Bis auf die Tatsache, dass die Lektüre der Bandbiografie wie ein Blick in die Speisekarte meines Lieblingsitalieners klingt, unterscheiden sich CHAOS THEORY in ihrem Werdegang nicht nennenswert von anderen Metalgruppen, die den Schritt in die Professionalität geschafft haben. Gitarrist sucht Mitstreiter zwecks Bandgründung – Mitstreiter finden sich – erste Songs werden geschrieben – erste Live-Auftritte absolviert – mit der selbstbetitelten Demo konnten die Südeuropäer 2010 dann gleich einen Deal mit Massacre Records unter Dach und Fach bringen.
Erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist das nun erschienene Debütalbum, das die vier Jungs, frei nach den körperlichen Auswirkungen, die mit dem Verzehr eines sizilianischen Bohnengerichts einhergehen, „Bio-Death“ tauften. Todesstahl spielt das Quartett freilich nicht, vielmehr bekommt man modernen Thrash Metal geboten, dem der Promo-Texter auch noch eine Runde Thrashcore- und Metalcore-Einflüsse spendiert hat, in meinem Ohren klingt das allerdings trotz Crossover-Anleihen noch ziemlich old-school. Also, liebe Traditionalisten, schön weiterlesen.
Zehn Tracks in einer halben Stunde Spielzeit, da muss man nicht allzu viel Salami auf der Pizza haben, um zu folgern, dass die Songs eher kompakt als komplex ausgefallen sind. Dementsprechend treten CHAOS THEORY das Gaspedal ohne Verschnaufpause bis zum Boden durch und reihen eine Abrissbirne an die nächste. Die Produktion klingt recht glattgeschliffen und blankpoliert, böse Zungen mögen hier Attribute wie „klinisch“ und „steril“ in den Mund nehmen, dazu legt die Band dann aber doch genug Feeling in ihr Zusammenspiel – etwas mechanisch klingt es schon, was jedoch im Wesentlichen daran liegt, dass die Musiker ziemlich tight aufeinander eingespielt sind.
Stiltechnisch gibt es hier, wie bereits angedeutet, eine Mischung aus alter Schule und neumodischen Auswüchsen. An den wütenden, hardcorelastigen Shouts von Maestro Peterlini, die verdächtig stark an die NYC-Thrasher von Nuclear Assault erinnern, werden sich die Geister wohl scheiden; wer sich allerdings für sie begeistern kann, wird an „Bio-Death“ seine Freude haben. CHAOS THEORY schielen mal Richtung Kreator („Virus“, „Xenotransplant“), erinnern dann wiederum an neuere Exodus („Dawn Of Death“), die Schweden von The Haunted („Biodeath“) oder die Crossover-Recken Suicidal Tendencies („Carnage“). In die letzten beiden Tracks „Final Solution“ und „Spyral“ erhalten auch rockigere Elemente und unverzerrte Gitarren Einzug.
Die Italiener spielen dadurch einen zweifellos individuellen Stil, der sich nicht auf das Aufwärmen eingestaubter Riffs beschränkt und sie von anderen, gesichtslosen Kollegen abhebt. Von groovenden Midtempo-Passagen bis zu gelegentlichen Blastbeat-Attacken bekommt man auf „Bio-Death“ alles geboten, was man von einem guten, zeitgemäßen Thrash-Album erwartet. Einzig an der Langzeitwirkung hapert es, denn einen wirklichen Hit sucht man auf der Scheibe vergeblich. Wenn CHAOS THEORY das auf dem Nachfolger hinbekommen, gibt es beim nächsten Mal auch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung, zunächst soll es genügen, die Platte eingeschworenen Thrash-Fans ans Herz zu legen.
Wertung: 7 / 10