Albumcover CATTLE DECAPITATION

Review Cattle Decapitation – Terrasite

Wenn es um eklige Cover-Artworks geht, haben CATTLE DECAPITATION die Nase weit vorne: Mit ihrem Artwork zum jüngsten Album „Terrasite“ verschrecken die Kalifornier aus San Diego potenzielle Hörer schon vor dem Öffnen der CD-Hülle – nur um den Schreckmoment auszuweiten, sobald der erste Ton ihrer nunmehr zehnten Platte ertönt. Denn so bekannt widerlich das Cover anzusehen ist, so bekannt brutal ist auch der musikalische Inhalt eines CATTLE-DECAPITATION-Albums.

Mit einer ähnlich langen Spielzeit wie der Vorgänger „Death Atlas“ ausgestattet, knackt auch „Terrasite“ die 50 Minuten-Marke, inklusive dem Long-Track „Just Another Body“ als letzten Song der Platte. Bis dahin muss man allerdings erstmal durchhalten, denn wie zu erwarten war, bieten CATTLE DECAPITATION auch auf ihrer neuesten Veröffentlichung kein Easy-Listening an, nicht einmal für Metal-Hörer selbst.

Mit seiner Mischung aus überdeutlichen Prog-Death-Anleihen, unzähligen Grindcore-Ausbrüchen und melodischen Refrains mit Klargesang hat sich das Quintett mit seinen letzten Alben einen eigenwilligen, aber dadurch auch unverkennbaren Sound angeeignet, der im direkten Vergleich zu den ersten Platten von CATTLE DECAPITATION stark an technischer Versiertheit gewonnen hat. Aber nicht nur das. Denn täusche ich mich oder werden die Refrains von Album zu Album grandioser? Schon mit der Single-Auskopplung „Scourge Of The Offspring“ haben die US-Amerikaner vor Albumveröffentlichung ordentlich Appetit auf die schmackhaftesten Ohrwümer gemacht, die derzeit im Brutal-Death-Bereich aufgetischt werden.

Erstaunlich ist außerdem, dass das Quintett um Sänger Travis Ryan nicht nur mit mächtigen Melodien, sondern auch mit harmonischen und stimmigen Übergängen zwischen den Motiven aufwarten kann. Über den Aufbau und vor allem den Verlauf eines Songs wie „The Insignificants“ könnte man Abhandlungen schreiben: Zu Beginn ein klassisch aufgebauter Death-Metal-Song in modernem Gewand, wächst der Track im weiteren Verlauf seiner fünfminütigen Spielzeit zu einem Opus mit epischem Twist im Finale an.

Natürlich ist der melodische Mittelteil ihrer Stücke eine nicht mehr überraschende, sondern schon liebgewonnene Charaktereigenschaft ihrer Songs, dennoch schaffen es CATTLE DECAPITATION auf „Terrasite“ einmal mehr, sie durchgängig spannend in Szene zu setzen. Sorge, dass den Amerikanern dabei der Grindcore-/Brutal-Death-Anteil ihrer Tracks verloren gegangen sein könnte, ist unbegründet, wie die durchgängig auf Anschlag gespielte Doublebass in „And The World Will Go On Without You“ oder der weiteren Single-Auskopplung „Solastalgia“ zeigt. Mit dem zehnminütigen „Just Another Body“ leiten CATTLE DECAPITATION das Ende des Albums ein; Klavier- und Streicherpassagen treffen dabei auf Rhythmuswechsel und sogar einen sanft singenden Travis Ryan.

Ihre zehnte Veröffentlichung haben CATTLE DECAPITATION ihrem 2022 verstorbenen Schlagzeuger und Gitarristen aus Anfangstagen, Gabe Serbian, gewidmet. „Terrasite“ ist deshalb nicht nur ein starkes Jubiläumsalbum für die Band, sondern auch ein besonderes, persönliches Werk für die Mitglieder dahinter.

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Wertung: 9 / 10

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Ein Kommentar zu “Cattle Decapitation – Terrasite

  1. Nachdem ich Death Atlas bei weitem nicht ausnahmslos stark fand, war ich mehr als positiv überrascht. Eher sogar begeistert. Für mich ist das ihr bestes Album bisher, sogar noch vor „The Anthropocene Extinction“. Das Verhältnis aus Groove, Brutalität, Melodie und Eingängigkeit war nie zuvor so on point wie hier und das dürfte auch gesangstechnisch das Beeindruckendste sein, was Travis Ryan bisher abgeliefert hat. Und das betrifft sowohl die Goblin-Passagen (die dieses Mal bei mir wirklich eine 100% Trefferquote haben) als auch den gutturalen Gesang. Gab es jemals ein fieser gerolltes, garstigeres R als bei „Geyserrrrrr of light peers through the darkness“ im Song „A Photic Doom“?

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