Jüngst erschien ein Schmankerl für CANDLEMASS-Fans der jüngeren Generation und solche, die den Release des Originalalbums verpassten: „From the 13th Sun“ von 1999 wurde als Doppel-LP neu aufgelegt, und zu den neun Liedern des Originals gesellen sich nun noch drei Demo-Songs in guter Soundqualität. Wer keinen schicken Plattenspieler daheim hat, wird versuchen müssen, eine der ursprünglich gepressten CDs zu ergattern.
Zu Beginn erstmal ein großes Lob an die Gestaltungsabteilung, die sich für die Gatefold-Hülle verantwortlich zeigt: Das Artwork passt perfekt zur Musik in seinem bedrohlichen Rot und mit dem verästelten Gewirr (Adern?). Die beiden Schalllplatten präsentieren sich in appetitlichem Kirschrot (Fruchtdrops!) und edlem Silber-Grau.Der Blick auf die Besetzung ruft bei mir als CANDLEMASS-Späteinsteiger Verwirrrung hervor: Wer sind die denn? Lediglich Bassist Leif Edling ist auch auf der letzten Veröffentlichung „King Of The Grey Islands“ zu finden, alle anderen sind mir unbekannt; weiterhin irritiert die Tracklist mit recht befremdlichen Titeln. Und auch während des Hörens kann ich hier nur ganz selten Parallelen zu den CANDLEMASS von 2007 entdecken. Während man heutzutage fast rockig und straight daherkommt, klingt das Werk von 1999 um einiges experimenteller. Es sind immer wieder elektronische, wabernde Klänge zu hören, beispielsweise beim Opener „Droid“, doch es gibt auch bleischwer groovende Nummern wie „Cyclo-F“ (inklusive Drumsolo von Jejo Percovic) und richtig „undoomig“ schnelle Passagen im Wechsel mit hypnotischen Flüstergesang-Teilen bei „Tot“.
Etwas anderes ist jedoch auf positive Weise höchst auffällig: CANDLEMASS erinnern hier stellenweise frappierend an die Doom-Pioniere von Black Sabbath! Der offensichtliche Grund dafür: Sänger Björn Flodquist klingt absolut wie Ozzy Osborne, nur noch ein paar Nuancen besser, und „Cyclo-F“ könnte wirklich glatt von Sabbath übernommen sein, ebenso Passagen aus „Tot“, „Droid“ („Who knows the troubled one that knows? / Prophets come and prophets go“) und „Elephant Star“. Wer die Altmeister mag, wird also zumindest mit den genannten Stücken überaus glücklich.Über große Strecken ist „From the 13th Sun“ jedoch auch recht schwere Kost – Doom Metal an sich ist ja schon für viele zu viel des Guten, und dann kommt durch die Elektronik und einige andere Elemente (bspw. dauerhaft in Rückkopplungen „umkippende“ Gitarren) ein experimenteller Einschlag hinzu (Ausnahme sind die drei Demotracks), der den einen oder anderen dann überfordern dürfte – wer Easy Listening sucht, ist hier definitiv falsch! Zwar kann man die Musik durchaus auch nebenbei genießen, aber am besten erst dann, wenn man der Platte (bzw. den Platten) vorher ein paar Mal aufmerksamer gelauscht hat.
Doom-Freunden dürfte dieses Album auf jeden Fall gefallen, vielleicht auch Freunden experimenteller Musik. Wer erst kürzlich auf CANDLEMASS aufmerksam geworden ist, also mit dem selbstbetitelten Album oder mit „King Of The Grey Islands“, und nun tiefer in die Bandgeschichte eintauchen will, der sollte dringlichst vorher probehören, ob er mit diesem früheren Werk etwas anfangen kann, denn viele Gemeinsamkeiten gibt es nicht. Für sich gesehen handelt es sich bei dieser Doppel-LP jedoch um eine gelungene Neuauflage eines sehr gelungenen Albums.
Wertung: 8 / 10