Mit ihrem Debüt „Smile“ gaben CANE HILL ein eher ernüchterndes Bild ab: Zu durchschaubar, zu austauschbar und wenig eigenständig präsentierte sich die Musik des Vierergespanns. Mit dem neuen Longplayer „Too Far Gone“ haben sie nicht nur ein insektoides, weniger verstörendes Artwork im Gepäck, sondern möchten auch eine Zeit ihres Lebens verarbeiten, die von Drogen und dem Glauben unbesiegbar zu sein dominiert war. Persönlichere Töne, die sich hoffentlich auch musikalisch niederschlagen.
So startet das Album mit dem Titelsong „Too Far Gone“ zwar etwas chaotisch, aber der Titel entwickelt sich zu einer schmissigen Nummer. Auch das folgende „Lord Of Flies“ kann mit seinen groovenden Gitarren, aber vor allem durch den warmen Gesang im Refrain punkten. In Sachen Vocals hat die Band eine deutliche Schippe im Vergleich zum Debüt zugelegt. Das zeigt sich im abwechslungsreichen „Singing In The Swamp“ ebenso wie in dem teilweise an Fear Factory erinnernden „Erased“ mit seinem Leise-Laut-Schema. Ansatzweise finden Shouts und Screams Einzug in das Repertoire von CANE HILL, werden aber nicht überstrapaziert.
Auch mit elektronischen Spielereien kann die Band punkten, wenn diese auch nur dezente Hintergrundbeschallung sind, so dominieren sie doch unbemerkt den Charakter des jeweiligen Songs („Why?“). Die Einflüsse des Crossover sind etwas zurückgefahren worden, werden dafür aber doch gezielter eingesetzt und werten sich dadurch selbst stark auf. Als Beispiel hierfür kann das mit einem starken Solo versehene „It Follows“ genannt werden. Am Ende ziehen die Songs bezüglich des Härtegrades nochmal ordentlich an, bewegen sich mal im Thrash Metal („Scumbag“) oder erinnern an frühe Slipknot („Hateful“), ehe mit „The End.“ das Album mit deutlichen Progressive-Rock-Tendezen ausklingt.
CANE HILL spielen mit „Too Far Gone“ sicherlich immer noch nicht in der höchsten Liga des Alternative Rock mit Crossover-Einschüben, dennoch konnten sie ihre Qualität und Abwechslung deutlich verbessern. Das liegt sicherlich auch an der persönlichen Note der Songs, aber ebenfalls an den mit jeder Menge Groove versehenen Gitarrenriffs, einem erstarkten Elijah Witt an vorderster Front und nicht zuletzt dem weiteren Abkapseln von großen Vorbildern und einem damit einhergehenden eigenständigeren Sound. Weiter so, CANE HILL. „Too Far Gone“ ist ein Schritt nach vorne, der aber trotzdem die Vorliebe für die 90er- bzw. frühen 2000er-Jahre nicht versteckt.
Wertung: 7.5 / 10