Mit „When Northmen Die“ legt Walter „Crom“ Grosse, ehemals Gitarrist der Black-Metal-Band Dark Fortress, mit seinem One-Man-Show-mit-Gästen-Projekt CROM das mittlerweile dritte Album vor. Der Neuling schließt nahtlos an die beiden bisherigen Full-Length-Veröffentlichungen an und bietet dem Hörer pathosgeschwängerten Viking Metal, dem es textlich – der Titel der CD verrät es bereits – wortgewaltig um das Ableben der (pseudo-)historischen Projektionsvorlage, den ewig mutigen und todesgierigen Wikingern geht.
Wenig verwunderlich (und in der Logik des Genres begründet) sterben die Nordmänner äußerst theatralisch, begleitet von vielen „Ahs“ und „Ohs“, gekleidet in mal mehr, mal weniger dezente, aber omnipräsente Chöre. Schon im Opener „Behold The Lights“ wird das Riffing durch die Chöre quasi gedoppelt, was zwar nicht ungewöhnlich ist, mir aber durch seine aufdringliche Art noch nie besonders gut gefallen hat. Das Riffing ist von jener Art Simplizität, die gerne als effektiv apostrophiert wird; stumpf, aber wirkungsvoll.
Ganz falsch ist das nicht, die meisten Riffs wirken tatsächlich, trotz oder gerade wegen ihrer eher simpleren Bauart. Hier und da agieren CROM zwar etwas diffiziler, auf Dauer neigen die Riffs aber zu einer gewissen Eintönigkeit – darüber täuschen auch die ständigen „Ahs“ und „Ohs“ nicht hinweg. In ihren besten Momenten, beispielsweise bei „One Step To The Lake Below“, das durch seine packende Strophenführung besticht, bei „Shields Of Gods“, bei dem es etwas gesangstechnisch etwas härter zur Sache geht oder beim Titelstück gelingt es der Band, eine dichte Atmosphäre aufzubauen. In diesen Songs sind CROM wunderbar melodisch, rockig und versprühen diesen Hauch von morbider Romantik, der die Klassiker des Genres auszeichnet.
Es ist also sicherlich nicht verkehrt, CROM auch mit ihrem dritten Album in jene Traditionslinie einzuordnen, die das Urgestein Bathory unter anderem mit ihrem 1990 erschienenen Klassiker „Hammerheart“ begründet haben – im Unterschied zu den Alben der Schweden klingen CROM aber weitaus glatter, kantenloser, schlicht gefälliger. Zwar ist der Sound ordentlich druckvoll und gibt „When Northmen Die“ eine feine Heavy-Note; etwas mehr Härte hätte dem Gesamteindruck aber gut getan.
Es sind gerade die härteren Momente, die eine gewisse Abwechslung bieten – und angesichts der endlosen Grabesreden hätte man sich gewünscht, sie zahlreicher anzutreffen. Stattdessen gibt es mit „Dear Father“ eine folkige und ziemlich kitschige Nummer. Ähnlich strukturiert ist auch das spätere „Rain“, aber hier funktioniert das Konzept weitaus besser. Der Song ist eingängig, stimmungsvoll und schaltet gegen Ende auf Verzerrung um, ohne jedoch den poppigen Gesamteindruck verscheuchen zu können.
Alles in allem ist „When Northmen Die“ ein auf „epic“ getrimmtes Heroen-Epitaph, dem nicht nur mehr Abwechslung, sondern auch etwas Selbstironie gut getan hätte.
Wertung: 6.5 / 10