Review Circle Of Sighs – Narci

(Doom Metal / Synthwave / Progressive Rock) CIRCLE OF SIGHS sind keine Band wie jede andere. Im Jahr 2018 rief die anonym agierende Künstlergruppe aus den USA sich selbst ins Leben, legte bald darauf ihr Debütalbum „Salo“ (2020) vor und offenbarte sich mit Coverversionen von Songs so unterschiedlicher Interpreten wie Kraftwerk und Joni Mitchell schnell als Kollektiv versierter Musikconnaisseure. Das eigentlich Faszinierende an CIRCLE OF SIGHS ist jedoch die aberwitzige Vielfalt verschiedenster Stilrichtungen, die das Projekt insbesondere auf seinem zweiten Album „Narci“ vermischt: Doom Metal, Synthwave, Progressive Rock, Glitch Pop, Industrial, Jazz, Grindcore – die Liste scheint gar kein Ende zu nehmen. Dennoch ist „Narci“ keineswegs das heillose Durcheinander, das man aufgrund dessen vermuten würde.

Herausfordernd ist die knapp 45 Minuten lange Platte freilich durchaus. Die Songs erreichen Längen von bis zu zehn Minuten und folgen oft nicht dem üblichen Strophe-Refrain-Schema, die zahlreichen stilistischen Umbrüche wollen erst einmal verarbeitet werden und viele der Ausdrucksmittel, derer CIRCLE OF SIGHS sich bedienen, sind alles andere als sanft zu den Ohren. Sowohl die harschen Electro-Sounds, die beispielsweise im doomigen „Heaven In Flames“ ihre Zähne zeigen, als auch die explosiven Riffs, Blast-Beats und Screams im groovenden Titeltrack und die verstörenden Kinderstimmen-Samples im Zwischenspiel „Segue 04“ sind nichts für zarte Gemüter.

Dabei versuchen CIRCLE OF SIGHS keinesfalls, permanent möglichst hässlich zu klingen. „Narci“ hat auch seine schönen Seiten – zum Beispiel das Joni-Mitchell-Cover „Roses Blue“, das im Vergleich zum rastlosen Original zwar etwas behäbig wirkt, mit seiner spacigen, hypnotischen Klangkulisse und seinem intensiveren Schlussteil aber eine interessante Neuinterpretation darstellt. Auch mit dem unaufgeregten Piano, Bass und Klargesang im progressiven Opener „Spectral Arms“ und mit der von erhebenden, surrenden Synthesizern durchdrungenen, zum Ende hin lässig rockigen Akustiknummer „The Man Who Stole The Wind“ haben CIRCLE OF SIGHS ein paar angenehme Verschnaufpausen in das Album eingebaut.

Und immer wieder spielt die Band ihr stilistisches Roulette, aus dem sie mit den unwahrscheinlichsten Kombinationen als Gewinnerin hervorgeht. Sei es nun das jazzig anmutende, verspielte Klavier im von quirligen Beats und Bassmelodien getragenen Instrumental „We Need Legends“ oder das unverhoffte, geschmeidige Saxophon am Ende des brachialen Titelstücks – CIRCLE OF SIGHS machen vor keiner noch so gewagten Stilverquickung Halt und treffen doch stets ins Schwarze.

CIRCLE OF SIGHS haben mit „Narci“ nicht nur ein wahres Feuerwerk verschiedenster Musikgattungen gezündet, sondern auch noch einen überraschend kohärenten Rahmen dafür geschaffen. Nichts wirkt hier aufgesetzt oder fehl am Platz und in der vielschichtigen, klaren Produktion kommen all die unterschiedlichen Klangelemente gleichermaßen zur Geltung. Das perfekte Album haben die Amerikaner damit zwar nicht unbedingt geschaffen, doch selbst mit seinen seltenen Durchhängern wie dem teilweise etwas trägen „Heaven In Flames“ ist „Narci“ über zahlreiche Genre-Grenzen hinweg zweifellos eine der aufregendsten Platten, die das Jahr 2021 zu bieten hat und noch haben wird.

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Wertung: 8.5 / 10

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