Das 2005 erschienene „Anomalies“ von CEPHALIC CARNAGE schlug ein wie eine Granate, allem voran der Knaller „Dying Will Be The Death Of Me“ sorgte für reges Interesse seitens Fans und Medien. Selbst MTV2 mit ihrem Headbanger’s Ball zeigten das Video in voller Länge – Extreme Metal von Relapse Records im Fernsehen, wer hätte das Gedacht. Diesem sehr erfolgreichem Release gingen drei Alben zuvor, welche sehr deutlich klarmachen, was CEPHALIC CARNAGE machen und dass das nächste Album bereits wieder völlig anders sein kann – „Xenosapien“ muss deswegen als ein heimliches Highlight des Jahres gehandelt werden, zumindest vor dem ersten Hören sollte man gespannt sein wie 5-jährige Kinder am 24. Dezember früh Morgens.
„Endless Cycle Of Violence“ – der Opener – bietet schon ein erstes gutes Bild von dem, was einen die kommenden 44 Minuten beschäftigen wird: Genialer „Rocky Mountain Hydro-Grind“, so bezeichnete es einst die Band selbst. Um es etwas verständlicher zu machen, kommt hier die Klarstellung daher: Ja, die Band spielt und zelebriert zweifellos viele Grindcore-Parts in ihren Songs. Abgesehen von diesen gibt es aber auch jede Menge andere hörenswerte Genres, welche munter kombiniert werden. CEPHALIC CARNAGE schrecken beispielsweise nicht davor zurück, Jazz mit heftigem Death Metal zu kreuzen („G.obal O.verhaul D.evice“), Doom Metal mit teils Rock’n’Roll-lastigen Passagen zu spielen („Heptarchy (In The U.K.)“; „Hidden Track“) oder – wie bereits angesprochen – einfach schnell und präzise, vor allem aber eines, nämlich brutal zu spielen („The Omega Point“, diverse andere). Dem erfahrenen Hörer wird all dies bereits bekannt sein, und trotzdem werden selbst Fans mit dem neuen Album „Xenosapien“ überrascht und gefordert sein.
„Xenosapien“ ist ein heftiges Stück Musik, das es erstmal zu verstehen heißt. Mit „verstehen“ will ich der Musik und deren progressiver Schlagseite keinen elitären Status oder ähnliches auf das Auge drücken, aber mit einmaligem Hören ist es hier bei weitem nicht abgetan. Es gibt Songs, die ordentlich strukturiert sind, die sofort Sinn ergeben, andererseits gibt es aber auch einige Tracks, die selbst nach dem vierten Hördurchgang noch nicht richtig vernünftig wirken, und trotz aller Verwirrung Staunen verursachen. „Xenosapien“ ist eines der Alben, die man immer und immer wieder hören wird (am Stück versteht sich), denn man will immer und immer wieder diesen „Aha-Effekt“ erleben. Niemals würde ich es wagen, einem Neuling das Album zu empfehlen, vor einem Jahr etwa hätte ich es postwendend retourniert und den Typen, der mir das empfohlen hat, verflucht.
Jenseits all dieser komplexen Eindrücke und Abläufe sollte ich auch den gezeigten technischen Level erwähnen. Jedes Mitglied dieser Band gibt sein absolut Bestes, und das kann man natürlich auch wahrnehmen. Über Frontmann Lenzig brauche ich nicht viel erzählen, wer seine Stimme kennt wird sie schätzen – tiefe Growls und die sehr angewidert klingende mittlere Tonlage machen ihn schier unverwechselbar. Auch die übrigen Mitglieder zeigen ihr Können und haben es geschafft, das Album instrumental nicht zu limitieren.
Insgesamt also ein völlig gelungener Nachfolger und dem Vorgänger „Anomalies“ und auch den älteren Alben absolut ebenbürtig. Die Kombination aus ruhigen und sehr progressiven Passagen mit den schnellen und zerstörerisch wirkenden Teilen gestalten das Album äußerst interessant, machen es einem als Hörer aber zunächst alles andere als einfach. Das Album wächst jedoch nicht mit der Zeit, vielmehr versteht man es mit der Zeit es zu hören. Also sich Zeit nehmen, „Xenosapien“ einlegen und genießen!
Wertung: 8.5 / 10