Review Code Orange – Underneath

CODE ORANGE haben sich schon immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, in eine Schublade gesteckt zu werden. Verwurzelt im metallastigen Hardcore, entwickelte die Band aus Pittsburgh ihren Sound kontinuierlich weiter. Bereits auf ihrem zweiten Album „I Am King“ nahmen Industrialsounds eine größere Rolle ein, was sich auf dem dritten Album „Forever“ intensivierte. Zusätzlich integrierten CODE ORANGE einen ruhigeren, im Alternative angesiedelten Sound in ihre Klangwelt, bei dem auch der Klargesang von Gitarristin Reba verstärkt zum Einsatz kam. Diesen Weg gehen CODE ORANGE mit ihrem vierten Album „Underneath“ konsequent weiter und präsentieren darauf die bisher stimmigste Umsetzung ihrer musikalischen Vision.

Mit den ersten vier Nummern verpassen CODE ORANGE zum Einstieg diverse Schläge in die Magengrube. Bereits die kalt-atmosphärischen Sounds im Intro „(deeperthanbefore)“ werden von brutalen Noise-Attacken und panischen Schreien durchbrochen, bevor der eigentliche Opener „Swallowing The Rabbit Whole“ nach einem kühlen Schlagzeug-Klavier-Intro ein brachiales Riffgewitter entfesselt. Dabei ist eine der großen Stärken der Band nach wie vor das Zusammenspiel zwischen den aggressiven Schreien von Jami Morgan und dem Gesang von Reba Myers, das durch gutturales Gebrüll von Eric Balderose unterstützt wird. Immer wieder ziehen CODE ORANGE das Tempo an, fahren dieses ruckartig runter und bauen künstliche Schnitte ein, die das Hörerlebnis bewusst unterbrechen.

Die fast schon übertriebene Brutalität, mit der CODE ORANGE auf „Underneath“ zu Werke gehen, schrammt immer scharf an der Grenze zum Albernen entlang, ist allerdings perfekt im Konzept der Band verankert. Erst mit „Who I Am” erlauben CODE ORANGE so etwas wie eine kurze Verschnaufpause und biegen das erste Mal bewusst in Richtung Alternative Rock ab, der durch seine Industrial-Anleihen extrem an Nine Inch Nails erinnert. Generell stellt Trent Reznor eine nicht zu überhörende Inspirationsquelle in der Ausrichtung des Sounds von CODE ORANGE auf „Underneath“ dar. So werden stellenweise ganze Songs („The Easy Way“), zumindest aber Teile von Liedern („In Fear“) durch atmosphärische, verhallte und eiskalte Industrialelemente bestimmt. Hier macht sich bemerkbar, dass Eric Balderose von der Gitarre nun komplett auf die elektronische Seite umgeschwenkt ist – so weit, dass er „Underneath“ stellenweise die Richtung vorgibt.

Dass nicht jeder Song, vor allem in der zweiten Hälfte des Albums, so in Erinnerung bleibt wie der Beginn von „Underneath“ bedeutet nicht, dass es darauf schwache Songs gäbe. Dafür beweisen CODE ORANGE mit dem absolut großartigen „Sulfur Surrounding“ sowie dem straighten Titeltrack, dass Sie auch problemlos radiotaugliche Nummern für sich uminterpretieren können. Gemeinsam mit Bands wie Knocked Loose oder Vein bilden CODE ORANGE derzeit die absolute Speerspitze modernen Hardcores, klingen durch ihre elektronischen Einflüsse und bewusst sperrigen Sounds allerdings absolut einzigartig. Mit „Underneath“ liefern CODE ORANGE eine beeindruckende Mischung aus Härte, zerhackten Strukturen, Melodie und Emotionalität ab, die einer Vertonung schizophrenen Wahns gleichkommt.

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Wertung: 9 / 10

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