Beim Namen CLOVEN HOOF wird den meisten Metalfans der ersten Stunde schnell warm ums Herz. Die Band gehörte einst zur Speerspitze der NWOBHM und veröffentlichte mit Alben wie „A Sultan’s Ransom“ Werke für die Ewigkeit. Seither hat sich einiges geändert: Seit 2001 wieder aktiv machte die Formation so manche eigenartige Phase durch und mittlerweile ist Bassist Lee Payne das einzige verbliebene Originalmitglied. Hinzu kommt, dass sich das Besetzungskarussell bei CLOVEN HOOF Jahr um Jahr weiterdreht und die Truppe mit dem jüngst hinzugestoßenen Ash Baker inzwischen einen Leadgitarristen beschäftigt, der vermutlich zur ersten Hochphase der Band noch nicht geboren war – das alles mag gute Gründe haben, wirkt sich jedoch nicht unbedingt positiv auf die Authentizität aus. Dennoch: Mit „Who Mourns For The Morningstar?“ gelang den Briten vor drei Jahren ein ausgezeichnetes Album, das der Band einen gewaltigen Popularitätsschub verschaffte, weshalb ihr neuester Output „Age Of Steel“ nicht nur von alteingesessenen Fans mit Spannung erwartet werden dürfte.
Führte ihr letztes Album CLOVEN HOOF wieder zurück zum gradlinigen Heavy Metal der alten Schule, so gehen die Briten auf „Age Of Steel“ erneut einen etwas anderen Weg: Auf ihrem siebten Studiowerk erweitert die Band ihren Sound um deutlich mehr Theatralik und baut nicht selten bombastische Intros und symphonische Keyboard-Klänge in ihre Songs ein – das hört sich in der Theorie deutlich schlimmer an, als es in der Praxis tatsächlich ist und passt auch gar nicht schlecht, zumal man es bei „Age Of Steel“ mit einem Konzeptalbum zu tun hat. Zur Klärung: Die Platte knüpft an die Story des „Dominator“ an, der bereits Hauptfigur des 1988 erschienenen Konzeptwerkes gleichen Namens war. Die (späte) Fortsetzung legendärer Konzeptalben ist etwas, womit Bands sich nur selten einen Gefallen tun, doch CLOVEN HOOF schlagen sich hier unerwartet gut.
Die erwähnte Theatralik ist etwas, worauf man Lust haben muss. Nüchtern betrachtet gelingt die Symbiose aus harten Riffs und epischen (Retorten-)Streichern auf „Age Of Steel“ aber ziemlich gut, zumal diese nie zu weit in den Vordergrund rücken. Das zeigt sich vor allem an Nummern wie „Ascension“ oder dem ambitionierten Epos „Bedlam“. Die bringen – wie eigentlich alle Songs des Albums – trotz bombastischer Arrangements nämlich stets die nötige Härte mit, um sofort als Metal zu gelten und fallen nie übermäßig kitschig aus. Dazwischen liefern CLOVEN HOOF mit Songs wie dem angriffslustigen Opener „Bathory“ und hymnisch-treibenden Songs wie „Apathy“ oder „Victim Of The Furies“ sowie „Gods Of War“ auch traditionsbewusste Metal-Bretter ab, in denen sie die besten Elemente des eher harten „Resist Or Serve“ und „Who Mourns For The Morning Star?“ verbinden.
Zusammen mit den mitreißenden Melodien und beeindruckenden Leadgitarren, die CLOVEN HOOF auffahren, ergibt sich aus der beschriebenen Mischung ein kurzweiliges, abwechslungsreiches Metal-Album, auf dem es einiges zu entdecken gibt – auch so manches Plagiat: In „Alderley Edge“ bedienen sich die Briten auf unverschämteste Art und Weise ganzer Arrangements und Gesangslinien von Iron Maidens „Seventh Son Of A Seventh Son“. Und als wäre das nicht schon frech genug, entpuppen sich die Herren in „Touch The Rainbow“ als Wiederholungstäter und verfahren noch einmal genauso mit „The Evil That Men Do“. Klar, Plagiat ist die ehrlichste Form der Anerkennung und Anerkennung hat keine Band mehr verdient als Iron Maiden, ganze Song-Stücke aus deren erfolgreichstem Album „auszuleihen“ ist allerdings reichlich dreist und wenigstens ein bisschen arm. Das Frustrierendste daran ist jedoch, dass man CLOVEN HOOF nicht einmal böse sein möchte, zumal beide Songs ziemlich gut geraten sind und Sänger George Call einen verdammt authentischen Bruce Dickinson draufhat.
Auf „Age Of Steel“ gelingt CLOVEN HOOF sicher kein verspäteter großer Wurf, aber das Album ist alles andere als schlecht und unterstreicht die anhaltende Relevanz der Band. Ein besonderes Kompliment ist den Briten zu machen, weil es ihnen gelingt, trotz Story-Konzept ein kurzweiliges und angemessen hartes Heavy-Metal-Album abzuliefern – an dieser Aufgabe sind schon ganz andere Kaliber gescheitert. Auch den Operetten-Bombast baut die Band songdienlich in ihre Stücke ein und ob man das Plagiat nun verurteilen oder vergeben will, bleibt jedem selbst überlassen. Unterm Strich ist „Age Of Steel“ ein grundsolides Album mit etlichen großen Momenten geworden.
Wertung: 7 / 10