle zwei nachwachsen. Die brasilianische Thrash-Combo Nervosa ist in diesem Gleichnis die Hydra, Fernanda Lira das Schwert: Die Sängerin und Bassistin verließ ihre Band, um neue Pfade zu beschreiten. Nervosa haben inzwischen wieder ein vollständiges Line-up und 2021 bereits ihr neues Album „Perpetual Chaos“ veröffentlicht. Nun erwächst aus Liras Schnitt auch der zweite Kopf namens CRYPTA. Die neue Band war bereits vor ihrem Ausstieg bei Nervosa in Planung und als Nebenprojekt angedacht, entwickelte sich dann aber zu einem vollwertigen Unterfangen. Mit Schlagzeugerin Luana Dametto kam noch ein weiteres Nervosa-Drittel mit zu CRYPTA, die Besetzung wurde komplettiert von den Gitarristinnen Sonia Anubis (ehemals Burning Witches und Sepiroth) und Tainá Bergamaschi (ex-Hagbard).

Im Gegensatz zum Thrash Metal mit Death-Metal-Elementen von Nervosa wird auf „Echoes Of The Soul“ Old School Death Metal mit thrashigen Einflüssen geboten. Meist sind CRYPTA wie im knüppelharten Opener „Starvation“ mit hohem Tempo unterwegs, hier wird jedoch nicht kopflos Gas gegeben. Die vier Frauen spielen ihren Death Metal brutal und intensiv, aber auch mit Köpfchen. „Death Arcana“ bündelt in etwas weniger als fünf Minuten fast alles, was die brasilianisch-niederländische Combo zu bieten hat: eine dicke Nackenbrecher-Gitarrenwand, aggressive Riffs, melodische Leads, häufige Breaks sowie rasantes Drumming. Über allem liegt stets eine finstere, bedrohliche Atmosphäre, die wie bei „Kali“ oder „Dark Night Of The Soul“ auch mal leicht schwarzmetallisch angehaucht sein kann. Passend dazu agiert Fernanda mit ihren verrückten, wie besessen wirkenden Screams irgendwo zwischen Angela Gossow (Arch Enemy), Dani Filth (Cradle Of Filth) und Chuck Schuldiner (Death).

Häufige Tempowechsel halten die Spannung aufrecht, und so ist der Weg von brachialem Bolt-Thrower-Mid-Tempo zu heftigen Blastbeats oft sehr kurz. Das macht „Echoes Of The Soul“ durchaus anspruchsvoll: Die Platte möchte vom Hörer die Aufmerksamkeit über mehrere Durchläufe erhalten, um sich voll entfalten und ihre Feinheiten zeigen zu können. Dabei kommen die Breaks jedoch nicht immer flüssig, sondern oft plötzlich und lassen das Soundgebilde dadurch abgehackt wirken. Technisch ist alles, was CRYPTA machen, auf einem unfassbar hohen Niveau; man merkt immer, dass „Echoes Of The Soul“ nicht das Debüt einer Newcomer-Band ist, sondern erfahrene Musikerinnen am Werk sind. Ihre unbestreitbaren Fähigkeiten können sie jedoch nicht zu komplett schlüssigen Songs zusammensetzen. CRYPTA geben zwar ordentlich auf die Schnauze, verzetteln sich aber manchmal in dem Bestreben, alles gleichzeitig zeigen zu wollen. Weniger präsentierte Virtuosität und mehr straightes Geballer wäre hier manchmal mehr gewesen.

„Echoes Of The Soul“ ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite merkt man dem Album zu jeder Sekunde an, über welch technisch beeindruckende Fähigkeiten die Musikerinnen verfügen. Es gibt ordentlich auf die Zwölf und geht in hoher Geschwindigkeit, präziser Wucht und viel Abwechslung zur Sache. Andererseits fehlt in puncto Songwriting noch die Stringenz, zusammenhängende Songs zu komponieren, die anspruchsvollen Death Metal, Melodiösität und Aggressivität verbinden. CRYPTA legen mit ihrem Debütalbum somit ein erstes Lebenszeichen vor, das durchaus für Aufsehen in der Szene sorgen wird. Sie gehen den Nervosa-Weg teilweise weiter, haben aber den Schwerpunkt deutlich in Richtung Death Metal verschoben. Den Hörer wird es freuen, dass er sich nun an zwei Bands ähnlichen Kalibers erfreuen kann. Wenn CRYPTA in Zukunft noch mehr aus ihrem vorhandenen Potential herausholen und ihren Stil verfeinern können, gibt es auf jeden Fall Grund zur Begeisterung.

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Wertung: 6 / 10

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