Review Cavalera Conspiracy – Psychosis

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Thrash Metal

Für jeden, der die Thrash-Szene aufmerksam verfolgt, muss in der Silvesternacht 2016 auf 2017 die Welt ins Wanken geraten sein: Tatsächlich war damit nämlich ein Kalenderjahr ohne eine Veröffentlichung von Max Cavalera – sei es nun mit Soulfly oder der CAVALERA CONSPIRACY – zu Ende gegangen. Zuletzt war diese Szene-Anomalie 2009 aufgetreten, nachdem Max im Vorjahr mit dem CAVALERA-CONSPIRACY-Debüt „Inflicted“ und dem Soulfly-Album „Conquer“ aber immerhin gleich doppelt zugeschlagen hatte. Nun, demnach fast zwei Jahre nach dem schwachen letzten Soulfly-Album „Archangel“, meldet sich der Cavalera-Clan zurück – mit CAVALERA-CONSPIRACY-Album Nummer vier: „Psychosis“.

Neben der „verspäteten“ Veröffentlichung fällt sogleich das Cover der CD auf. Nach zwei schlicht bis lieblos designten Alben („Inflicted“ / „Blunt Force Trauma“) und einem absoluten Artwork-Fehlgriff („Pandemonium“) bietet „Psychosis“ dem Betrachter ein so düsteres wie gelungenes, teils naturalistisch ausgeführtes, teils expressionistisch angehauchtes Portrait eines wilden Wilden, wenn man so will. Sollte das „Sabbatical“etwa Früchte tragen und Max Cavalera neu inspiriert haben?Was man auf „Psychosis“ zu hören bekommt, lässt zumindest an einer Sache keinen Zweifel: Die Akkus sind wieder voll aufgeladen.

Etwaige, in Anlehnung an das Artwork vermutete Tribal-Elemente sucht man auf dem Album zwar vergebens. Das, wofür der Name Cavalera nun aber seit gut zehn Jahren steht – harter, bedingungsloser Thrash-Death nämlich – gelingt dem Bruderpaar mit „Psychosis“ jedoch wieder erstaunlich gut. Mal rasend und brachial („Insane“, „Judas Pariah“), mal im schiebenden Midtempo („Impalement Execution“) oder gar düster-psychedelisch („Hellfire“) – nach den uninspirierten letzten Releases verwöhnt „Psychosis“ den Hörer mit dieser stilistischen Bandbreite geradezu.

Dass der Titeltrack dann auch noch als spannendes Instrumental in der Tradition der „Soulfly“-Stücke daherkommt und im abschließenden „Excruciating“ tatsächlich noch Didgeridoos ein Weltmusik-Element in den Sound einbringen, gibt „Psychosis“ nicht nur den letzten Schliff, sondern lässt zudem die Grenze zu Soulfly endgültig verschwimmen.

Zwar ist auch „Psychosis“ kein zweites „Inflictet“ – zumindest aber ist das vierte Album von CAVALERA CONSPIRACY ein vitaler Beweis dafür, dass man die Cavaleras noch lange nicht abschreiben sollte: Fetter Sound, fette Riffs und Max‘ unverwechselbare Stimme sorgen auch diesmal für das typische Cavalera-Feeling. Vergleichsweise vielseitigiges und dynamisches Songwriting – genau das also, woran es „Archangel“, aber auch den letzten beiden Werken von CAVALERA CONSPIRACY gemangelt hatte – lassen „Psychosis“ darüber hinaus zum besten Cavalera-Release seit „Dark Ages“ avancieren. Bleibt eigentlich nur die Frage, wann Max seinen Bruder Iggor endlich zum Soulfly-Drummer macht und das unsinnige Doppelspiel mit Soulfly und CAVALERA CONSPIRACY beendet.

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Wertung: 8.5 / 10

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