Bei Freunden des epischen Metal schlug bereits das Debütalbum „Vengeance“ von CROM gut ein. Mit „Of Love And Death“ setzt Walter Grosse, der Kopf und quasi Einzelkämpfer hinter diesem Projekt, noch eins drauf. Noch mehr Epik, diesmal aber etwas vielschichtiger und tiefgründiger und vermehrt auf melancholische Stimmungen und Emotionen setzend, erwartet den Hörer auf dem zweiten Album von CROM. Es erscheint unter Puresteels Sublabel Pure Legend Records, und für das Artwork – die Kenner werden es schon an der in vielen Nuancen vorherrschenden Einfarbigkeit erkennen – zeichnet wieder Kris Verwimp verantwortlich.
Die Stücke bauen weiterhin auf variantenreiche Bathory-Epik und werden mit opulenten, melodischen Chorelementen nach bester Blind Guardian-Manier versehen. Dies wird direkt beim Opener „Reason To Live“ deutlich, der erst mit einer sehnsüchtig-melancholischen Atmosphäre beginnt, sich mit den beschriebenen Zutaten dann zu einer mächtigen True-Metal-Hymne steigert, ohne jedoch auf die textlichen Klischees dergleichen zu setzen.
Unheimlich sinnlich, fast elegisch mutet „Lifetime“ zu Beginn an. Besonders diese auf melodische Weise klagend wirkenden Hintergrundchöre sorgen für das Ambiente des Stücks, während Grosses ausdrucksstarker Klargesang die wehmütige Stimmung zwar auffasst, aber gleichermaßen einen Funken von emotionaler Hoffnung in sich trägt und mit sich bringt. Hier werden vor allen Dingen lediglich mit dem Instrument des Gesangs Gefühlsregungen hervorragend wiedergegeben.
Freunde von druckvollem, kantigen Heavy Metal oder Power Metal werden an „Of Love And Death“ wahrscheinlich weniger Freude haben. Walter Grosse setzt auf Epik, auf melodische Aspekte und hymnische Arrangements. Und die Songs zielen insgesamt sehr auf die musikalische Umsetzung von vielschichtigen Emotionen, was Grosse auch wunderbar gelingt. Dies ist ein Album, das die Genre-Bezeichnung Epic Metal mehr als verdient.
Auch die weiteren Tracks, ohne jetzt auf jeden einzelnen eingehen zu müssen, haben diese unvergleichliche harmonisch-nachdenkliche Atmophäre, der ganz klar das Erbe von Quorthon nachhängt, ohne aber in eine komplette Nachahmung zu verfallen. Sie schmeicheln durch die Melodien, durch den eindrucksvollen, klaren Gesang und die begleitenden Chöre den Sinnen, und man kann sich beim Hören auch mal schön vom Alltag befreien und sich stattdessen von der Musik treiben lassen. Denn mitreißend sind die Kompositionen von CROM, daran besteht gar kein Zweifel.
Zwei frühere Songs hat Walter Grosse auch noch auf das Album gepackt. „My Destiny“ stammt ursprünglich von der raren 2004er-Demo, und „The Fallen Beauty“ von der gleichnamigen EP aus dem Jahre 2003. Die Stücke passen sich dem Kontext des Albums durch ihre episch-emotionale Ausrichtung bestens an.
Auf der handwerklichen Seite muss man Walter „Crom“ Grosse für seine professionelle Arbeit an den verschiedenen Instrumenten und den ebenso ausdrucksstarken wie einfühlsamen Gesang loben. Unterstützt wird Grosse an Drums und manchen Gitarrenparts lediglich von seinen alten Dark Fortress-Kollegen Seraph und V. Santura, die für CROM auch im live-Line-Up aktiv sind.
„Of Live And Death“ ist ein empfehlenswertes Album für Anhänger von epischem Heavy Metal. Insbesondere Freunde der Epic-Viking-Phase von Bathory oder der melodischeren Songs von Blind Guardian oder Orden Ogan sollten hier mal dringendst reinlauschen.
Wertung: 8.5 / 10