Review Civil War – Gods And Generals

Mit ihrem Erstling „The Killer Angels“ war CIVIL WAR im Jahr 2013 eine echte Überraschung gelungen: Ein Teil der ehemaligen Sabaton-Musiker hatte sich mit dem schwedischen Gesangstalent Nils Patrik Johansson (Astral Doors, Wuthering Heights, Lion’s Share) zusammengetan und ein Album aufgenommen, das auf Anhieb zu überzeugen wusste. Etwas weniger als zwei Jahre später steht mit „Gods And Generals“ ihr zweites Album in den Startlöchern. Kann es das Niveau halten, das die Band 2013 vorgegeben hat?

Schon das Veröffentlichungsdatum macht deutlich, dass man sich thematisch nicht umorientieren wollte. An keinem anderen Tag als dem Tag der Befreiung (8. Mai) erscheint „Gods And Generals“ in Europa. Logischerweise spielt Krieg wieder eine große thematische Rolle. So gibt es mit „Braveheart“ wieder eine Hymne für einen Nationalhelden, wie schon auf „The Killer Angels“ Napoleon bedacht worden war. Auch „The Mad Piper“ widmet sich mit Bill Millin einer historischen Person. Völlig von Schlachten losgelöste Themen, wie es sie auf „The Killer Angels“ noch mehrfach gegeben hatte, gibt es allerdings auf „Gods And Generals“ nur in Gestalt der Wikinger-Hymne „Tears From The North“.

Ebenfalls hervorzuheben ist „Schindler’s Ark“ – aber leider negativ. Gerade dieser Song leidet textlich an derselben Krankheit, die auch Sabaton seit ihrem zweiten Album begleitet: Lieder über den Holocaust zu schreiben, ist grundsätzlich möglich, wie es ja auch geschmackvolle Filme und Gedichte darüber gibt. Wenn man es tut, sollte man aber zwei Dinge grundsätzlich vermeiden: zuckriges Pathos mit fraglicher Emotionalisierung und triviale Personalisierung. Das Thema eignet sich schlicht nicht für Mitsing-Hymnen. Leider machen CIVIL WAR sich hier trotz eines immerhin in Ansätzen reflektierten Textes und sicherlich guter Intentionen beider Sünden schuldig – der Tiefpunkt des Albums.

In erster Linie gilt es hier aber Musik zu bewerten und nicht Philologie zu betreiben oder verflachte Geschichtsbilder zu kritisieren. Und was CIVIL WAR auf „Gods And Generals“ hinlegen, ist großartiges Ohrwurm-Kino. Die meisten der Songs strotzen vor Hooklines, gefälliger Melodieführung und bemerkenswertem Songwriting. Da noch dazu größter Wert auf Abwechslung gelegt wurde, lädt schon das zweite oder dritte Durchhören zu einem wunderbaren Mitsummen ein. Ganz ehrlich, was Songs wie „Bay Of Pigs“, „Tears From The North“ oder auch „Gods And Generals“ für Refrains auffahren, sucht zur Zeit seinesgleichen. Dazwischen gibt es mit „Braveheart“ ein musikalisch abwechslungsreiches Zwischenspiel, bis später Songs wie „USS Monitor“ oder „Back To Iwo Jima“ mit mehr Tempo aus den Boxen drücken, wobei gerade die letztgenannten wieder stärker an Sabaton erinnern und im Vergleich zum restlichen Material minimal abfallen.

Musikalisch hat sich mit dem zweiten Album von CIVIL WAR also nicht allzu viel verändert. Höchstens sind die Keyboards im Gesamtklang etwas dominanter geworden. Auch hat sich Sänger Nils Patrik Johansson ein paar mehr Freiheiten bei seiner Gesangsgestaltung genommen. Immer wieder variiert er in den Songs und zeigt unterschiedliche Facetten seiner großartigen Stimme („Schindler’s Ark“, „Braveheart“). Die Stärken ausgebaut, die Schwächen minimiert – „Gods And Generals“ ist ein rundum exzellentes Album geworden, dessen kleine Wermutstropfen den Gesamteindruck nicht bedeutend eintrüben. Klare Kaufempfehlung.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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