Dass Harry Conklin auf britischen Metal mit Pathos steht, ist unschwer zu erkennen, wenn man sich die jüngeren Alben seiner Band Jag Panzer anhört. Insofern hat der Mann wohl den Jackpot gezogen, als er im vergangenen Jahr den Sängerposten bei CLOVEN HOOF übernahm. Zur Erinnerung: Das ist die Band, die schon seit 1979 aktiv ist und mit Alben wie „Dominator“ und „A Sultan`s Ransom“ das, was heute als New Wave Of British Heavy Metal bekannt ist, maßgeblich mitgeprägt hat. Nachdem sich die anfänglich unglaublichen Gerüchte um den Beitritt von Mr. Conklin bewahrheitet haben, hat die Gruppe um Bassist Lee Payne mit „Heathen Cross“ nun das erste Album mit dem legendären US-Metal-Sänger aufgenommen.
Wie gesagt ist Pathos das Ding von CLOVEN HOOF und so wird „Heathen Cross“ mit „Benediction“ auch gleich von einem theatralischen Orgel-Intro eingeleitet. Mit „Redeemer“ fällt der erste richtige Song zwar eher rockig aus und auch ansonsten setzen die Briten auf ihrem neuen Album vornehmlich auf druckvolles NWOBHM-Riffing, der Bombast schwingt aber immer mit. So mischt sich etwa in „Do What Thou Wilt“ rockiger Groove mit erhabener Theatralik und vor allem „Frost And Fire“ und „Sabbat Stones“ lassen mit ihrer Kombination aus Erhabenheit und typisch britischer Heavy-Metal-Attitüde auf angenehme Art an das frühe Material der Band denken.
Insgesamt klingen CLOVEN HOOF also auch 2024 wie zu erwarten und sind dem Stil, der sie einst bekannt machte, erfreulich treu geblieben. Zwei Dinge fallen jedoch auf: Erstens liefert die Truppe mit Nummern wie dem tonnenschweren „Last Man Standing“ zwischen all ihrem Traditionsstahl noch immer auch eher modern anmutende, harte Songs. Die waren schon auf „Resist Or Serve“ nicht wirklich brauchbar und stehen der Truppe auch zehn Jahre später nicht sonderlich gut. Zweitens bedienen sich die Briten auch auf „Heathen Cross“ wieder mehr als nur ein bisschen bei ihren Vorbildern: „Redeemer“ zitiert Judas Priest, „Do What Thou Wilt“ steht tief in Fahrwasser von Black Sabbath und das geradezu schamlos abgekupferte „Darkest Before The Dawn“ offenbart einmal mehr „Senventh Son Of A Seventh Son“ als liebste Iron-Maiden-Platte von Bandkopf Lee Payne.
Und nun noch zum Elefanten im Raum, nämlich dem Gesang von Harry Conklin: Dass der Mann singen kann, muss er niemandem mehr beweisen und dass er zu CLOVEN HOOF passt, wurde schon in der Einleitung angedeutet. „A match made in heaven“ also? Definitiv. Der aufgrund fragwürdiger politischer Einstellung geschasste George Call hat bei den Briten zwar einen guten Job gemacht, war aber eigentlich etwas zu grob für ihren Sound. Der temperierte, mitunter pathoslastige und doch kraftvolle Gesang von Mr. Conklin passt da weitaus besser zur bisweilen theatralischen Musik der Band. Einzig der King-Diamond-mäßige Wechsel hin zu hohen Screams in „Redeemer“ wirkt etwas befremdlich – das ist aber Jammern auf hohem Niveau.
CLOVEN HOOF spielen auf „Heathen Cross“ nicht nur sämtliche ihrer Stärken aus, sondern potenzieren sie sogar noch durch die Aufnahme von Sänger Harry Conklin. Der Amerikaner scheint mit seinem starken Gesang das fehlende Puzzlestück zu sein, um den Sound der Engländer abzurunden, fügt er sich doch weit besser ins Gesamtbild ein als sein Vorgänger. Die vermeintlichen Schwächen der Truppe rücken so noch ein Stück weiter in den Hintergrund, sind aber nach wie vor vorhanden: Erstens sollten CLOVEN HOOF aufhören, zwanghaft „moderne“ Songs zu schreiben, die ihnen einfach nicht stehen und zweitens bleibt es verwunderlich, warum eine so einflussreiche Band wie diese heutzutage schamlos bei ihren Genre-Kollegen klaut. So oder so ist „Heathen Cross“ aber ein starkes Heavy-Metal-Album britischer Prägung geworden, das mehr als nur einen Höhepunkt bietet.
Wertung: 8 / 10