Review Caliban – Zeitgeister (EP)

Seit mittlerweile 24 Jahren treiben die Jungs von CALIBAN bereits ihr Unwesen und liefern dabei spätestens alle zwei bis drei Jahre eine neue Veröffentlichung ab. Dabei kommt es neben Glanzstunden wie „I Am Nemesis“ (2012) auch mal zu schwachem Output, wie die letzte Platte „Elements“ (2018) bewiesen hat. Nun steht mit „Zeitgeister“ die neueste EP der Nordrhein-Westfalen in den Startlöchern und man darf gespannt sein, ob CALIBAN zu alter Stärke zurückgefunden haben oder nicht.

Mit etwa einer halben Stunde Spielzeit ist „Zeitgeister“ als eine Mischung aus einer EP und einem Full-Length-Album zu sehen und, wie es der Titel bereits erahnen lässt, komplett in deutscher Sprache gehalten. Die einzelnen Songs sind jedoch keinesfalls komplett neu geschrieben, sondern basieren vor allem auf Nummern der ersten drei Alben, die überarbeitet, mit deutschen Texten versehen und neu aufgenommen wurden. Und diese Frischekur tut den Liedern merklich gut.

Nach dem bedrohlichen und titelgebenden Intro stellen CALIBAN mit „Trauma“ und der tatkräftigen Unterstützung von Nasty-Fronter Matthias “Matthi” Tarnath unter Beweis, wie sehr sie sich seit ihren Anfangstagen entwickelt haben. Das Remake von „Arena Of Concealment“ vom Debüt „A Small Boy And A Grey Heaven“ punktet mit einer gekonnten Mischung aus brettharten Gitarren, Elektro-Parts und einer Rap-Einlage, die wesentlich flüssiger klingt als das holprige Original. „Herz“, eine Neuinterpretation von „I Will Never Let You Down“, erinnert stark an Callejon zu Zeiten ihres Albums „Wir sind Angst“, was natürlich nicht zuletzt am Wechsel von derben Shouts zu klarem Gesang und deutschen Texten liegt. Die drückende Atmosphäre verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.

Im weiteren Verlauf der Scheibe fällt auf, dass CALIBAN die ursprünglichen Lieder in unterschiedlichem Maße abwandeln. Einige Songs, wie „Feuer, zieh‘ mit mir“ (im Original „Between The Worlds“), sind sehr nah am Original gehalten, wohingegen „Nichts ist für immer“ (ursprünglich „All I Gave“) stark verändert wurde und mit wesentlich derberem Sound auffährt. Insgesamt entsteht dadurch der Eindruck, dass die Band Passagen nur geändert hat, wenn dies dem Song am Ende hilft und nicht nur um der Veränderung willen.

Zum Abschluss bieten CALIBAN mit „nICHts“ den einzigen komplett neuen Song dar. Das Lied behandelt das wichtige Thema Depressionen, dem sich Frontmann Andreas Dörner mit Wechseln zwischen Shouts und Klargesang annähert und dem Hörer so die Hoffnungslosigkeit und die Wut, die dem Text innewohnt, näherbringt.

Insgesamt ist „Zeitgeister“ die interessanteste Veröffentlichung von CALIBAN seit langer Zeit. Die Neuinterpretationen wirken gut durchdacht und keinesfalls wie ein lauwarmer Aufguss der originalen Songs. Hoffentlich kann auch das nächste reguläre Album dieses Niveau erreichen.

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