Review Cradle Of Filth – Midian

Man mag von ihnen halten was man will. Für die einen sind Cradle of Filth die Götter der zweiten Black Metal Welle seit Mitter der 90er, für andere posende Möchtegern-Vampire, die aus einer Unterordnung des Metal möglichst viel Geld machen wollen. Für mich persönlich hört sich bewusst auf Kommerz ausgerichtete Musik zwar ein ganz bisschen anders an, aber wollen wir mal keinen Disput mit den ultra-truen Anhängern der BM-Szene vom Zaun reißen…
Das Werk aus dem Jahre 2000 ist auf jeden Fall auf den Namen „Midian“ getauft worden, und auch hier hat man sich wie bei der zwei Jahre später erschienen Best Of-Compilation (H.P. Lovecraft) bei einem großen Schriftsteller des skurilen Bereiches bedient, Clive Barker. Der persönlich segnete auch die Verwendung des Titels und weitere Anleihen ab.

Das Album beginnt mit einem minimalistischem Intro, das anfangs aus Geflüster besteht, welches auf seinem Wege noch von einer Orgel und ein wenig Chor-Gesang begleitet wird. Am Ende dreht die Orgel ab und geht in……den zweiten Song des Albums über, „Cthulhu Dawn“. Dieser geht mit einem einprägsamen Riff los und entwickelt sich zu einem Up-Tempo-Kracher, der Frontmann Dani alles abverlangt was er hat. Ein sehr guter Song, der sogar live funktioniert, obwohl der Gesang wie erwähnt so schnell ist wie in nur wenigen anderen Songs der Band.
„Saffron’s Curse“ beginnt etwas gemäßigter und schlägt eine etwas dramatischere Richtung ein. Auch dieses Lied wird zum Mittelteil hin recht schnell, dann jedoch wird ein Part mit mittelalterlicher Instrumentalisierung eingeschoben, der durch den kurzen leidenden, traurigen Gesang von Dani Filth sehr atmosphärisch wirkt. Ein Song der allgemein als einer der besten der Band-Geschichte gilt ist „Death Magick for Adepts“. Er beginnt mit einem hochklassigen Riff, der Freude auf mehr macht, doch plötzlich wechselt die Melodie schlagartig, da hat mir auf jeden Fall ein richtiger Übergang gefehlt. Das Lied weist einmal mehr recht zügigen Gesang auf, der teilweise von einer Orgel und Streichinstrumenten begleitet wird. Dani wechselt häufig zwischen hohem Gekrächze (das soll keine negative Titulierung sein) und sehr tiefen Vocals. Dieses vierte Stück des Albums ist in Ordnung, ihn als ein Aushängeschild von Cradle of Filth zu bezeichnen halte ich dabei aber für überzogen.
Der nächste Song mit dem verheißungsvollen Titel „Lord Abortion“ geht wieder recht langsam zu Werke. Man hört einige düstere Sounds, bevor dann ein Klavier und ein kurzes Sprachsample einer Frau einsetzt, kurz darauf extrem tiefe und dunkle Saiteninstrumente. Dani passt sich dem hunderprozentig an und gröhlt einige Verse ins Mikrofon, bevor die Handbremse vollkommen gelöst wird und ein wahnsinnig apokalyptischer, schneller Song mit Killer-Refrain losbrettert. Rockt!Etwas melodischer geht es bei Song Nummer 6, „Amor E Morte“ betitelt, weiter. Ein sehr guter Anfangs-Riff mit sehr markantem Bass-Spiel wird durch erneute Chor-Einsätze verfeinert, ebenso setzt eine Orgel ein, die dem Song etwas hymnenhaftiges verpasst. Der melodische Anfang soll kein Einzelpart gewesen sein, der ganze Song ist nicht so brachial wie bei einige andere Stücke dieses Albums. Anzusprechen ist auch noch der Refrain, in dem der Titel des Stücks von Sarah Jezebel Deva sehr ansprechend gesungen wird.
„Creatures that kissed in Cold Mirrors“ ist ein weiteres schaurig-schönes Instrumental-Stück, das sich auch gut als Intro macht, was auf „Lovecraft & Witch Hearts“ unter Beweis gestellt wurde.

Der nächste Track ist dann wieder ein richtiges Lied, genauer gesagt handelt es sich um „Her Ghost in the Fog“. Es beginnt mit einem düsteren Keyboard-Spiel und einer wieder etwas härteren Gitarre, der (Sprech-) Gesang ist zum Anfang sehr tief gehalten, bis Dani seine normale Stimmlage anwendet und zum Refrain hin alles sehr melodisch und gewissermaßen auch positiv wirkt, sprich nicht zwingend düster und „böse“. Der ein oder andere wird das natürlich als untrue und im Bezug auf die Szene geradezu als verräterisch und natürlich kommerziell ansehen, aber man kann’s eben nicht jedem recht machen.
Mit „Satanic Mantra“ gibt es schon wieder einen alternativen Einschub, ein sich steigernder Chor gibt stets den selben Satz von sich. Dass das nicht sonderlich aufregend ist kann man sich vorstellen. Das ganze ist ja aber nicht allzu lang und somit eben einfach nur ein mittelmäßiger Übergang zwischen zwei Songs.Nachfolgend auf dieses Stück ist dann gewissermaßen die Enttäuschung des Albums, „Tearing the Veil from Grace“. Das Lied beginnt als absolut wunderschöne Dunkelballade mit ebenso gutem, weiblichen Gesang von S.J. Deva, bis bei 1:38 Minuten auf einmal Geknüppel der härtesten Sorte einsetzt. Dieses wird nach einer Zeit auch noch zu einem annehmbaren Song mit einer Länge von über 8 Minuten, mir wäre es jedoch weitaus lieber gewesen, wenn man daraus eine vierminütige Ballade gemacht und auf diese unnötige Verhuntzung verzichtet hätte.“Tortured Soul Asylum“ ist das letzte Werk dieses Albums und beginnt mit einigen gesprochenen Versen, ich wollte beinahe vermuten, dass sich sich aus einem Schriftsück von Clive Barker handeln, garantieren wollt‘ ich das jedoch nicht. Jedenfalls geht es mit einem düsteren Zusammenspiel der beiden Gitarristen weiter, Dani steigt mit schnellem Gesang ein und zum Ende des Albums geht’s nochmal rund.

Mit „Midian“ haben Cradle of Filth einmal mehr bewiesen, dass sie zur Spitze der dunklen Musik gehören. Die Songs sind abwechselungsreich und bieten durch den Einsatz von klassischen Instrumenten eine besondere Atmosphäre. Beim Intro z.B. hat man beinahe das Gefühl, wirklich vor den Toren des Midian zu stehen. Dass die Band Können hat gestehen hoffentlich auch die Verfechter der ultra-truen Black Metal-Szene. Auf gut deutsch kotzt es mich ziemlich an dass die Gruppe von Leuten dieser Art lächerlich gemacht wird, nur weil sie zu einigen ihrer Songs Videos dreht, es Fotos von ihnen gibt wo sie ungeschminkt sind und – oh Schreck, oh Graus – Dani Filth in Interviews sogar lacht, wenn er etwas lustig findet. Ganz ehrlich: Wenn jemand so verbissen in Trueness ist, tut er / sie mir ziemlich leid.Allen anderen kann ich dieses Werk von meiner Lieblings-Band auf diesem Gebiet jedoch nur empfehlen, richtig enttäuscht wurde ich persönlich nur durch den plötzlichen Umschwung des zehnten Songs.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert