Ähnlich wie ihre Kollegen Glacier brachten es auch die U.S.-Metal-Urgesteine BYFIST in erster Inkarnation nicht auf ein volles Album, sondern lediglich auf zwei EPs. Das ist sicherlich nicht nichts, für den Metal-Olymp reicht es aber auch nicht. 2020 möchte Gitarrist und Gründungsmitglied Nacho Vara diesen Makel offenbar ausgleichen, weshalb er unter altem Banner neue Musiker um sich scharte – darunter u. a. der Shadowkeep-Bassist Stony Grantham. Zusammen mit denen nahm er das Album „In The End“ auf und so veröffentlichen BYFIST 33 Jahre nach Gründung endlich ihr erstes volles Album.
Auf „In The End“ bieten BYFIST einen Querschnitt durch so ziemlich alles, was den U.S. Metal ausmacht – dass die Truppe dabei nicht selten klingt wie viele ihrer Zeitgenossen, lässt sich bei solch einer Zusammenschau kaum vermeiden. So erinnert etwa „Unconcious Suicide“ stark an Vicious Rumors zu Zeiten von „Soldiers Of The Night“, das düstere „Epitaph“ hat viel von Helstar und das eher episch angelegte „Ship Of Illusion“ ruft vom ersten Ton an die New Yorker Hittman ins Gedächtnis. Es lässt sich also recht schnell feststellen, dass die Texaner mit ihrem Erstlingswerk kaum bestrebt sind, ihr Genre zu revolutionieren. Vielmehr scheint es, als wollte die Truppe mit dieser Platte sagen: Seht her, wir wissen ganz genau, worum es im Genre geht.
Zumindest diese Botschaft kommt sofort an, denn BYFIST haben zweifelsohne alle Vorteile auf ihrer Seite: Schon im klar von der NWOBHM inspirierten Opener „Universal Metal“ spielen sich die Herren mit treibendem Riffing, erhabenen Melodien und großen Mitsing-Refrains direkt in die Herzen der traditionsbewussten Hörerschaft. Denn die Mannschaft aus San Antonio mag vielleicht nichts Neues bieten, aber sie versteht sich bestens auf stil- und treffsicheres Songwriting und weiß das Ganze auch mit viel Energie rüberzubringen. Letzteres bewerkstelligt in erster Linie Gitarrist Ernie B., der auf „In The End“ einen verflucht flotten Darm zupft und in jeder der acht Nummern mit spektakulären Leads punkten kann.
Obendrein beschäftigen BYFIST mit Frontmann Raul Garcia einen Sänger, der sich zwar nicht im Geringsten von seinen Genre-Kollegen abhebt, somit aber auch über die perfekte U.S.-Metal-Stimme verfügt. Und die weiß er zu benutzen: Neben seinem durchgehend kraftvollem Gesang gelingen dem Mann nämlich extrem hohe Screams, die ebenfalls sehr zur Energie des Gebotenen beitragen – diese Kombination rückt BYFIST abermals in die Nähe ihrer Mitstreiter Vicious Rumors. Dass er auch anders kann, beweist Mr. Garcia in ruhigeren Momenten wie „Ship Of Illusion“, die er teilweise sogar souveräner meistert als manch bekannterer Vertreter seiner Zunft.
Ja, BYFIST sind zweifelsohne „eine weitere U.S.-Metal-Band.“ Dass daran absolut nichts verkehrt sein muss, zeigt sich, wenn man den Satz wie folgt erweitert: BYFIST sind eine weitere gute U.S.-Metal-Band. Natürlich lässt sich nicht leugnen, dass die Burschen aus Texas fast durchgehend stark nach anderen Bands der Sparte klingen – man mag vielleicht nicht immer mit dem Finger darauf zeigen können, aber an Schon-mal-gehört-Momenten mangelt es „In The End“ sicher nicht. Vor diesem Hintergrund ist der Truppe allerdings ein ebenso energiegeladenes wie abwechslungsreiches – schließlich klingen sie nach sehr vielen verschiedenen anderen Bands – Album gelungen. BYFIST wollen und werden das Genre sicher nicht umkrempeln, aber sie haben definitiv die Aufmerksamkeit aller Fans desselben verdient.
Wertung: 7 / 10