Review Burning Point – Empyre

Selbst als Anhänger des Genres, kann man nicht jede Power-Metal-Band kennen. Auch ich nicht. Im Falle von BURNING POINT ist mir dadurch vielleicht in den vergangenen Jahren einiges entgangen, denn „Empyre“ ist bereits der vierte Longplayer der Finnen. Und der hat viel Klasse zu bieten.
Doch langsam eins nach dem anderen. Von BURNING POINTs Grundformation ist im Jahre 2009 nur Sänger und Gitarrist Pete Ahonen übrig geblieben. Beim übrigen Line-Up drehte sich das Besetzungskarussell regelmäßig. Auch zwischen dem Vorgängerwerk „Burned Down The Enemy“ und „Empyre“ gab es wieder zwei Wechsel zu vermelden. Jussi Ontero nahm hinter der Schießbude Platz und Keyboarder Pasi Hiltula, der auch schon desöfteren als Gastmusiker bei BURNING POINT fungierte, verlässt die Pfade des Melodic Death Metal (ex-Kalmah, ex-Eternal Tears Of Sorrow) wohl endgültig, um sich den Wegen des Power Metal zuzuwenden. Auch in Sachen Songwriting hat sich etwas verändert. Lag diese Last bisher ausschließlich auf Ahonens Schultern, haben sich diesmal alle Musiker mit ins Komponieren eingebracht.
So, doch nun genung des Vorgeplänkels. Steigen wir endlich ein in das erste echte Highlight dieses Genres im noch recht jungen Jahr 2009.

Das Album beginnt sehr stimmig mit einer Adaption des Film-Themas von „Der Pate“ als Glockenspiel, das schließlich in ein melodisch-virtuoses Intro übergeht. Der weitere Übergang in den Titeltrack „Empyre“ ist etwas unglücklich gewählt, da hier erst mal hauptsächlich der Groove regiert. Erst im weiteren Verlauf dürfen die Gitarren mit melodischen Leads glänzen. Sehr gelungen sind der hymnische Refrain, der sofort zum Mitsingen anregt, und das Leadsolo.
Diese Merkmale sind es auch, die das Album auszeichnen: Eingängige Riffs, druckvoller Groove, zielgerichteter Aufbau, Ohrwurm-Melodien, tolle Mitgröhl-Refrains und verspielte Soli. Songs wie „Manic Merry-Go-Round“, „Sacrifice“, „Blinded By The Darkness“ und „Only The Wrong Will Survive“ schließen sich augenblicklich diesem Eindruck an. Dennoch begeistern sie alle durch unterschiedliche Feinheiten und Stärken. So sind es bei meinem persönlichen Top-Hit „Blinded By The Darkness“ gerade die Riffs und Licks, die den Hörer ganz automatisch zur Luftgitarre (oder auch zur Realen, wenn denn vorhanden) greifen lassen.
Obwohl sich BURNING POINT in erster Linie dem Melodic Power Metal verschrieben haben, kann man nicht sagen, dass hier ein weiterer Helloween-, Gamma Ray-, oder sonstwas –Klon am Start ist. Die Finnen verfallen nicht so sehr der „Happy“ Metal-Attitude, sondern fassen mehr eingängige Songstrukturen, wie sie in den 80ern verbreitet waren, auf, und verarbeiten sie dynamisch und nach modernen Gesichtspunkten. Die Einheit von harmonischen Melodien und knackiger Power ist dadurch sehr gelungen. Und die Höhepunkte thronen fast einzigartig über den Kompositionen.
Damit auch für etwas Abwechslung gesorgt ist, gibt es natürlich auch Tracks, die sich vom typischen Melodic Power Metal abheben. Das wuchtige „Face The Thruth“ ist stark an Frühwerke von Rage angelehnter „purer“ Power Metal. Durch das Orgelspiel mutet „Fool´s Parade“ nicht nur sehr episch, sondern auch recht nostalgisch an, und die Ballade „Was It Me“ ist natürlich für die gefühlvollen Augenblicke besonders geeignet. „Walls Of Stone“ ist dagegen ein starker Hybrid aus emotionaler Halbballade und grooviger Mid-Tempo-Nummer.

Laut dem Promo-Flyer wird es von „Empyre“ eine limited Edtion mit Cover-Bonus-Tracks geben. Im einzelnen sind dies „Gods Of Iron“ (original von Running Wild), „Nuclear Skies“ (The Rods) und „Let Go“ (Q5). Zum Teil mit Gastmusiker-Beiträgen der Original-Bands. Warum sich das Label im Promo-Schreiben über diese Songs so ausführlich auslässt, sie dem Rezensenten aber vorenthält, ist mir unverständlich. So kann ich hierüber natürlich nichts berichten. Sogar das Kirka-Cover „I´ll Be Yours“, das auf der regulären Version der Scheibe enthalten ist, findet sich nicht auf der Promo. Verstehen kann ich diese Vorgehensweise bei der Promotion nicht, doch das tut dem erstklassigen Eindruck des Albums natürlich keinen Abbruch.

BURNING POINT liefern mit „Empyre“ ein Album ab, das in Sachen Songwriting kaum zu überbieten ist. Alle 11 Tracks (den mir vorenthaltenen Cover-Song mal außen vor gelassen) erhalten von mir mindestens das Prädikat „sehr gut“. Die meisten laufen jedoch unter Spitzenklasse bis perfekt. Besser kann man Melodic Power Metal nicht darbieten, ohne in albernen Klischees des Genres zu versinken.
Neben dem Schreiben toller Kompositionen, verstehen die Musiker natürlich auch ihr technisches Handwerk. Hier ragt wiederum die Leistung von Sänger Pete Ahonen heraus. Ich habe lange überlegt, mit wem man ihn vergleichen kann, ohne dass ich zu einem Ergebnis gekommen bin. Er hebt sich wirklich von der Masse ab. Seine Stimme ist hauptsächlich in den mittleren Lagen beheimatet mit einem rauhen Unterton. Er beherrscht aber auch Ausflüge in höhere und tiefere Gefilde einwandfrei. Sein Timbre ist trotz der Rauheit warm und er kann die Töne schön lange halten. Das unterstützt natürlich das Ausreizen der Refrains, besonders bei den hymnischeren Höhepunkten.
Spätstens nach dem zweiten Durchlauf, war ich versucht, „Empyre“ die Höchstnote zu verpassen. Dass ich jetzt doch um einen Halbpunkt darunter bleibe, liegt nicht etwa daran, dass ich dem Label wegen der komischen Promotion eins auswischen will. Viel mehr will ich BURNING POINT die Möglichkeit geben, beim nächsten Werk noch einen Ticken draufzulegen. Denn ich bin davon überzeugt, die können das tatsächlich.

So, jetzt habe ich selbst für meine Verhältnisse sehr viel Text über „Empyre“ losgelassen, aber es war einfach notwendig, um die Klasse des Albums zu beschreiben. Deswegen mache ich es im abschließenden Fazit kurz: Leute, wenn ihr etwas für Melodic Power Metal übrig habt, kauft euch diese Scheibe!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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