Vielleicht kennt ja der eine oder andere Leser Doug Walker, bekannt als „That Guy With The Glasses“, den Erfinder der „5 Second Movies“ oder aber auch „The Nostalgia Critic“, der auf seiner Homepage diverse Videopodcasts am Laufen hat, mitunter schon genannten „Nostalgia Critic“, der Filme, die vor dem Jahr 2000 erschienen sind, humoristisch in ihre Einzelteile zerlegt. Und wer den guten Mann kennt, der hat vielleicht auch sein Video zu den „Top 11 Nostalgic Mindfucks“ gesehen, dessen Countdown mit ganz besonders merkwürdiger Musik unterlegt war. Eine Powerchord-schrubbende Gitarre und dazu ein burlesker… keine Ahnung. „Kinderchor“? Jedenfalls etwas, das wie eine verrockte Version eines Danny Elfman-Soundtracks klingt. Darf ich vorstellen? CREATURE FEATURE.
Auf diese Art und Weise stieß auch ich auf die erste und bislang einzige CD des kalifornischen Duos Curtis RX und Erik X, „The Greatest Show Unearthed“, und da das, was ich davon auf Youtube fand, total abgefuckt und gleichzeitig doch sehr gefällig klang, schlug ich direkt mal zu. Um es also mit den Worten der Band selbst zu sagen: „Ladies and gentlemen, welcome to the greatest show unearthed.“
Frei nach diesem Motto hauen CREATURE FEATURE dem geneigten Hörer auf ihrem Debutalbum elf Tracks voll mit kunterbunten Melodien, schaurigen Samples und einer großen Portion käsiger Horrorfilmatmosphäre um die Ohren. Musikalisch bewegt man sich dabei irgendwo zwischen Horrorpunk, seichten Gothic- und Electro-Anleihen, erdigem Rock und wie schon erwähnt dem Schaffen von Danny Elfman, besonders was solche Filme wie „The Nightmare Before Christmas“ angeht. Garniert wird das Ganze noch mit dem reichlich theatralischen Gesang von Curtis RX, et voilà. Dabei rum kommt eine sehr eigenwillige, teilweise wohl etwas „aufdringliche“ und nicht unanstrengende Art von Musik, die aber andererseits total catchy ist und es bewundernswert schafft, auf dem schmalen Pfad zwischen wirklicher Horrorfilmatmosphäre und tongue-in-cheek-hafter Selbstironie zu wandeln. Was CREATURE FEATURE hier produzieren ist vielleicht nicht die anspruchsvollste und intellektuellste Musik, aber sie wirkt einfach so extrem authentisch, dass man nicht anders kann, als das Herzblut, das die beiden Amerikaner da reingesteckt haben, irgendwie zu bewundern. Und spaßig ist die Angelegenheit natürlich auch.
Wobei „The Greatest Show Unearthed“ sicherlich nicht ohne Makel ist. Problematischerweise verschießen CREATURE FEATURE ihr Pulver nämlich ziemlich schnell. Der Titeltrack resp. Opener, das darauf folgende, sich quasi einmal durch Edgar Allan Poes Werk zitierende „Buried Alive“ und das mit „Nacht der lebenden Toten“-Samples gespickte „Aim For The Head“ sind nämlich die klaren Highlights des Albums, die Qualität, die in den ersten zwölf Minuten abgefeiert wird, erreichen CREATURE FEATURE in der folgenden halben Stunde höchstens noch im Refrain des Alien-Paranoia-Stücks „Look To The Skies“ (das übrigens auch mit ein paar ganz coolen „Gameboy-Sounds“ verfeinert wird) oder dem recht finsteren „Bound And Gagged“. Der Rest treibt sich – vielleicht auch nur angesichts der Qualität der ersten drei Songs – eher in gehobenen Durchschnittsgefilden herum, was vielleicht auch daran liegt, dass vieles doch etwas zu gleich klingt. Mit der eher uninspirierten Nekrophilie-Nummer „A Corpse In My Bed“ und dem wirklich nervigen „Such Horrible Things“ endet „The Greatest Show Unearthed“ dummerweise auch noch auf einer sehr schwachen Note.
Trotzdem bekommt die Scheibe von mir letzten Endes eine ganz klare Empfehlung. „The Greatest Show Unearthed“, „Buried Alive“ und „Aim For The Head“ sind fast ZU gut, wer mit dem sehr individuellen, hektischen Sound der Band etwas anfangen kann und am Besten sowieso ein Faible für morbide Atmosphäre und augenzwinkernde Horrortexte hat, der kann mit der ersten CD von CREATURE FEATURE nicht besonders viel falsch machen. Ein Ohr sollte man sowieso mal riskieren, weil es einfach nichts wirklich vergleichbares da draußen gibt. Macht dann:
Wertung: 7.5 / 10