Review Coldworker – The Doomsayer’s Call

Als im Dezember 2004 das verheerende Erdbeben mit anschließenden Flutwellen im Indischen Ozean tobte, fiel dieser Naturkatastrophe unter anderem auch der Sänger der schwedischen Grinder Nasum zum Opfer. Als die verbliebenen Bandmitglieder Monate später vom Tod ihres Frontmanns erfuhren, entschlossen sie sich, die Gruppe mit ihm zu Grabe zu tragen. Schlagzeuger Anders Jakobson hob daraufhin im Frühjahr 2006 eine neue Combo namens COLDWORKER aus der Taufe, die sich stiltechnisch im Bereich des grindcorelastigen Death Metals bewegen sollte. Mit „The Doomsayer’s Call“ lassen die Skandinavier nun bereits ihren dritten Longplayer auf die Metal-Gemeinde los.

Seit dem Vorgänger „Rotting Paradise“ sind bereits gut vier Jahre ins Land gezogen, in denen das Quintett lediglich durch zwei Samplerbeiträge auf Tribute-Alben für Repulsion und Nasum sowie einer Split-EP mit den Kollegen von Deathbound auf sich aufmerksam machte. Eine große Durststrecke also, die die Jungs euphemistisch als langen Songwriting-Prozess bezeichnen, der aufgrund der Zielsetzung, starke, individuelle Songs zu erschaffen, die kombiniert ein wirklich starkes Schwedentod-Album ergeben, jedoch erforderlich gewesen sei. Soso.

Vom Stil her erinnern COLDWORKER an Bloodbath und klassische Gorefest (also die Death-’n’-Roll-Exkursionen außen vor gelassen) – folglich ist „The Doomsayer’s Call“ ganz viel brutaler Death Metal und gar nicht so viel Grind. Die Knöpfe am Mischpult hat wie schon bei den früheren Langeisen Dan Swanö bedient, herausgekommen ist dabei eine glasklare und druckvolle Produktion. Vor allem wenn der Bass schön verzerrt aus dem Gesamtbild herausgrummelt, erfreut das besonders, dazu growlt Joel Fornbrant weitestgehend unverständlich, aber kräftig ins Mikro.

Die Auswahl des Tracks „A New Era“ als Opener ist insofern interessant, als er sich härte- und geschwindigkeitstechnisch im Albumdurchschnitt deutlich hinten anstellt – das machen nicht wenige Bands eher anders herum, nehmen also im Laufe ihrer Alben den Fuß vom Gas, anstatt sich zu steigern. Mit „The Reprobate“ geht’s dann aber los mit Blastbeats und Uptempo-Geschrote, dazu passend eingesetzte Tempowechsel, aber zugegebenermaßen recht gleichförmig, sodass ich nach dem fünften Song doch eher mit gequältem Blick als mit Vorfreude auf die lange Tracklist und das, was mich noch erwartet, blicke.

Ab „The Pessimist“ geht’s dann unerwartet wieder bergauf, ob das aber wirklich an einer tatsächlichen Qualitätssteigerung der Songs liegt oder lediglich darin begründet ist, dass ich mich an die Monotonie gewöhnt habe, ist schwer zu sagen. Wie dem auch sei, geht der Mittelteil des Albums gut in die Ohren, nervt nicht durch die schnell durchschaubare, immer wieder auftretende Uptempo-/Blastbeat-Abwechslung der vorherigen Lieder, und punktet generell dadurch, dass die Band die Songs nicht kaputtknüppelt – wobei Deathgrind-Liebhaber wohl gerade das auch als Kritikpunkt sehen könnten. Die letzten drei bis vier Tracks bieten hingegen nichts Aufregendes mehr, und so ist der auffälligste Aspekt des letzten Albumdrittels eigentlich nur, dass „The Walls Of Eryx“ komplett ohne Blasts auskommt.

Inwiefern sich COLDWORKER im Vergleich zu ihren vorherigen Releases gesteigert haben (wie sie es behaupten), kann ich aufgrund bisheriger Unkenntnis der Gruppe nicht beurteilen – muss ich aber auch gar nicht, denn man stellt auch so fest, dass die Männer ihre Ambitionen nur bedingt umsetzen konnten. Zu gleichförmig sind die Songs, als dass man Individualität hier an den großen Nagel hängen und von einer besonderen Stärke des Outputs sprechen könnte. An 13 Songs in 45 Minuten und auch den spielerischen Fertigkeiten ist nichts auszusetzen, dennoch ist der Genuss von „The Doomsayer’s Call“ am Stück etwas anstrengend und so letztendlich nur frisches Futter für die Knüppelfreunde unter uns, ansonsten aber verzichtbar.

Wertung: 6.5 / 10

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