Coltaine Cover

Review Coltaine – Forgotten Ways

Dass der Schwarzwald mehr zu bieten hat, als drittklassige Heimatfilme aus den 1950er Jahren, wissen Fans der gepflegten Gitarrenverzerrung im Zweifelsfall bereits durch Bands wie Imperium Dekadenz, Narvik oder Thron. Mit COLTAINE steht nun eine weitere Kapelle aus dieser Region in den Startlöchern, die auf ihrem neuen Album „Forgotten Ways“ dunkleren Klängen fröhnt und dabei ihre eigene stilistische Nische besetzen möchte.

Dabei sind die dunklen Seelen aus Karlsruhe keine Unbekannten: Unter dem Namen Witchfucker bereits seit 2014 aktiv, hat sich die Truppe vor rund zwei Jahren in COLTAINE umbenannt – und scheint ein wenig ernsthafter unterwegs zu sein, wenn man den aktuellen Albumnamen „Forgotten Ways“ mit den Vorgängern „Atomhure“ oder „Afterhour in Walhalla“ vergleicht. Stilistisch ist man aber immer noch in ähnlichen Gefilden unterwegs und kombiniert gekonnt Elemente aus Okkult-Rock, Doom- und Post-Metal zu einem atmosphärischem Gebräu.

Diese Mischung funktioniert im Großen und Ganzen auch ziemlich gut. Mit „Mogila“ haben COLTAINE schon mal einen ziemlich mächtigen Opener am Start, der die meisten Trademarks der Band präsentiert: Eine großartige, düstere Atmosphäre, eine gelungene Instrumentierung, harsche Growls und melodisch-verhallter Frauengesang, eingebettet in eine ausgesprochen analog anmutende und fette Produktion (die übrigens Jan Oberg von der Berliner Sludge-Band Earth Ship zu verantworten hat). Resultat sind über acht ausgesprochen kurzweilige Minuten Musik.

Leider nimmt das darauf folgende „Himmelwärts“, mehr sphärisches Interlude als wirklicher Song, den Wind wieder aus den Segeln. Atmosphärisch zwar durchaus großes Kino, fühlt sich der Track mit dreieinhalb Minuten viel zu lang an – selbst unter Zuhilfenahme von szenetypischem Räucherwerk. Dass die Nummer direkt an zweiter Stelle nach dem gelungenen Opener kommt, hilft auch nicht wirklich. Mit „Cloud Forest“ und „Ableben“ gibt es auf „Forgotten Ways“ leider noch zwei weitere Tracks dieser Kategorie, denen ein paar Takte weniger vermutlich nicht schlecht getan hätten.

Damit sind die einzigen Kritikpunkte aber auch schon abgehakt, den ansonsten haben COLTAINE auf „Forgotten Ways“ noch einige rundum gelungene Kompositionen im Köcher. „Dans Un Nouveau Monde“ ist genauso wie der Titeltrack oder „Grace“ progressiv angehauchter Doom-Metal par excellence, im Detail jederzeit passend um Versatzstücke aus Psychedelic- oder auch Stoner-Rock ergänzt. Dass die Band auch ein wenig flotter, kompakter und eingängiger unterwegs sein kann, zeigt der coole Dreieinhalbminüter „Tales Of Southern Legends“.

Insgesamt meckert man schon auf hohem Niveau, wenn man sich statt den genannten ausufernd-sphärischen Intermezzos noch ein zwei griffigere Songs wie „Tales Of The Southern Legend“ wünscht. Denn wirklich schlecht ist auf „Forgotten Ways“ erstmal nichts, da die intensive Atmosphäre das Album wirklich gut zusammenhält. Lediglich in Sachen Arrangementarbeit gibt es noch Optimierungsbedarf, denn manche Passagen sind sogar für Stoner-Verhältnisse eine Spur zu ausschweifend, während man sich von anderen Songabschnitten vielleicht noch ein paar Takte mehr gewünscht hätte. Trotzdem ein empfehlenswertes Album und mit Sicherheit ein toller Soundtrack für den anstehenden Herbst.

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Wertung: 8 / 10

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