Man kann ja über sie sagen was man will, aber eines steht fest: CIRCLE II CIRCLE arbeiten sich für ihre Musik den Arsch ab. Was diese Band an Tourtätigkeit, Albenaufnahmen und Gastauftritten in allen Himmelsrichtungen absolviert, verlangt Respekt. Im Gegensatz zu Jon Oliva’s Pain, einem der anderen Zerfallsprodukte der übermächtigen Savatage, hat sich die Truppe um Sänger Zak Stevens musikalisch darum bemüht, nicht einfach alten Zeiten nachzueifern, sondern ihren eigenen Stil zu entwickeln. Diesen Weg beschreitet Stevens schon seit 14 Jahren mit wechselnder Besetzung. Es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn man sagt, dass das aktuelle Lineup das stärkste ist, das die Band bisher hatte. Ideale Voraussetzungen für ein neues Studioalbum – hier kommt „Reign Of Darkness“.
Auch wenn das Album am Anfang mit dem Intro „Overture-Underture“ zuerst irreführenderweise starke Savatage-Vibes anstimmt und mit der Ballade „Solitary Rain“ auch mit ihnen endet, gehen CIRCLE II CIRCLE auf dieser Scheibe doch konsequent ihren eigenen Weg weiter und setzen den Stil des Vorgängers „Seasons Will Fall“ fort. Ihre Musik klingt schwerer, düsterer und komplexer als zuvor, obwohl die Songs wieder etwas kürzer geraten sind. Besonders die Rhythmus-Fraktion überrascht mit komplexeren Arrangements, wie Off-Beat-Passagen, es gibt mehr Tempowechsel und mehr Varianzen innerhalb der Lieder selbst („Somewhere“, „Ghost Of The Devil“). Im Ganzen erinnern CIRLCE II CIRCLE mit „Reign Of Darkness“ mehr denn je an ihre amerikanischen Kollegen von Symphony X.
So sehr man ihren Willen loben muss, sich weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben, so mag man doch kritisieren, dass sie ein Album mit eher schwerer Kost zusammengestellt haben, das bei weitem nicht so eingängig ist wie frühere Werke. Das werden sicherlich nicht alle Fans auf Anhieb goutieren. Besonders schwerwiegend ist, dass den Refrains die genialen Hooklines fehlen – und das beinahe auf ganzer Albumlänge. Durch die teilweise sehr treibenden, stampfenden Passagen mancher Songs bleibt dennoch einiges hängen („Taken Away“, „Victim Of The Night“), aber ein paar hymnische Refrains wären sicher nicht falsch gewesen.
Ansonsten ist die Band über Einzelkritik erhaben. Seien es die schon gelobten Rhythmus-Musiker, die Leadgitarren, die präzise eingesetzten und keineswegs überbordenden Keyboards oder auch der famose Gesang von Zak Stevens – musikalisch passt hier alles. Insofern ist „Reign Of Darkness“ ein Album für die Langstrecke geworden, das dem Hörer einige Durchläufe abverlangt, bis man die einzelnen Songs auseinanderhalten und wiedererkennen kann.
Wertung: 7 / 10