„Der Mann in schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann…“ Nein, um den „Dunklen Turm“ von Stephen King geht es hier ebenso wenig wie um den finsteren Herrscher aus Mordor – BURNING WITCHES besingen ganz klassisch den Teufel, Dämonen und mittelalterliche Gefahren. Vor gerade mal sechs Jahren haben die fünf Schweizerinnen ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und mit „The Dark Tower“ legen sie bereits ihr fünftes Album vor, sie haben also nach wie vor viel zu erzählen. Die Musikalische Ausrichtung gehen sie dabei konsequent weiter und zelebrieren den klassischen Heavy Metal der Achtziger mit offensichtlichen Vorbildern wie Judas Priest, Iron Maiden oder Grave Digger.
Auch wenn sich bei den Hexen nichts geändert hat, entsteht gleich beim straighten Opener „Unleash The Beast“ der richtige Eindruck, dass sie musikalisch gereifter und zielstrebiger zu Werke gehen. Waren die Vorgänger oft noch etwas zu holprig, zu unstrukturiert oder zu chaotisch, ist „The Dark Tower“ von Anfang an eine runde Sache. Die Hooks setzen sich fest, die Riffs krachen mächtig, die Breaks sitzen an den richtigen Stellen, die Soli machen Spaß – BURNING WITCHES wissen jetzt besser als je zuvor, wie ihr klassischer Heavy Metal klingen soll. Zudem zeigt nicht nur „Unleash The Beast“ mit rasanten Gitarrenduellen eine deutliche Thrash-/Speed-Schlagseite, auch insgesamt ist Album Nummer sechs das wohl bislang härteste der Truppe.
An Abwechslung mangelt es der Scheibe nicht, die BURNING WITCHES bedienen das gesamte traditionelle Feld. Mit der gar nicht so heimlichen Accept-Hommage „Renegade“ lassen sie es etwas gemächlicher angehen, auch der heftig groovende Titeltrack bewegt sich im gemütlichen Midtempo. Dass bei „World On Fire“ Rob Halford im Geiste am Songwriting beteiligt war, lässt sich kaum von der Hand weisen und die Feuerzeugballade „Tomorrow“ würde auch Metal-Queen Doro Pesch ausgezeichnet stehen. Der galoppierende Skakkato-Groove von „Heart Of Ice“ bläst zudem mit erfrischendem Power-Metal-Wind daher.
So aggressiv wie beim Opener oder „Doomed To Die“ sind BURNING WITCHES nicht immer, eine gewisse Grundaggressivität bringt aber allein der Gesang von Fronthexe Laura Guldemond. Angriffslustig keift sie oft ihre Texte – das ist nicht verkehrt, gerne dürfte sie aber mehr auf ihre normale Gesangsstimme zurückgreifen. Ihr aggressiver Gesang klingt zuweilen etwas gepresst und gewollt garstig, vor dem flächendeckenden Einsatz würde etwas Optimierung nicht schaden. Schlecht ist sie bei weitem nicht, das soll nur ein kleiner Kritikpunkt an einer ansonsten starken Scheibe und dem bisher wohl besten BURNING-WITCHES-Album sein.
„The Dark Tower“ macht Spaß und bietet alles, was klassischer Heavy Metal eben bieten soll und will. Traditionalisten sind bei BURNING WITCHES also definitiv auf der sicheren Seite. Nicht jeder Song zündet vollends und entpuppt sich zum Dauerbrenner, aber das ist schließlich auf den meisten der großen Klassikeralben auch nicht anders. Dass etwa der Titeltrack live eine Wucht sein wird und Songs wie dieser auch in vielen Jahren noch mitreißen dürften, ist kaum anzuzweifeln. „The Dark Tower“ ist ein zeitloses, starkes Heavy-Metal-Album ohne Experimente, dafür viel Liebe zum Genre und hohem Wiederhörwert.
Wertung: 8 / 10