Review Cavalera – Schizophrenia

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Thrash Metal

Lange schien klar: Max und später auch sein Bruder Iggor Cavalera haben Sepultura verlassen und damit aufgegeben. Nun scheint sich das Blatt zu wenden: Während Anderas Kisser und Konsorten eine letzte große Runde um die Welt drehen, um Sepultura zu Grabe zu tragen, erheben die Brüder wenig subtil Anspruch auf das Frühwerk der Band. Unter dem schlichten Titel CAVALERA (im Stil des alten Bandlogos) erschienen bereits 2023 Re-Makes von „Bestial Invasion“ und „Morbid Visions“. Jetzt legen CAVALERA mit „Schizophrenia“ nach.

Das ist natürlich insofern spannend, als damit auch das Thema „Reunion“ wieder in den Fokus rückt: Die Abschiedstour könnte das Ende von Sepultura bedeuten – oder aber ein Weg sein, Derrick Green für alle Seiten gesichtswahrend loszuwerden. Was auch immer der Plan von Andreas Kisser und Paulo Jr. war, als sie das Ende von Sepultura medienwirksam verkündeten: Zumindest stünde einer Reunion mit den Cavalera-Brüdern nun weniger im Wege als einer intakten Band inklusive Sänger im Rücken. Zumindest aus dem Cavalera-Lager hört man keine klaren Absagen mehr: „Ich werde nichts erzwingen, aber wenn die Zeit kommt, an der wir eine Reunion für sinnvoll erachten: Okay, fein, solange wir es richtig machen. So wie wir es gerade mit den Re-Recordings machen. Das gehen wir glaube ich richtig an: ehrlich, ernsthaft, von Herzen“, erklärte er im Interview mit dem griechischen Rock Hard-Magazin.

Tatsächlich ist das, was Max und Iggor mit besagten Re-Releases geleistet haben, viel relevanter, weil dauerhafter als ein paar Reunion-Shows. Denn zweifelsohne zählt das Frühwerk von Sepultura zur DNA des Thrash Metal, wobei selbst eingefleischte Fans und Puristen den Sound dieser Werke nur romantisieren, nicht aber schönreden können. Zwar hat „Schizophrenia“ von den drei erwähnten Scheiben noch den erträglichsten Mix abbekommen – so richtig fetzig klingt aber auch dieses Album nicht. Hier kommt nun die tatsächlich sehr zutreffende Selbsteinschätzung von Max Cavalera zum Tragen. Denn wie er und sein Bruder mit diesen Werken verfahren, ist vorbildlich.

Das fängt schon bei den Artworks an, die in Form der neuen Versionen von Eliran Kantor mit viel Respekt vor den Originalen ins 21. Jahrhundert geholt wurden – und gilt ebenso auch für die Songs selbst: Wie schon die beiden anderen Neuauflagen klingt auch „Schizophrenia“ nicht wie ein „neues“ Album, sondern schlicht, als hätte jemand den Staub vom Mastertape gewischt: Die Songs wurden mit Maß und Verstand bearbeitet, sodass Liebhaber der Originale zwar kleinere Unterschiede feststellen werden – die jedoch allesamt absolut organisch klingen. Einen herausragenden Job macht dabei auch Travis Stone (Pig Destroyer), der Daniel Gonzalez (Possessed, Gruesome) als CAVALERA-Leadgitarrist abgelöst zu haben scheint.

Aber am Ende geht es natürlich vor allem um den Sound – und der begeistert abermals: Die Gitarren klingen noch etwas griffiger und voller als bei den beiden anderen Re-Releases, der Gesang angemessen mit Hall beladen. So klingt „Schizophrenia“ absolut authentisch nach Old School Thrash – aber nun eben nicht mehr dünn und leise, sondern so aggressiv und knackig. Mit anderen Worten: Genau so, wie er in den Träumen der brasilianischen Teenager geklungen haben dürfte, noch ehe das Album zum ersten Mal eingespielt war.

Der Bonustrack „Nightmares Of Delirium“ zum Abschluss des Albums ist abermals weit mehr als nur ein cooles Gimmick: Wie schon auf den beiden anderen Remakes ist CAVALERA ein Song gelungen, der – obschon 35 Jahre später geschrieben – perfekt in die Atmosphäre dieses Klassikers passt. Das könnte als Fingerzeig verstanden werden: So könnte ein Reunion-Album von Sepultura klingen. Oder aber als Mittelfinger … denn schlussendlich brauchen die Cavalera-Brüder keinen Andreas Kisser, keinen Paolo Jr. und auch nicht den Bandnamen, um dem Erbe von Sepultura gerecht zu werden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert