Ich denke über den Werdegang von CATAMENIA muss ich nicht so viele Worte verlieren. Die Finnen sind zwar vielleicht nicht berühmter als Jesus, aber gehört sollte man als Freund der extremeren Metal Klänge den Namen doch mal haben. 2008 war ein interessantes Jahr für den (im Augenblick) Fünfer aus Oulu, warfen sie doch ihren langjährigen Sänger Olli-Jukka Mustonen heraus, damit Gitarrero Ari Nissila diese Position ab sofort und auf dem aktuellen Album übernehmen kann. Nicht so tragisch, war Mustonen doch schon auf dem Vorgänger „Location: COLD“ krankheitsbedingt mehr schlecht als recht zu hören. Jetzt ist er wie gesagt ganz raus und neben Nissila ist Kari „Kakke“ Vähäkuopus, der schon auf dem Vorgänger cleanen Gesang beisteuerte, festes Bandmitglied geworden. Glückwunsch.
Oder auch nicht, denn… ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das so eine gute Entscheidung der Band war. Oder um es ganz unumwunden zu sagen: schlechte Idee, Jungs. Auch wenn ich nicht alles, was auf „VIII: The Time Unchained“, dem – wie die römische Zahl andeutet – mittlerweile achten Album der Nordmänner, nicht stimmt, den Besetzungswechseln zuschieben möchte. Denn, um das vorweg zu nehmen, stimmen tut hier eine ganze Menge nicht. Dabei fängt theoretisch alles so nett an. „Garden of Thorns“ hat ein paar sehr coole Riffs (vor allem im Refrain), obwohl man wohl sagen muss, dass alles irgendwie wie schon mal gehört klingt. Aber das war bei CATAMENIA ja eigentlich nie anders. Die frostige Atmosphäre, die die Musik der Finnen schon immer ausmachte, wird jedenfalls gut transportiert, trotzdem hab ich so meine Schwierigkeiten mit dem Song: Er ist einfach kein guter Opener. Ja, er hat nette Riffs und Gesangslinien, aber er ist einfach nicht knallig genug, um die CD auf einer guten Note starten zu lassen. Aber immerhin passt hier der klare Gesang noch einigermaßen.
Der baut im Folgenden nämlich ganz extrem ab. Während Vähäkuopus sich bei „Alive… Cold… Dead!“ noch dezent zurückhält, wird seine Gesangsleistung nach und nach immer penetranter… und unpassender. Bis sie im Intro von „Fallen“ ihren traurigen Höhepunkt erreicht. Ich bin ja jetzt per se niemand, der die Entwicklung einer Band verteufelt, aber was CATAMENIA hier getan haben ist in meinen Ohren ein ganz extremer Schritt in die falsche Richtung. Die generischen Akustikgitarrenriffs des Songs verbinden sich mit dem schwachbrüstigen Gesang zu etwas, das mich an melancholischere Lieder von neumodischen Rockbands à la Hoobastank oder Lostprophets erinnert. Ich will jetzt auch gar nicht sagen, dass das per deffinitionem schon mal was schlechtes wäre, aber hier passt es einfach absolut nicht und CATAMENIA jagen damit konsequent die schöne Atmosphäre, die ihre Alben bisher immer ausgemacht hat, komplett zum Teufel.
Mit dem folgenden „Uhrimalja“ machen sie zwar wieder Boden gut, das hat nämlich ein paar extrem coole Passagen, aber allgemein bewegen die Finnen sich mit ihren neuen Kompositionen auf sehr glattem Eis – und schaffen es leider nicht, die Balance zu halten. Wieder und immer wieder haut’s die Songs auf „VIII“ auf’s Fressbrett und das liegt – wie oben angedeutet – nicht nur an dem teilweise schmerzhaft unpassenden Klargesang, sondern allgemein daran, dass die Jungs scheinbar irgendwie das Komponieren verlernt haben. Was ich über „Garden of Thorns“ schrieb kann man nämlich beinahe 1:1 auf jeden anderen Track der Scheibe übertragen: nette Riffs ja, aber irgendwie fehlt der Wumms dahinter, es gibt einfach keinen Track (außer ansatzweise vielleicht „Road of Bones“ und „Uhrimalja“) wie „Closed Gates of Hope“, „The Ancient“ oder „Hollow Out – Chaos Born“, der einen wie ein Faustschlag ins Gesicht trifft und sagt „Hy, wir sind Catamenia, stirb!!!“. Was CATAMENIA hier zusammengeschrieben haben ist einfach zu brav, um sich mit den Großtaten ihrer früheren Diskographie messen zu können.
Was dem ganzen schlechten Eindruck weiterhin zuträglich ist, ist das Fehlen des Keyboards, womit die Jungs sich auf dem Promozettel so sehr brüsten… Wieso, frag ich mich. So grimmig war die Musik noch nie, dass man’s auf einmal den Puristen recht machen müsste und auf Tasteninstrumente verzichtet. Und wenn’s daran liegt, dass das Instrument auf der „Location: COLD“ eher suboptimal eingebunden wurde, dann hängt das in meinen Ohren nicht damit zusammen, dass es einfach nicht gepasst hätte, sondern dass der damalige Keyboarder Tero Nevala vielleicht betrunken war (ja, beim Titeltrack des Albums war die Keyboardspur ziemlich krumm, schief und außerdem aus dem Takt…). Vielleicht haben sie auch einfach niemanden finden können, der das Ding bedienen kann und versuchen das jetzt mit einer grimmigen Aussage zu entschuldigen, keine Ahnung, es ist jedenfalls sehr schade. Denn durch das Fehlen des Keyboards geht einfach ein ganzes Stück Epik flöten und das Soundbild der CD wirkt an vielen Stellen wesentlich leerer, als man es von den vorigen Alben der Band gewohnt ist. Da hätte man einiges mehr rausholen können.
Das neuste Opus der Finnen endet übrigens (zumindest in der limitierten Edition) mit drei Coversongs, einer von Faith No More, einer von Apulanta und einer von Shitter Limited. Ersterer und letzterer sind völlig vergessenswert (wenn nicht sogar unanhörbar), zweiterer glänzt durch ein paar ganz nette Ideen, ist aber nicht mehr als solides Mittelmaß. Und diese Worte kann man jetzt guten Gewissens auch auf die komplette CD übertragen. „VIII: The Time Unchained“ ist uninspiriert, kompositorisches Mittelmaß und leistet sich ein paar so grobe Schnitzer, dass ich manchmal am liebsten in die CD beißen würde. Hoffen wir, dass es sich hierbei um einen Ausrutscher von CATAMENIAs Seite handelte, eins ist die CD jedoch zweifelsohne: die schlechteste, die der Fünfer bislang herausbrachte.
Wertung: 4 / 10