CHRISTIAN DEATH polarisieren seit jeher. Nicht bloß die eklatante Ablehnung religiöser Dogmen, die die Deathrock-Mitbegründer von Anfang an in provokanter Weise an den Tag legten, sondern auch das Drama um die beiden rivalisierenden Frontmänner, das die Fangemeinde (und zeitweise die Band selbst) in zwei Lager spaltete, sorgte für einigen Aufruhr. Seit dem tragischen Ableben von Rozz Williams im Jahr 1998 sind inzwischen jedoch mehr als zwanzig Jahre ins Land gezogen und von plump antichristlichem Getue lassen sich heute nur noch die verbohrtesten Erzkonservativen erschrecken. Schockieren konnten CHRISTIAN DEATH in den letzten Jahren allenfalls mit der Peinlichkeit ihres Outputs und ihrem Hang zum Schwurblertum – so auch auf „Evil Becomes Rule“.
Obwohl CHRISTIAN DEATH sich nach „The Root Of All Evilution“ (2015) für ihr nächstes Album sieben Jahre Zeit gelassen haben, macht die Band auf Anhieb eine schlechte Figur. Der Opener „The Alpha And The Omega“ klingt mit seinen plumpen Vocals und seinen dumpfen, mies getimten Perkussionen zu Beginn wie eine amateurhafte Proberaumaufnahme. Auch danach wirft die knapp dreiviertelstündige Platte immer wieder die Frage auf, wie eine seit über vier Jahrzehnten aktive, stilprägende Band es mit sich vereinbaren kann, derart Dilettantisches zu veröffentlichen.
Während Valor Kand sich in seiner Gesangsdarbietung unsäglich lustlos und in seinen Texten tendenziös verschwörungstheoretisch gibt („Rise And Shine“, „The Warning“), übertreibt seine Mitsängerin Maitri es mehr als einmal mit dem Pathos („Beautiful“, „Who Am I (Part 1)“). Das Schlimmste kommt in dieser Hinsicht zum Schluss: Im Outro „Who Am I (Part 1)“ versucht man sich kurz an einem Rap mit der tiefen Stimme eines Nick Cave – das Ergebnis ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.
Um die Instrumentierung und den Sound ist es allerdings kaum besser bestellt. Die Songs wirken beliebig zusammengewürfelt und schlampig eingespielt, das Drumming ist oft behäbig und uninspiriert und die Gitarrenriffs erscheinen mitunter völlig chaotisch („Abraxas We Are“). Einzig mit ein paar der Leadmelodien gelingt es CHRISTIAN DEATH, zu überzeugen – so etwa im gruseligen „Blood Moon“ oder in der sehnsüchtigen Goth-Nummer „Beautiful“, die von schnulzigen, aber durchaus nicht unpassenden Streichern eingeleitet wird. Die Produktion gibt indes Rätsel auf, ist diese doch ein einziges Durcheinander: Während manche Parts zu leise und schwächlich geraten sind, schießen andere mit ihrer klanglichen Rohheit weit über das Ziel hinaus und ständig hängen schemenhafte Spuren im Hintergrund, die keinen erkennbaren Zweck erfüllen.
„Evil Becomes Rule“ ist bedauerlicherweise genau so unoriginell und albern wie sein plakatives Smombie-Coverbild. CHRISTIAN DEATH mögen mit einem Werk wie „Only Theatre Of Pain“ (1982) einen genreprägenden Meilenstein in die Welt gesetzt und auch unter der Führung von Valor Kand noch hörenswertes Material wie „Insanus, Ultio, Proditio, Misericordiaque“ (1990) zustande gebracht haben. Im Jahr 2022 ist die Band jedoch nur noch ein lachhafter Schatten ihrer selbst. So krampfhaft CHRISTIAN DEATH sich auf dem musikalisch missratenen „Evil Becomes Rule“ auch darum bemühen mögen, edgy und überlegen zu wirken – letztlich fühlt man sich davon doch nur dazu angehalten, das Album mit einem phlegmatischen „Ok, Boomer“ zu kommentieren.
Wertung: 2 / 10
Wer bitte hat DAS denn produziert?? Oder schlimmer: wer hat DAS zur Veröffentlichung frei gegeben??? Mal abgesehen, dass da spielerisch die geballte talentlosigkeit am Start ist (frei nach Heinz Strunk „… rumpel-rumpel… klöter-klöter…“), gibt es keine logische Erklärung dafür, in Zeiten von DAWs, Auto-Align, Quantisierungs-und Tuningtools, sowie EZ-Mix eine derartige misratene Produktion abzuliefern…ausser: KEIN BOCK!!!