Wenn Bands einen Plattenvertrag bekommen, weil sie einen Wettbewerb gewonnen haben, spricht das meist nicht für die Musik. Die Logik eines solchen Wettbewerbes verlangt von den Gruppen, die Jury innerhalb kürzester Zeit von sich zu überzeugen und das gelingt natürlich nur durch entsprechende Eingängigkeit. Dieses Phänomen kennt nahezu jeder und auch ich habe schon derartige Erfahrungen gemacht. Freedom Call als Support auf der Blind Guardian Tour haben mich total überzeugt, weil man einfach super mit der Musik warm wurde auch wenn man die Band noch nie gehört hatte. Umso größer war dann die Enttäuschung, als die Platte das zweite Mal ihre Runde im Player drehte und ich die Musik schon nicht mehr hören konnte.
Ganz so ist es bei COLLARBONE nicht und die Scheibe hat auch schon etliche Durchläufe auf dem Buckel. Auch muss man den vier Jungs anrechnen, dass sie es geschafft haben, nicht wie der zigste HIM-Klon zu klingen, sondern auf der musikalischen Landkarte eher bei den Amis anzusiedeln sind. Dennoch ist es so, dass man deutlich heraushört, dass hier bewusst auf Ecken und Kanten verzichtet und das Ganze schön radiotauglich gemischt wurde. Was zudem auffällt, ist die große Ähnlichkeit der Stücke untereinander, die leider fast alle nicht über Mittelmaß hinauskommen. Hier werden zwar gekonnt, doch leider völlig uninspiriert Punk, (Nu)Metal und Rock gemischt und eine wenigstens vom Konzept her interessante Mischung erzeugt.
Dass dies nämlich durchaus überzeugen kann, macht der einzige positive Ausreißer „The Last Call“ (welcher auf der HP zu finden ist und auch im Vorfeld schon als Single veröffentlicht wurde) deutlich. Der Gesang, welcher zu anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, wird zwar mit zunehmender Spielzeit deutlich besser, schafft es aber nie wirklich vom Hocker zu hauen, auch wenn gelegentlich – trotz Massenkompatibilität – geschrien werden darf. Nach 36 Minuten ist der Spuk vorbei und wer die Repeat-Taste gedrückt hat, merkt das erst beim bereits erwähnten „The Last Call“, der Rest plätschert einfach ohne hängen zu bleiben an einem vorbei, fast so, als hätten die Vier ein unendlich langes Album geschaffen…
Abschließend lässt sich sagen, dass den Finnen hier kein Preis für große Innovation verliehen werden kann und auch der musikalische Anspruch sicher nicht auszeichnungswürdig ist. Doch wer eine nette Platte für nebenher sucht und nichts gegen Crossover-Fast-Food-Musik einzuwenden hat, wird mit COLLARBONE einige unterhaltsame Minuten erleben, denn schlecht ist es auf keinen Fall, was einem auf „The Back Of Beyond“ geboten wird. Wenn man zudem bedenkt, dass es sich hier um das Debüt einer wirklich jungen Band handelt, kann man auch bei den Punkten noch ein Äugchen zudrücken.
Wertung: 6 / 10