Das eher durchwachsene Debüt „Love Is Not Enough“ der Briten CASEY drehte sich um die persönlichen Beziehungserfahrungen von Sänger Tom Weaver. Mit dem Zweitwerk „Where I Go When I Am Sleeping“ widmet sich die Band den physischen und seelischen Leiden ihres Frontmanns, der mit brüchigen Knochen geboren wurde, mit 15 an Colitis ulcerosa erkrankte oder im Alter 20 die Diagnose manische Depression erhielt. Auch im Artwork spiegelt sich diese düstere Seite seines Lebens wieder.
Neben den bereits genannten Gebrechen erlitt der Musiker einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und war Opfer eines Verkehrsunfalls, der sein halbes Gesicht zerquetschte. Bis heute quälen Weaver diese Erfahrungen, weshalb er beschloss diese musikalisch zu verarbeiten. Entsprechend melancholisch beginnt der Longplayer mit „Making Weights“, das hauptsächlich vom Gesang lebt und nur mit dezenten Gitarren und Synthie-Flächen unterlegt wurde. Im Anschluss folgen die Waliser aber wieder ihren bereits bewährten Strukturen aus melodischem Hardcore und Alternative Rock. Durch ihre Grundatmosphäre wirken die Songs authentischer und damit wesentlich durchdringender.
„Fluorescents“ ist zu Beginn eine rockige Power-Ballade, die im Mittelteil eine geradezu wütend-stumpfe Shout-Einlage liefert. Auch die Gitarrenarbeit des Titels ist nicht zu verachten, gerade die leisen Töne wissen zu überzeugen. Im Gesamtbild stehen die ruhigen Töne und die Melancholie, die derartige Schickssalsschläge mit sich bringen, doch deutlich im Vordergrund: „Flowers By The Bed“ erinnert stückweise an Atreyus „The Theft“ und „Needlework“ drückt stark auf die Tränendrüse. Gerade im Mittelteil des Albums ähneln sich die einzelnen Songs sehr stark, was den Hörgenuss doch eindeutig schmälert. „The Funeral“ trifft dabei den Nagel auf den Kopf – von dieser Machart hätte es gerne mehr sein können. Auch der instrumentale Titelsong im Post-Rock-Stil lässt aufhorchen.
Etwas mehr Mut zu den wütenden Momenten, die Krankheiten und Verletzungen in einem hervorrufen, hätten „Where I Go When I Am Sleeping“ gut getan. Trotzdem haben CASEY an ihrem musikalischen Schaffen geschraubt und erschaffen eine das Thema treffende wehmütige und intensivere Atmosphäre, als sie das Debüt bieten konnte. Trotzdem täten die Waliser gut daran die Shouts bzw. Screams und Klargesang noch ausgeklügelter zu vermischen, damit der Hörer auch über Albumlänge bei der Stange gehalten werden kann.
Wertung: 6.5 / 10