Review Carach Angren – Franckensteina Strataemontanus

Eigentlich konnte man CARACH ANGREN ja nie so recht ernstnehmen. Obwohl sich das Bandkonzept der niederländischen Symphonic-Black-Metaller seit jeher um die Vertonung morbider Schauermärchen dreht, war bislang doch keines ihrer Alben wirklich furchteinflößend. Als seichtes Grusel-Entertainment funktionierten die alles andere als subtilen, teils bewusst, teils unfreiwillig komischen Veröffentlichungen des Trios bis einschließlich „This Is No Fairytale“ (2015) jedoch ausgesprochen gut. Mit dem weniger ausgefeilten und thematisch inkonsistenteren „Dance And Laugh Amongst The Rotten“ (2017) haben CARACH ANGREN zuletzt jedoch viel von ihrem Unterhaltungswert eingebüßt. Der Nachfolger „Franckensteina Strataemontanus“ hat folglich einiges wettzumachen.

Das sechste Album der kurz vor dem Release auf ein Duo geschrumpften Band macht zu Beginn erneut skeptisch: Nach dem obligatorischen Intro, das mit seinem erzählerischen Spoken-Word und seiner sanften Orchestrierung eher wundersam als bedrohlich klingt, gehen CARACH ANGREN auf „Scourged Ghoul Undead“ wie zuletzt betont brachial und ohne ihr einstiges Fingerspitzengefühl zu Werke. Mehr denn je setzen die Niederländer auf gutturalen Gesang im tieferen Register und mit stumpfer Gewalt gespielte Gitarren und Drums, während Ardeks bombastische Symphonic-Keyboards zwar ständig mitlaufen, aber nur selten die Führung übernehmen. Anstatt auf diese Weise die Möglichkeiten eines extremeren Black-Metal-Sounds auszureizen, halten CARACH ANGREN sich hier abermals vermehrt mit gemäßigten Mid-Tempo-Nummern auf, die im Vergleich zu den dramatischeren Stücken oftmals ziemlich blass dastehen („Monster“).

Ausgeklügelte Melodien und Orchesterarrangements findet man bis zum abschließenden Achtminüter „Like A Conscious Parasite I Roam“ nur sporadisch und im besagten Stück klingen sie wiederum derart anmutig, dass der Bezug zu den schauderhaften Texten verloren geht. Dass manche der Songs inhaltlich nichts mit dem übergeordneten Textkonzept um Johann Konrad Dippel und seinem möglichen Bezug zur Figur des Dr. Frankenstein zu tun zu haben scheinen („Operation Compass“), ergibt zudem leider ein ebenso unstimmiges Bild wie die übertrieben sterile Produktion, die keinerlei Raum für das im Horror-Genre unerlässliche Gefühl der Ungewissheit lässt.

„Franckensteina Strataemontanus“ hat trotz allem aber auch sein Gutes: Im knackigen Titeltrack bestechen CARACH ANGREN mit bizarren Klaviertönen, das stampfende „The Necromancer“ gehört mit seinen gespenstischen Keyboards zu den düstereren Tracks der Platte und auf „Sewn For Solitude“ hebt die Band mit traurigem Geigenspiel und Klargesang den tragischen Aspekt des thematisierten Ungetüms hervor.

Nach dem alles andere als denkwürdigen „Dance And Laugh Amongst The Rotten“ stellt „Franckensteina Strataemontanus“ mit seiner Handvoll Highlights zumindest eine geringfügige Verbesserung dar. Dennoch ist es CARACH ANGREN abermals nicht gelungen, an die musikalische Raffinesse ihrer früheren Alben anzuknüpfen. In kompositorischer Hinsicht ist „Franckensteina Strataemontanus“ leider ebenso grobschlächtig wie Frontmann Seregors Texte es schon immer waren. Und da wir schon beim Thema Texte sind: Langsam sollten CARACH ANGREN wirklich einsehen, dass Sprechpassagen in holprigem Deutsch wie jene in „Der Vampir von Nürnberg“ nicht unheimlich, sondern einfach nur albern klingen.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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