Review Cannibal Corpse – Kill

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Death Metal

Unermüdlich bringen die US-amerikanischen Flaggschiff-Deather CANNIBAL CORPSE seit nunmehr 16 Jahren kontinuirlich ihre Werke ins Regal. Zwar wird die Band von vielen Fans mittlerweile nicht mehr derart abgefeiert, wie zu Zeiten der „Bleeding“, aber die fleißig tourenden Amis arbeiten hart, um sich wieder ins Obergeschoss ihres Genres zu spielen. Nach dem vielerseits schwach empfundenden Vorgänger „The Wretched Spawn“ heißt das neueste Eisen schlichtweg „Kill“. Wer das wirklich interessant aufgebaute Digipak sein Eigen nennt, der darf sich neben 13 neuen Songs auch über eine Live-DVD mit einem 2004er Konzert aus Strasburg freuen. Dieser Freude wird ganz zum Schluss noch die Krone aufgesetzt, wenn CANNIBAL CORPSE als Konzertabschluss ihren vielleicht größten Hit „Hammer Smashed Face“ vor den jubelnden Fans abfeuern. Allein wegen dieses Titels lohnt es sich die ein, zwei Euro mehr für das Digipak auszugeben, da dieser Titel hierzulande bekanntlich indiziert ist und Corpse sich vor deutschsprachigem Publikum strikt an dieses Verbot halten, wenn auch mal nebenbei eine Instrumentalversion dessen geboten wird.

Auf Anhieb kann man hören, dass CANNIBAL CORPSE ohne ihren ausgestiegenden Gitarristen Jack Owen eine ganze Spur schneller zuwerke gehen. Die langsameren, bärenstark arrangierten Riffs aus seinen Händen bleiben auf der „Kill“ ziemlich auf Strecke. Gerade Owens Spielart machte den Gitarrensound der Band zu etwas Besonderem. Die nun generell schnellere Spielart von Pat O’Brian und Rob Barrett stört aber keineswegs. Die Songs sind etwas einfacher gestrickt und gehen ganz ohne Umweg direkt auf die Zwölf. Die sofort hängenbleibende Riffwand des Songs „Death Walking Terror“ war das einzige, was mir nach den ersten Durchgängen der Platte wirklich im Gedächtnis blieb. Auffällig ist zudem, dass der Corpsegrinder sein zuletzt wirklich übertriebendes Screaming auf der neuen Platte stark einschränkt, was dem Gesamteindruck wirklich gut tut. Vielleicht mag jemand sein Gekreische total vergöttern, ich kann daran allerdings kaum etwas tolles finden, zumal er mit seinen Growls ohnehin schon für eindeutige Zuordnung sorgen kann. Natürlich stört es mich nicht, wenn er die Screams ab und zu mal einsetzt, denn im Falle von „Five Nails Through The Neck“ passt der eingeschobene Urschrei zugegeben ziemlich gut.

Die Spieldauer der Songs und somit logisch auch die Albumlänge ist recht kurz. Einzig der rein instrumentale Rausschmeißer „Infinite Misery“ knackt die 4-Minutengrenze. Viel ist zum neuen Eisen der Kannibalen leider nicht mehr zu sagen. Definitiv ist „Kill“ kein mislungenes Album, aber es ist einfach ein für meine Begriffe uninspirierter Aufwasch der vergangenen Jahre. Völlig unverständlich ist zudem, dass man mit Alex Webster einen der genialster Bassisten des Sektors überhaupt in den Reihen hat, aber dieser fast überhaupt nicht zu hören ist. Mir gefiel der Sound auf der umjubelten „Bleeding“ schon aufgrund der vordergründigen Bassläufe, wie es auch bei Death oder Atheist Sitte war. Schade drum. „The Disciple Of Revenge“ bietet zum Anfang dahingehend eine Ausnahme.

Für jene Leute, die nach wie vor Freund von CANNIBAL CORPSE sind, kommt diese Kritik sicherlich sehr negativ. Um zum Abschluss noch etwas zu entschärfen: „Kill“ ist eigentlich genau das, was man heute von Corpse verlangen kann. Viel Spielraum für Innovation ist dem klassischen Death Metal nach etwa zwei Dekaden einfach nicht mehr gegeben. Man kann sich die Scheibe auch gut anhören, da es unverkennbar Corpse sind, aber es hört sich vieles zu ähnlich an und wirklich atemberaubende Riffs vermisse ich ebenso wie das angesprochene Bassspiel Websters.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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