Ab wann ist eine Band eigentlich ein „All-Star-Projekt“? Gewiss sollte man nicht jede Kapelle, deren Mitglieder auch anderweitig aktiv sind, als solche bezeichnen, deshalb muss die Frage im Fall von CRPYT SERMON schon gestellt werden. Alle Musiker spielen auch in anderen Truppen, doch wie bekannt sind Ashencult oder Labyrinthine? Nicht sehr, jedenfalls nicht dann, wenn man nicht aus der Metal-Szene Philadelphias stammt. Nun, CRYPT SERMON wird dennoch als eine Art Best-Of angekündigt. Dann wollen wir mal sehen, was „Out Of The Garden“ so zu bieten hat.
Textlich bearbeitet man christliche bzw. biblische Themen, so liegt die Annahme nicht fern, dass der Titel des Debütalbums mit der Vertreibung aus dem Paradies assoziiert werden kann. Durchaus mal eine andere Herangehensweise, zumal die Lyrics in ein metaphorisches Gewand getaucht sind. Dies passt gut zur Musik, denn mit reinem Doom Metal entlassen sich CRYPT SERMON nicht aus der Verantwortung.
Der Grundtenor passt zwar und Gedanken an Genre-Acts wie Candlemass verbieten sich keinesfalls. Trotzdem spielen die Amerikaner anders als die Referenzbands, insgesamt einen Deut schneller, ohne dabei die typische Heaviness einzubüßen. Die Gitarrenriffs sind durchaus energetisch und kommen mit Wucht aus den Boxen, das Schlagzeug wagt mehr als nur einen Ausflug in Double-Bass-Gefilde. Ganz schick ist die Vorliebe für technisch hochwertige Gitarrensoli, wobei wir spätestens jetzt bei einer teils auch progressiven Ausrichtung der Musik wären.
Längere Songs sind ja durchaus auch im Doom üblich, vertrackte Strukturen ebenfalls, aber gepaart mit dem filigranen Saitenspiel vor allem von Leadgitarrist Steve Jansson ergeben sich viele weitere interessante Möglichkeiten, die schwere Musik auf eine leichtere Art und Weise zu zelebrieren. Wobei leicht in diesem Fall nicht als leicht konsumierbar verstanden sein soll, eher das Gegenteil ist der Fall. Man sollte „Out Of The Garden“ schon eine gute Anzahl Durchläufe gönnen, wenn man die vielen Details und versteckten Kniffe erkunden will. Ebenso offenbaren sich die Melodien und somit die Songs als solche erst nach und nach, was natürlich kein Problem ist, in einer schnelllebigen Welt aber für Käuferabschreckung sorgen könnte.
Was könnte CRYPT SERMON noch im Weg stehen? Eventuell der Gesang. Dieser ist in seiner Grundausrichtung eigentlich kaum zu kritisieren, die Stimme von Fronter Brooks Wilson hat schon Energie, Durchschlagskraft und vor allem Charisma, aber im Verlaufe der gut 40 Minuten verlässt er sich ein wenig zu sehr auf diese drei Eigenschaften. So abwechslungsreich die Musik also auch ist, der Gesang ist es nicht. Damit kann man sich abfinden und gutklassige Vocals durchwinken. Oder man nimmt sich für das nächste Mal vor, auch hier noch ein paar Facetten einzubauen.
Mit „Out Of The Garden“ ist CRYPT SERMON ein ansprechendes Debüt gelungen. Man merkt schon, dass die Jungs keine Anfänger sind, weder im spieltechnischen Bereich noch im Songwriting. Sicher kann man immer was besser machen und wird es vermutlich zukünftig auch. Wer aber jetzt schon Lust auf schweren Doom mit progressivem Einschlag hat, könnte hier fündig werden. Ein wenig Zeit sollte man, wie schon angedeutet, ruhig mitbringen, bereuen wird man es nicht.
Wertung: 7 / 10