Auch wenn der nach dem tragischen Unfalltod von Caleb Scofield erschienene Album „Final Transmission“ der erste CAVE-IN-Lonplayer nach acht Jahren war, zählt er nur bedingt als vollwertiges Album: Vielmehr handelt es sich um eine Sammlung von mehr oder weniger ausproduzierten Songs und Demos, inklusive der letzten musikalischen Beiträge des verstorbenen Bassisten. 2022 schaut die Sache schon anders aus, denn mit „Heavy Pendulum“ haben die US-Amerikaner einen neuen Vertrag bei Relapse und ein richtiges Studioalbum am Start – und beweisen, soviel sei schon mal verraten, dass sie es noch drauf haben.
Logischerweise hat sich in Sachen Besetzung zwangsläufig etwas getan: Converge-Basser Nate Newton, ursprünglich nur für einige Benefizkonzerte zugunsten von Scofields Familie an Bord, ist nun fester Bestandteil der Band und sorgt neben dem Bumms untenrum auch für Shouts, wenn es vocaltechnisch mal etwas härter zugehen darf. Denn in Sachen Gesang geben sich die Gitarristen Stephen Brodsky und Adam McGrath durchgängig melodisch. Am ehesten kann man das Ganze als Alternative Metal bezeichnen, durchaus mit Reminiszenzen an die 90er Jahre, aber ohne dabei altbacken zu klingen.
Musikalisch gibt es nichts zu meckern: Songwriting und Arrangements sind durchdacht und absolut on point, CAVE IN bieten auf „Heavy Pendulum“ eine fantastische Bandbreite unterschiedlicher Stile: von stadionrockartigen Hymnen wie „Floating Skulls“ über Songs mit spürbarer Metal-Schlagseite wie „Blood Spiller“ bis hin zu ruhigeren Nummern wie dem Titeltrack ist für jede Gemütslage etwas dabei. Und wie penetrant dabei einzelne Passagen wie der Chorus des Openers „New Reality“ oder die Leadgitarre im ausladenden „Blinded By A Blaze“ im Ohr klebenbleiben, ist genauso wenig selbstverständlich wie die unglaubliche Spielfreude des Quartetts, die in jeder Sekunde hörbar ist.
Auch tontechnisch ist alles im grünen Bereich, denn mit Converge-Saitenhexer Kurt Ballou zeigt sich einer der angesagtesten Metalproduzenten dieser Tage für die Produktion von „Heavy Pendulum“ verantwortlich. Die nicht zu polierte und fette Produktion tut dem siebten Longplayer der Truppe aus Massachusetts ausgesprochen gut. Unterm Strich bieten CAVE IN somit die perfekte Mischung für Metalheads, die etwas für Bands wie die Foo Fighters übrig haben, es dabei aber auch gerne etwas härter mögen.
„Heavy Pendulum“ ist mit 14 Songs auf rund 71 Minuten Spielzeit großzügig dimensioniert, doch trotz der durchaus langen Spielzeit läuft das Album mehr als gut durch. Filler sucht man vergeblich, dafür gibt es Ohrwürmer en masse. Somit ist CAVE IN das beachtliche Kunststück gelungen, nach einer wirklich langen Pause und einem krassen Schicksalsschlag, an dem schon so manche Band zerbrochen ist, ein mehr als herausragendes und kurzweiliges, quasi perfektes Album zu veröffentlichen. Chapeau!
Wertung: 10 / 10