Das Cover von "Half Past Human" von Cirith Ungol

Review Cirith Ungol – Half Past Human (EP)

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Heavy Metal

Das ging überraschend schnell: Nachdem zwischen „Paradise Lost“ – ihrer letzten Platte vor ihrer Auflösung – und dem Comeback-Werk „Forever Black“ 30 Jahre vergehen mussten, schieben die kalifornischen Ur-Metaller CIRITH UNGOL nun gerade mal ein Jahr später eine EP hinterher. Wer nun auf neue Musik der Truppe aus Ventura hofft, wird nicht enttäuscht – und das, obwohl man es hier eigentlich gar nicht mit neuen Songs zu tun hat: Das Material von „Half Past Human“ wurde nicht nach der letzten Platte geschrieben, es blieb noch nicht einmal bei den Songwriting-Sessions zu „Forever Black“ übrig. Vielmehr haben CIRITH UNGOL für ihre neueste Veröffentlichung besonders tief in die Mottenkiste gegriffen und vier Nummern aus ihrer frühesten Frühphase neu eingespielt, die sich bis dato auf keinem offiziellen Release befanden.

Die Songs auf „Half Past Human“ müssen also irgendwann Mitte der 70er entstanden sein und das hört man ihnen deutlich an: Wenngleich CIRITH UNGOL auch auf ihrem neuesten Album noch stark nach ihrer stilbildenden Phase klingen, meint man den Songs dieser EP den Geist  ihrer Zeit noch stärker anzumerken. Und weil es damals eben nur recht wenige Referenzen neben den mächtigen Black Sabbath gab, sind Ozzy und Co. hier eindeutig als Geburtshelfer des Materials auszumachen. Riffs, Melodien und Songstrukturen von teils rockigen und teils doomigen Stampfern wie „Route 666“ und vor allem „Shelob’s Lair“ erinnern durchweg stark an die britischen Metal-Erfinder und auch Soli und Melodien auf dieser Platte sind eindeutig von Toni Iommi inspiriert.

Die erste Hälfte dieser Platte fällt damit recht gradlinig aus, denn sowohl „Route 666“ als auch „Shelob’s Lair“ sind wie erwähnt recht straighte Rocker im mittleren Tempobereich. Das eingangs groovende „Brutish Manchild“ intensiviert sodann die 70er-Vibes von „Half Past Human“, denn hier werden die massiven Riff-Wände durch einen beinahe psychedelischen Mittelteil aufgelockert. Die größte Überraschung liefert der abschließende Titeltrack, in dem perlende Gitarren mit singenden Doppel-Leads für unerwartete Vielschichtigkeit sorgen. Verpackt in ebenso rohen wie wuchtigen Sound versprüht „Half Past Human“ so einen ganz besonderen Charme, denn CIRITH UNGOL klingen in ihrer aus der Zeit gefallenen Urgewalt stets zu gleichen Teilen nostalgisch wie aktuell.

„Half Past Human“ ist nicht nur für sich genommen eine starke Veröffentlichung, die Platte zeigt auch, wie sehr sich CIRITH UNGOL treu geblieben sind: Hört man die EP unter dem Eindruck ihres neuesten Albums, so knüpfen die Songs nahtlos daran an – das ist beeindruckend, weil zwischen ihrer jeweiligen Entstehung ungefähr viereinhalb Jahrzehnte liegen dürften. Sollte es noch ein weiteres volles Album der Kalifornier geben, wird bis dahin vermutlich noch einige Zeit vergehen. Mit „Half Past Human“ erhalten alle Fans, die sich an „Forever Black“ satt gehört haben, vier weitere CIRITH-UNGOL-Originale,  die zwar nicht wirklich neu, aber doch immerhin bisher ungehört und in jedem Fall ziemlich gelungen sind.

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