Review Constellatia – The Language Of Limbs

In Südafrika gibt es derzeit ungefähr 140 aktive Metal-Bands*. Zum Vergleich: In Deutschland, dessen Einwohnerzahl in etwa die eineinhalbfache Südafrikas ist, sind es über 5.300 Bands*. Man kann in ersterem Fall also ohne Weiteres von einer überschaubaren Szene sprechen. So spannend ein Blick in den Underground mitunter auch sein kann, es lässt sich selbst mit viel gutem Willen nicht leugnen, dass nur ein Bruchteil davon wirklich hörenswert ist. Die Chancen einer kleinen Szene wie jener in Südafrika, etwas Aufsehenerregendes hervorzubringen, sind somit statistisch gering. Die inzwischen leider aufgelösten Post-Black-Metaller Wildernessking haben sich zum Beispiel als eine solche Ausnahmetruppe erwiesen. Mit CONSTELLATIA hat ihr ehemaliger Frontmann Keenan Oakes indes jedoch ein neues Projekt gegründet, welches mit „The Language Of Limbs“ sein Full-Length-Debüt vorlegt.

Stilistisch macht Oakes in Zusammenarbeit mit Gideon Lamprecht (Crow Black Sky) in etwa da weiter, wo er mit Wildernessking zwei Jahre zuvor aufgehört hat. CONSTELLATIA spielen demnach modernen, kantigen Black Metal, gemixt mit weltvergessen durch den Äther gleitenden Post-Rock-Passagen. Etwas grundlegend Neuartiges sollte man von „The Language Of Limbs“ folglich nicht erwarten. Was man jedoch geboten bekommt, ist eine durchaus bewegende Platte, welche die langjährige Erfahrung des Duos unzweifelhaft bekundet. Die Gesamtlaufzeit beläuft sich zwar nur auf eher magere 35 Minuten, dass diese jedoch auf lediglich vier Tracks aufgeteilt sind, die trotz ihrer beträchtlichen Länge durchgehend spannend bleiben, spricht für sich.

Dies lässt sich wohl am ehesten damit erklären, dass CONSTELLATIA ihren Stücken ein gefälliges Maß an Abwechslung verpasst haben, dabei jedoch die ihnen zu Grunde gelegte, melancholische Stimmung nie aus dem Fokus verlieren. Selbst in den brachialeren Teilen der Kompositionen, die in der Regel in ihrer Höhe variierte Screams, wuchtige Gitarrenriffs, ungestüm voranpreschende Drums („In Acclimation“) und Blast-Beats beinhalten, schwingt stets eine gewisse Schwermut mit. Diese vermitteln CONSTELLATIA insbesondere über ihre verträumten Post-Rock-Melodien, die manchmal für sich allein stehen, zum Teil aber auch über den intensiven Metal-Parts schweben und somit gewissermaßen das ruhespendende Auge des Sturms bilden.

Dass die Übergänge zwischen den sanft schwelgenden und den harscheren Passagen ein wenig ungelenk wirken, könnte man den Südafrikanern zwar ebenso ankreiden wie den etwas zu borstigen und blassen Sound der Platte, beides stört jedoch bloß in sehr geringem Maße. Die zahlreichen Besonderheiten, die CONSTELLATIA ihren Songs einflößen, wie etwa der schwärmerische Frauengesang auf „The Night Belongs To You“ oder das absolut stimmige, sich auf mitreißende Weise steigernde Solo auf „The Garden“, machen „The Language Of Limbs“ letztlich zu einem auf voller Länge gelungenen Post-Black-Metal-Album.

Noch haben CONSTELLATIA einiges zu lernen, wenn sie eines Tages zu den Spitzenreitern ihres Genres aufschließen wollen. So könnten etwa die drängenden, oft aber auch wellenartig getragenen Black-Metal-Abschnitte und die bisweilen fast schon in Ambient-Sphären vordringenden Clean-Gitarren-Arrangements noch etwas natürlicher ineinander fließen und im Mix überschatten die Drums die Gitarren ein wenig zu sehr. Davon abgesehen haben CONSTELLATIA mit „The Language Of Limbs“ jedoch ein wunderbar einprägsames, die traumhafte Stimmung des kühlfarbigen Artworks exakt einfangendes Tonkunstwerk geschaffen, bei dem man im Gegensatz zu vielen Veröffentlichungen aus dem Underground nicht viel Nachsicht walten lassen muss, um es genießen zu können.

(*Metal Archive: Stand November 2019)

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Wertung: 7.5 / 10

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