Wer seinen Metal heutzutage in Form von Deathcore serviert bekommen möchte, kommt an den Gründungsvätern dieses Genres, an All Shall Perish, Despised Icon oder Antagony, nicht vorbei. Anfang der 2000er Jahre aufkommend, gelang es diesen Bands eine Spielart zu etablieren, die mit ihrem Mix von Death Metal und Metalcore, von Blastbeats und Breakdowns schnell die jüngeren Metal-Hörer ansprach. Alteingesessene Fans konnten diesem Mischmasch wenig abgewinnen, lange Zeit galt es nicht als chic, sich als Metal-Fan und zugleich Deathcore-Hörer zu outen. Dabei entgeht einem einiges, wenn man an dieser Praxis festhält, zum Beispiel das neue Album von CHELSEA GRIN.
Die jungen US-Amerikaner bringen mit „Self Inflicted“ ihr viertes Album auf den Markt und protzen darauf nicht nur mit einer guten Umsetzung aller Trademarks dieses Genres, sondern auch mit einer großen Menge an Melodik. Damit vereinen CHELSEA GRIN nicht nur die Ansprüche der Fanbase, die weder auf ihre knallenden Breakdowns noch auf ihre tiefen Growls verzichten möchte, sondern sie locken auch die Hörerschaft an, die allgemein eine Vorliebe für Modern Metal besitzt. Geboten bekommen sie CHELSEA GRIN in Reinform, denn das Sextett tobt sich auf den elf Tracks in jeglicher Hinsicht aus; nahezu ohrwurmtauglich auf „Never, Forever“, Breakdown an Breakdown reihend in „Clickbait“ und nach vorne preschend auf „Welcome Back“.
Drückende Doublebass-Passagen, kräftige Growls, eine Riff-Wand von drei Gitarristen: „Self Inflicted“ ist ein packendes Album, welches nicht nur einen guten Härtegrad vorlegt, sondern ebenso mit Varianz im Songaufbau punktet. CHELSEA GRIN wandeln nicht auf dem Pfad ihrer ehemaligen Szene-Kollegen von Job For A Cowboy, die mittlerweile im progressiven/ technischen Death-Metal-Bereich aktiv sind, sondern stellen in diesem Jahr zusammen mit Whitechapel einen heißen Deathcore-Tipp dar. Bleiben die Entwicklungen in diesem Genre weiterhin so spannend, dürften die kommenden Veröffentlichungen mehr als nur einfache Nackenbrecher werden.
Wertung: 7 / 10