Review Crimson Moon – Mors Vincit Omnia

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Black Metal

Dank der allgemeinen Verfügbarkeit der notwendigen technischen Mittel scheinen neue Musikprojekte und Veröffentlichungen heutzutage an jeder Ecke aus dem Boden zu sprießen. Man könnte sich also leicht zu der Annahme verleiten lassen, es sei heutzutage schlicht unmöglich, etwas noch nie Dagewesenes zu schaffen. Während sich einige Bands neue Genrebezeichnungen für die eigene Musik ausdenken und doch nur bereits Bekanntes wiedergeben, werden bei den wenigen, die wirklich Pionierarbeit leisten, oftmals zuvor etablierte, aber doch unzulängliche Begriffe bemüht. CRIMSON MOON lassen sich hingegen ganz einfach unter Black Metal einordnen – und doch sollte man deren viertes Album „Mors Vincit Omnia“ keinesfalls leichtfertig als generisches Produkt einer sich selbst kopierenden Undergroundkultur abtun.

Ja, die einzelnen Punkte der Schwarzmetall-Checkliste kann man bei CRIMSON MOON allesamt, ohne lange zu überlegen, als gegeben ankreuzen: Diabolische, stechende Screams (die allerdings per se schon nicht nach jeder beliebigen Band klingen), eisige, im Tremolo-Stil gespielte Gitarrenriffs, furioses Drumming, bei dem an Double-Bass-Salven und Blast-Beat-Exzessen nicht gegeizt wird, sowie teilweise lateinische Texte über Tod und Teufel – all dies findet sich auf „Mors Vincit Omnia“ zuhauf. Davon abgesehen, dass CRIMSON MOON diese gängigen Stilmittel außerordentlich effektiv zu nutzen wissen, sind es jedoch vor allem die immer wieder aufscheinenden, klanglichen Absonderlichkeiten, die das Album einerseits zu etwas Besonderem machen und ihm andererseits den unheimlichen Charakter einer obskuren Totenmesse verleihen, welcher auch in dem kunstvoll-morbiden Artwork zum Ausdruck kommt.

Die geisterhaften Chorgesänge, die in praktisch jedem Track aus dem Hintergrund hervorraunen, sind diesbezüglich am auffälligsten. Zur Verdichtung der in den bis zu acht Minuten langen Stücken vorherrschenden, beklemmenden Grabesstimmung machen sich CRIMSON MOON aber auch verschrobene Clean-Gitarren („Godspeed, Angel Of Death“), ominöse Orgelarrangements („Funeral Begotten“) und sogar Flöten („Parcae – Trinity Of Fates“) zunutze. Den Einsatz dieser Instrumente portioniert das Trio allerdings stets derart überlegt und gezielt, dass die Musik nie allzu weit in den Symphonic- oder gar Folk-Bereich abdriftet und damit wieder vorhersehbar wird.

Vielmehr gelingt es CRIMSON MOON, diese Anleihen aus anderen Genres im Kontext ihrer eigenen Kompositionen in einem neuen, unverbrauchten Licht dastehen zu lassen. Dass die Amerikaner es dabei nicht bloß auf durch ein paar Gimmicks billig erkaufte Aha-Momente abgesehen haben, stellt die Truppe spätestens mit dem Dark-Ambient-Outro „Tempus Fugit“ unter Beweis, welches den Hörer mit seinen rauschenden Synthesizern, geflüsterten Worten, klappernden Geräuschen und Glockenschlägen vollends in das Innere einer Gruft versetzt.

Der Vanitas-Gedanke mag eine beliebte Inspirationsquelle für Black-Metal-Gruppen sein, doch nur wenige tragen ihm auf derart beeindruckende Weise Rechnung, wie CRIMSON MOON es auf „Mors Vincit Omnia“ tun – und das nicht nur in lyrischer und visueller, sondern auch musikalischer Hinsicht. Wo andere Vertreter des Genres unnötig brutal, austauschbar oder sogar ausdruckslos klingen, verarbeiten die Amerikaner ihre verschiedenartigen Einfälle in einem grotesken und zugleich faszinierenden Abgesang auf die irdische Existenz. Zusätzlich beweisen CRIMSON MOON hiermit, dass man keine gänzlich neuen Musikrichtungen begründen oder gegensätzliche Spielarten miteinander kombinieren muss, um etwas Herausragendes zu schaffen. Im Black Metal nichts Neues? Mitnichten!

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Wertung: 8.5 / 10

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