Review Conspiracy – Concordat

Wie das Leben halt manchmal so spielt… Jahrelang scheinen Innovationen im Black Metal eher spärlich gesäht zu sein, viele Bands kupfern einfach nur große Vorbilder ab und geben sich damit zu frieden, einfach ein bißchen schneller, ein bißchen härter, ein bißchen melodischer, ein bißchen besser produziert… oder eben auch nicht zu sein. Und dann öffne ich eine Promolieferung und mir purzeln zwei CDs von Bands entgegen, die wohl zur gleichen Zeit am ähnlichen Ort dieselbe Idee hatten: „Iron Maiden Black Metal“. Zumindest wollte mir der gute alte Promozettel nicht nur Onheil als eben so etwas verkaufen, nein, auch auf dem Schrieb, der der zweiten CONSPIRACY-CD mit Namen „Concordat“ beilag, wird ähnliches angepriesen. Eine Mischung aus Bathory, Marduk und Iron Maiden. So weit, so vollmundig. Kann das im Geiste bereits 1988 (der erste Release war dann 2006) in Ungarn gegründete Soloprojekt von Ex-Melechesh-Bassman Al’Hazred (hier unter dem Namen Alex „Carpathian Wolf“ unterwegs… sollte man an sein Pseudonym nicht wenigstens noch einen Nachnamen dranhängen?) diese Versprechungen halten?

Ich muss sagen, obwohl beide CDs zur etwa gleichen Zeit im gleichen Land entstanden und oberflächlich gar nicht so wenig Ähnlichkeit miteinander haben, ist „Concordat“ doch irgendwie die genaue Antithese zu Onheils „Razor“. Ging zweitere gut ins Ohr ohne viel bemerkenswertes zurückzulassen, macht der karpathische Wolf es einem hier nicht gar so einfach. Denn was wohl zu allererst auffällt an „Concordat“ ist der Sound. Der ist nämlich – man muss es wohl leider so sagen – recht schlecht ausgefallen. Sehr leise gedrehte, verrauschte Gitarren und Vocals gesellen sich zu einem brummeligen Schlagzeug, das doch hin und wieder ein paar mehr Höhen gebraucht hätte. Bass gibt’s quasi keinen, aber das muss bei Black Metal ja so sein, hörte ich mal irgendwo.
Aber ich sagte ja „genaue Antithese“ und nannte Onheils Material wenig bemerkenswert. Und genau hier setzen die Pluspunkte im Hause CONSPIRACY an. Denn was uns hier so im mangelhaften Soundgewand geboten wird sind acht 1A Kompositionen, die wirklich innovativ, eigenständig und vor allem saucool klingen. Aber erreicht man auch die hochgesteckten Ziele? Bewegt man sich tatsächlich zwischen Bathory, Marduk und Iron Maiden?
Marduk würde ich direkt mal aus dieser Gleichung entfernen, vielleicht erinnert „Concordat“ ganz selten mal ganz marginal an die Schweden zu „Opus Nocturne“-Zeiten. Aber der Rest trifft den Nagel zwar nicht vollends auf den Kopf, glücklicherweise aber auch den Hammerschwinger nicht auf den Daumen. Geboten wird hier größtenteils Midtempo-BM, der sich immer wieder in klassischen Heavy- und Power Metal-Gefilden austobt. Melodische, teils zweistimmige Soli (das von „Die In Style“ erinnert mich irgendwie frappierend an Blind Guardian), ruhigere Parts, die glücklicherweise nie die Power aus den Stücken nehmen, mit dem epischen „Faith“ ist sogar eine ziemlich klassisch geratene, epische Heavy Metal Nummer drauf, die man mit ein bißchen Fantasie beinahe auf eine von Bathorys späteren CDs hätte packen können. Hier punktet „Carpathian Wolf“ auch endlich mal richtig mit seinem Gesang, die extremen Gesangslagen sind zwar ganz okay, wirken wegen der schauerlichen Produktion aber etwas kraftlos, der Klargesang hingegen, den er hier auspackt, ist zwar sicher nichts, was man bis zum Umfallen abfeiern müsste, aber er kommt einfach extrem charmant durch die Boxen und steckt so voller ungenierter… äh… „Freude am Singen“, möchte ich einfach mal behaupten, dass man ihm eigentlich gar nicht irgendwie böse sein kann.

Wenn man CONSPIRACY jetzt – abgesehen von der durchwachsenen Produktion – noch irgend etwas vorwerfen möchte, dann bietet sich eigentlich nur noch eine Sache an: ein eher unterbeschäftigter Spannungsbogen, was die CD als Gesamtkunstwerk angeht. Es kommt kein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl auf, viel mehr sind die acht Titel auf „Concordat“ wirklich nur acht Songs, die man auch in jeder anderen Reihenfolge hintereinander hätte wegspielen können. Aber immerhin acht gute Songs. Und das Cover der Scheibe gefällt mir persönlich auch ausgezeichnet.
Also kurzum: „Concordat“ ist ein richtig nettes Album für aufgeschlossene Black Metal Fans, die Lust auf Innovationen haben und sich auch mit einer halbgaren Produktion anfreunden können. Vielleicht bessert die sich ja noch auf dem nächsten Release, der Rest darf gern so bleiben.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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