COKIE THE CLOWN, in dessen Rolle der Sänger erstmals 2010 bei einer Live-Performance schlüpfte, ist das Soloprojekt von Fat Mike (NOFX), dessen Debütalbum „You’re Welcome“ mit einer langen Liste von Gastmusikern aufwartet. Die meisten davon sind wohl den wenigsten Hörern ein Begriff, darunter finden sich aber auch namhafte Beiträge von Produzent Danny Lohner, Travis Barker (Blink-182) und Dizzy Reed (Guns N‘ Roses) wieder. Den größten Beitrag lieferte aber der französische Multiinstrumentalist und Komponist BAZ. Er ist der einzige Musiker, der Mike Burkett bisher beim Schreiben eines Albums unterstützen durfte.
Bereits das einleitende A-Cappella-Intro von „Bathtub“ klingt nach betrunken-depressivem Bargesang und das darauf einsetzende Piano unterstreicht diesen Eindruck nochmals. Was aber auch zu Beginn des Albums bereits klar wird ist, dass die Musik von COKIE THE CLOWN sich weit weg vom typischen Punk-Rock-Klang bewegt. Neben dem Klavier sind dafür auch die Streicher und Bläser verantwortlich, die man auf diese Weise selten bis nie in dem Genre zu hören bekommt. Sie befreien die Songs aber auch weitgehend von wütender Attitüde und zeichnen ein sehn- und schwermütiges, aber auch entspanntes Bild.
So entstehen Momente, die an Jazz („Fair Weather Friends“), Folk („The Queen Is Dead“) oder Chamber Pop („Down With The Ship“) erinnern. Gesanglich mag sein beinahe ungeübt klingendes Organ zu den ungestümen und lauten Punk-Rock-Songs von NOFX gut passen, in diesen leisten Stücken aber verkörpert sie die Rolle des tragischen Clowns teilweise ungewollt komisch. Das ist einerseits selten schmeichelhaft fürs Gehör, andererseits ist es in der Umsetzung so konsequent, dass es einem zumindest ein wenig Respekt entlocken kann. Erst im achten Song „Fuck You All“ und beim abschließenden „Punk Rock Saved My Life“ fühlt man sich an seine Hauptband erinnert, werden hier doch härtere Gitarren und auch rockige Drums eingesetzt.
Neben der musikalischen Seite sind es aber auch die enthaltenen Geschichten, die die Songs auf „You’re Welcome“ spannend und zugleich verstörend machen. Fat Mike alias COKIE THE CLOWN kramt hierfür tief in der Kiste seiner Lebenserfahrungen und berichtet vom Tod eines Zimmergenossen, dessen Freunde danach das Hab und Gut des Toten plünderten („Swing And A Miss“), den gescheiterten Ehen mit seinen beiden Ex-Frauen („Pre-Arraigned Marriage“), seinen Persönlichkeitsstörungen („Negative Reel“) oder der von ihm durchgeführten Sterbehilfe an seiner Mutter („That Time I Killed My Mom“).
Als COKIE THE CLOWN liefert der mittlerweile 52-jährige Fat Mike eine Palette von Songs ab, die verstörender und depressiver nicht sein könnten und auch die Rolle des traurigen, depressiv verstimmten Clowns dazu sehr gut unterstreichen. Musikalisch und atmosphärisch haben die meisten Titel mit Punk Rock nichts zu tun und sind aufgrund ihrer Inhalte dennoch deutlich am eigentlichen Genre des NOFX-Frontmanns orientiert. Für Fans des Sängers ist dieses Album irgendwo ein Muss in der Sammlung, so persönlich und selbstoffenbarend wie es umgesetzt wurde. Einige werden zumindest überrascht, wenn nicht enttäuscht sein. Durch die bedrückende Ausrichtung ist es auf jeden Fall kein Album, dass man in schweren Lebensphasen auflegen sollte oder allgemein öfter den Weg ins Abspielgerät finden wird. Künstlerisch ist es aber nah an einem Meisterwerk zu verorten, wenn auch ein schwer verdauliches.
Wertung: 6.5 / 10
Ein krasses Album, ohne Frage. Eine treffende Punktwertung finde ich hier fast unmöglich, musikalisch ist es ja tatsächlich mitunter nicht besonders und trotzdem ist es fast einzigartig, allein aufgrund dieser extrem intensiven Atmosphäre.